Illegale Graffiti Illegale Graffiti: Merseburg sagt Schmiereien den Kampf an

Merseburg - Gerd Heimbach ist alles andere als begeistert. „Vier Wochen hat es gehalten - jetzt geht es schon wieder los!“, sagt er. Der Leiter des Merseburger Straßen- und Grünflächenamtes redet vom Tunnel in der Lauchstädter Straße. Erst Mitte März hat eine Spezialfirma dort illegale Graffiti beseitigt. Zwölf Quadratmeter Sandstein wurden gereinigt, sechs Quadratmeter Klinker, der Fußboden. Macht 750 Euro Rechnung für die Stadtkasse. Inzwischen aber prangt erneut ein farbiger Schriftzug an einem Betonteil.
Und wo einer ist, kommt vielleicht bald ein zweiter und dritter dazu - spätestens dann könne man zusehen, wie es weitergeht, sagt der Amtschef.
Illegale Graffiti in Merseburg: Die Zahl der Schmierereien hat wieder zugenommen
97 Fälle von Sachbeschädigung durch Graffiti hat die Polizei im Saalekreis 2016 registriert. Nach einem Rückgang auf 61 im Jahr 2014 ist die Zahl fast wieder so hoch wie 2013 (99). Betroffen: zum Beispiel Grundstücksmauern, Bushaltestellen, Garagen, Hauswände, Firmenschilder, Verkehrszeichen, Hausflure in Mehrfamilienhäusern oder Plakate.
Einen Anstieg der Fälle gebe es meist, wenn öffentlichkeitswirksame Versammlungen stattfinden oder politische Entscheidungen getroffen werden, so Polizeisprecher Jürgen Müller. „Dann versucht man seine Meinung durch diese Art kund zu tun.“
Illegale Graffiti in Merseburg: Auch HFC-Fans verweigen sich offensichtlich
Zudem finden sich offensichtlich Graffiti von HFC-Fans oder solche, auf denen „Crews“ ihr Zeichen setzen. Amtsleiter Heimbach nennt die Bahnbrücke in der Teichstraße. „Derby Sieger“ oder „HFC Zone“ ist dort in roter Schrift zu lesen. „Das ist doch unmöglich“, sagt er - auch wenn die Brücke nicht Eigentum der Stadt ist. Eine Zeit lang sei Ruhe gewesen an dem Bau. Jetzt seien die Schmierereien wieder mehr geworden - „und das geht erst richtig los“. Auch Mauern am Gotthardteich müssten regelmäßig gereinigt werden, so Heimbach.
5.000 bis 6.000 Euro im Jahr gibt die Stadt für Graffiti-Entfernung aus. Schwerpunkt sei das Zentrum, so der Amtschef. Polizeizahlen zeigten nur gemeldete Fälle. Die Kommune sei nur ein Opfer. „Für uns als Stadt ist das auch schon ein Problem. Viele Private sind aber noch extremer betroffen.“ Ein Eigentümer etwa habe das Reinigen aufgegeben.
Illegale Graffiti in Merseburg: Auch die Bahn hat Probleme
Die Gebäudewirtschaft Merseburg spricht von 30.000 bis 40.000 Euro Kosten im Jahr, Tendenz steigend. Entfernt werde in der Regel sofort. Auch die Bahn ist betroffen - und nennt ein weiteres Problem. Anders als bei Fahrzeugen oder Gebäuden, bei denen Schmierereien so schnell wie möglich entfernt würden, sei das bei Brückenpfeilern, Schallschutzwänden oder anderen Bauten im Gefahrenbereich der Gleise nicht umgehend möglich. „Hierzu sind Gleissperrungen notwendig, welche zwangsläufig Fahrplanänderungen, Zugverspätungen oder gar -ausfälle mit sich bringen.“ Laut Bundespolizei gab es 2016 landesweit 742 Graffiti-Fälle im Bahnbereich.
Die Stadt Merseburg will nun testweise im Tunnel Lauchstädter Straße so genannten „Opferschutz“ anbringen lassen, mit dessen Hilfe sich der Untergrund leichter reinigen lässt - zwei Mal - und nicht so angegriffen wird. Kosten: knapp 3.500 Euro.
Geklärt hat die Polizei im Saalekreis zuletzt 27 von 97 Graffiti-Fällen, deutlich mehr als 2013 (7). (mz)