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Hopfenernte Hopfenernte: Grünes Gold im südlichen Harzvorland

15.09.2010, 13:49
Erntehelfer zwischen Hopfendolden (FOTO: DAPD)
Erntehelfer zwischen Hopfendolden (FOTO: DAPD) dapd

Querfurt/dapd. - Über dem Geschehen liegt der bitterlich-süße Duft des fürBierbrauer unersetzlichen Stoffes Lupulins, wegen dem Hopfenüberhaupt angebaut wird. Riechen können die Frauen das gelblichePulver, das sich in den Blütendolden des Hopfens verbirgt,allerdings nicht. "Wenn man so viel zu tun hat, bekommt man davonnichts mit”, sagt eine der Frauen, die seit über 20 Jahren in derAgrargenossenschaft Querfurt bei der Hopfenernte dabei ist.

Dass Hopfen eine arbeitsintensive Pflanze ist, weiß auch BerndKrüger, technischer Leiter im Bereich Hopfen der AgrargenossenschaftQuerfurt. "Das fängt im Frühjahr mit dem Anlernen der Pflanzen zumRanken und der Bodenpflege an. Und zur Ernte geht es mit derschweren Handarbeit hier in der Verarbeitung weiter”, sagt der49-Jährige. Erst wenn die bis zu sechs Meter langen Ranken auf dieFörderarme der Maschine gefädelt sind, hat die anstrengendeHandarbeit ein Ende. "In der Maschine werden die Pflanzen durchmechanische Federfinger zerpflückt und die Blüten durch eineFilteranlage sortiert”, erklärt Krüger den vollautomatischen Helfer.Vom unbrauchbaren Grün befreit, werden die Dolden in der Maschinebei knapp 60 Grad Celsius getrocknet und schließlich in Säckegepresst und verpackt.

In 28 Betrieben in Ostdeutschland wird auf diese Weise nochHopfen angebaut und verarbeitet, berichtet Christian Zimmermann vomostdeutschen Hopfenverband Elbe-Saale. Allein in Sachsen-Anhalt -dem nördlichsten und mit rund 500 Hektar größten Gebiet imDrei-Länderverbund mit Sachsen und Thüringen - betreut sein Verbandheute noch acht Betriebe. Die meisten von ihnen betreiben denHopfenanbau sogar im Haupterwerb. "Die klimatischen Bedingungen inder Region und die Bodenverhältnisse sind in Sachsen-Anhalt optimal.Die Mehrzahl kann allein mit Hopfen wirtschaften”, sagt Zimmermann.Die intensive Arbeit, die die Pflanze einfordert, hat in denvergangenen Jahren allerdings auch zu einem Rückgang derErzeugerbetriebe geführt. "Viele Bauern betrieben lieber reinenAckerbau, weil der fast komplett mit Maschinen zu machen ist”, sagtZimmermann.

Die, die dennoch weiter machen, führen zugleich eine uralteTradition fort. Schließlich gibt es den Hopfenanbau auf dem Gebietdes heutigen Sachsen-Anhalts seit rund tausend Jahren. "Belege sindetwa die Hopfenranken in den Stadtwappen von Gardelegen undCalvörde”, sagt Genossenschaftler Zimmermann. Die damals eherwinzigen Hopfengärten verteilten sich über die gesamte Börde, dasElbe- und Saaletal und sogar bis in die Altmark. "Bier wurde schondamals getrunken und in jeder Siedlung wuchs irgendwo ein bisschenHopfen.” Angebaut wurde die antibiotisch und beruhigend wirkendePflanze allerdings nur bis 1936. Ab da verschwand der Hopfen ausunerklärlichen Gründen in Sachsen-Anhalt.

Erst Mitte der 1950er Jahre ließen Vertriebene aus der böhmischenHopfenregion Seez die uralte Tradition an der Saale und Elbe wiederaufleben. "Um Devisen zu sparen, wurde der Anbau von denStaatsoberen angeordnet. Dazu nahm man die Leute aus dentschechischen Gebieten, weil die sich mit dem Hopfen bestensauskannten”, sagt Zimmermann. Im Laufe der Jahre wuchs dieAnbaufläche rasch an.

Nach einem Einbruch zur Wende hat sich Sachsen-Anhalt seitdem alsHopfenanbaugebiet in Deutschland etabliert. Mit insgesamt 1.400Hektar ist die Region nach der Hallertau in Oberbayern heute sogardas zweitgrößte Anbaugebiet in Deutschland. "Mit einerdurchschnittlichen Größe von 40 Hektar pro Betrieb sind wir mehr alskonkurrenzfähig”, sagt Zimmermann. So lassen sich auchvoraussichtlich schlechtere Jahre wie dieses, in dem sich aufgrunddes nassen Augusts eine nur mittlere Ernte abzeichnet, ausgleichen.