Immer wieder Brücken schlagen
Merseburg/MZ. - Fast scheint es, als sei ihr das Reden über die hohe Auszeichnung und die damit verbundene Laudatio etwas peinlich. Barbara Striegel bleibt auf dem Boden: "Ich sehe mich stellvertretend für die vielen Frauen, die eher im Verborgenen wirken", empfindet sie. Natürlich war sie stolz, als sie in Berlin dem Bundespräsidenten gegenüber stand.
Das Besondere an dieser Auszeichnungsveranstaltung war, dass Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz ausschließlich an Frauen verlieh. Und sich wünschte, dass künftig mehr Frauen diesen Orden erhalten. Diese Worte haben Barbara Striegel sehr beeindruckt. Sie weiß schließlich, wie viele ihrer Geschlechtsgenossinnen sich ehrenamtlich engagieren - häufig ohne große Worte und hinter den Kulissen, doch mit großer Wirksamkeit. Gern zitiert sie in dem Zusammenhang einen ihrer Lieblingsätze, ein afrikanisches Sprichwort: "Wenn viele kleine Leute an vielen kleinen Orten viele kleine Schritte tun, können sie das Gesicht der Welt verändern."
Barbara Striegel, Laborassistentin im halleschen Elisabeth-Krankenhaus, verheiratet und Mutter dreier erwachsener Kinder (Sebastian / 26, Dorothea / 24, Ann-Sophie / 19) wuchs in einem christlich geprägten Elternhaus auf, in der das Dasein für andere etwas ganz Normales ist. So halten es sie und Ehemann Roland ebenfalls.
Zu DDR-Zeiten engagierte sie sich mehr in der katholischen Gemeinde, dann in den Schulen der Kinder und in der Behindertenarbeit. 1996 übernahm sie die Leitung des offenen ökumenischen Behindertenkreises, dem etwa 30 Frauen und Männer zwischen 40 und 80 Jahren angehören. Die monatlichen Treffen sind für alle sehr wichtig, erzählt sie. Ebenso wie die alljährlichen Fahrten, die mit viel organisatorischem Aufwand verbunden sind. Zudem wacht sie aufmerksam darüber, dass rechtlich zugesicherte Unterstützung auch erteilt wird.
Richtig in die Arbeit stürzt sich die Merseburgerin auch bei der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (kdf). Die im Bistum Magdeburg tätige Gruppe hat Barbara Striegel 1995 mit gegründet, seit sieben Jahren ist sie die Sprecherin im Bistum. Am Herzen liegt ihr das Kennenlernen und die Verständigung zwischen ost- und westdeutschen Frauen ebenso wie Kontakte zu Frauen anderer Länder. So unterstützt ihre Gruppe gezielt katholische Frauen aus Litauen beim Aufbau eines Netzwerkes.
Die vielen Stunden, die sie ehrenamtlich leistet, haben ihre Spuren hinterlassen. Selbstbewusster sei sie geworden, lacht die 49-Jährige und wisse inzwischen, wie sie am besten etwas durchsetzen könne.
Kraft schöpft sie aus der Familie und aus dem Zusammensein mit Freunden, Entspannung findet sie bei Spaziergängen oder Radtouren mit ihrem Mann und beim Lesen. Ehrenamt und Politik bleiben übrigens im Urlaub (Lieblingsreiseort ist Deutschland) nicht außen vor: Gespräche und der Gedankenaustausch mit Mann, Kindern, Eltern und Freunden gehören für Barbara Striegel einfach zum alltäglichen Leben.