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Jubiläum Jubiläum: Ein glücklicher Mensch als Sammler

Von Gerhard Grulke 14.03.2003, 17:07

Bad Lauchstädt/MZ. - Eine überdimensionale Briefmarke im A-4-Format trägt sein Bild, seinen Namen und den Grund ihrer Herausgabe: Der Glasermeister im Ruhestand, der heute höchst aktive Stadtratsvorsitzende Gerhard Crone ist seit nunmehr 40 Jahren schon der Vorsitzende des Vereins der Briefmarken- und Heimatfreunde Bad Lauchstädt.

Neben besagter Riesenbriefmarke gab es viele Blumen, Glückwunschschreiben und anerkennende Worte für den rührigen Rentner. Der in seiner schier unnachahmlichen ruhigen und gelassenen Art freundlich lächelnd abwinkt, die Schultern hebt und sagt: "Es hat mir eben Spaß gemacht. Ich hatte damals als junger Mensch und habe heute etwas betagter meine Freude an dieser Sache", und fügt sogleich noch ein Zitat an: "Sammler sind glückliche Menschen. Der Ausspruch wird Goethe zugeordnet. Und meine Erfahrung ist, es trifft auch zu." Als der Verein 1947 gegründet wurde, war Crone in der Jugendgruppe.

Vor 40 Jahren, da wurde er noch gefragt, ob er denn nicht den Vereinsvorsitz übernehmen wolle. All die Jahre danach, immer wenn Neuwahlen auf der Tagesordnung standen, wurde es mehr und mehr als Selbstverständlichkeit angesehen, dass er sich zur Wiederwahl stellte und gewählt wurde. Auch die Wende hatte daran nichts geändert. Seinerseits gab es jedenfalls nie einen Protest.

"Es ist alles zu schaffen. Als ich das Geschäft noch führte, das jetzt der Junge hat, als Gemeindekirchenratsmitglied, als Stadtratsvorsitzender seit 1992 und als Vereinsvorsitzender - eine strenge Terminplanung ist das kleine Geheimnis dass all das gut funktioniert", lautet seine Erklärung.

Wurden früher fast ausschließlich des Wertzuwachses wegen Briefmarken gesammelt, so überwiegt heute die Freude an den kleinen gezackten zarten Papierchen. Waren früher Motivsammlungen groß in Mode, so sammelt man heute, so Crone, vor allem Ganzstücke, "Belege", die echt von der Post befördert worden sind. Für Gerhard Crone sind es vor allem heimatgeschichtliche Postbelege, also solche, die mit Bad Lauchstädt in Zusammenhang stehen.

Die Alben füllen mittlerweile ganze Regale. Neben den Marken hat er Briefe und Karten mit mehr als 50 verschiedenen Bad Lauchstädter Poststempeln in seiner Sammlung. Lediglich aus dem Jahre 1923, aus der Zeit der Inflation, da fehlen ihm einige, bedauert er sehr.

Einmal im Monat treffen sich die 22 Briefmarken- und Heimatfreunde, meist 19.30 Uhr im Lindenhof. Da spielen etwa anderthalb Stunden vorgegebene Themen rund um die Briefmarken eine Rolle, da zeigt man Neuerwerbungen, da trinkt man ein Bierchen oder ein Glas Wein. "Die Geselligkeit darf nicht zu kurz kommen. Sie macht ja das Leben in einem guten Verein erst richtig aus", ist Crone überzeugt. Was er unbedingt noch erwähnen will, das ist die Freundschaft zu den Briefmarkenfreunden aus Bad Lauchstädts Partnerstadt Haan. Die Ausstellung, die in jedem Jahr quasi der Höhepunkt im Vereinsleben ist, wird immer gemeinsam gestaltet. Und wird immer im Wechsel, ein Jahr im Frühjahr in Haan, das andere Jahr im Herbst im Goethestädtchen, gezeigt.

Wie gut Crone all diese Arbeiten unter einen Hut bringt, zeigt, dass er sogar noch zeitliche Reserven hat. Wie anders könnte es man sich sonst erklären, dass er mit dem Fotoapparat bewaffnet durch "seine" Stadt geht und all die Dinge fotografiert und akribisch dokumentiert, die sich in Veränderung befinden. Und davon gibt es in Bad Lauchstädt eine ganze Menge.