Jagdgenossenschaften mit Nachwuchssorgen
MERSEBURG/MZ. - Viele Jagdgenossenschaften im Saalekreis haben Nachwuchssorgen. Immer weniger junge Menschen würden sich für die Jagd auf landwirtschaftlichen Flächen interessieren, sagte Jörg Höhne, der Vorsteher der Jagdgenossenschaft Bad Dürrenberg / Oebles-Schlechtewitz.
Zum einen schrecke der zeitliche Aufwand für die Jagd ab, zum anderen sei auch die finanzielle Beteiligung erheblich. Aber nicht nur im Osten des Kreises gibt es derartige Probleme. Auch im Querfurter Raum sucht man dringend nach Jäger-Nachwuchs. "Der Anreiz, Jäger zu werden, ist stark gesunken", sagte Rolf Nordmann von der Jagdgenossenschaft Schraplau.
Das könnte auch damit zu tun haben, dass die so genannten Feld-Jäger immer weniger geschossenes Wild verkaufen können. "Der Wildbestand ist weiterhin stabil, aber die Jäger betrachten die zunehmenden Wildunfälle mit Sorge. Mittlerweile sind die Wildverluste durch den Straßenverkehr höher als die Bestandsregulierung durch die Jägerschaft", so Höhne aus Bad Dürrenberg. Rund um Schraplau zeichnet sich ein ähnliches Bild: Durch den Bau der A 38 hat sich die Zahl der Wildunfälle sogar noch erhöht. Das hat jedoch zur Folge, dass die erlaubten Abschüsse für die Jäger sinken. "Mit jedem Reh was überfahren wird, wird auch die vereinbarte Zahl der Abschüsse für uns kleiner", so Nordmann. Das habe auch finanzielle Auswirkungen, denn Wild, dass durch Unfälle stirbt, darf nicht vermarktet werden.
Geld-Probleme werden auch an anderer Stelle verursacht: "Die Zerstörung der jagdlichen Einrichtungen bereitet den Jägern neben Ärger auch finanzielle Verluste. Immer wieder werden Futterstellen und Ansitzmöglichkeiten vorsätzlich zerstört. Dabei handelt es sich um Sachbeschädigung, welche auch zur Anzeige gebracht wird", so Jörg Höhne.
Ein weiteres Problem, wurde übereinstimmend auf der Jahreshauptversammlung der Jagdgenossenschaft Bad Dürrenberg festgestellt, ist die Zunahme des Waschbär- und Nutriabestandes. "Bei diesen Tierarten handelt es sich um Wildtiere, die nicht gefüttert werden sollten. Auch diese Tiere sind Überträger von Krankheiten. Eine Fütterung unterstützt die Ausbreitung von Krankheiten und hat mit Tierliebe nichts zu tun", so Höhne, der auf der Versammlung als neuer Jagdvorsteher gewählt worden war.