Gründung vor 70 Jahren Gründung vor 70 Jahren: Volkssolidarität heißt jetzt Saale-Kyffhäuser und hat viele Standbeine

Querfurt - Die Volkssolidarität (VS) Querfurt-Merseburg firmiert ab sofort unter dem Namen Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser. Eingetragen ist dieser neue Name im Vereinsregister in Stendal.
Die Umbenennung ist ein äußeres Zeichen innerer Veränderung, die der Verein in den letzten Wochen und Monaten vollzogen hat. Man hat nämlich die von Insolvenz bedrohten Partner aus Artern und Sondershausen, beide im benachbarten Kyffhäuserkreis, übernommen.
„Wir haben in Sondershausen den Pflegedienst, das Servicewohnen und Essen auf Rädern und in Artern ebenfalls den Pflegedienst, eine Tagespflege und das Essen auf Rädern übernommen und so den Patienten und Kunden eine weitere Versorgung sowie den Mitarbeitern dort den Job gesichert“, erklärt der Geschäftsführer der VS Saale-Kyffhäuser, Dirk Jürgens. Hinzu kommen in Artern auch noch zwei Kitas. „Unser Hauptsitz wird auch weiterhin in Querfurt sein“, so Jürgens weiter.
Diese Entwicklung ist ein weiteres Beispiel dafür, dass aus der vormals als „Rentnerverein“ bekannten Institution längst so etwas wie ein wirtschaftliches Unternehmen wurde. „Das konnte vor 70 Jahren, als im Oktober 1945 in Sachsen die Volkssolidarität gegründet wurde, niemand ahnen“, sagt Dr. Hans-Albrecht Lorenz. Der Mediziner aus Querfurt ist seit Jahren der ehrenamtliche Vereinsvorsitzende.
„Wir haben uns zu DDR-Zeiten ausschließlich um das Wohl der Senioren gekümmert, haben in Klubs und Treffpunkten kulturelle Veranstaltungen organisiert, Essen ausgetragen und Hauswirtschaftspflege angeboten“, erinnert sich Lorenz weiter. Seit 1977 hatte Peter Opitz als Kreissekretär die Querfurter Volkssolidarität geleitet und sie in Wendezeiten in einen Verein umgewandelt.
„Vertreter der Awo habe ich rausgeschmissen“
„Ich erinnere mich, als 1990 Vertreter der Awo vor der Tür standen, die uns aufkaufen wollten. Die habe ich rausgeschmissen“, schmunzelt Opitz, der sich auch daran erinnert, wie die VS in einer Nacht-und-Nebel-Aktion die ehemalige SED-Kreisleitung an der heutigen Geistpromenade besetzt hatte, um einen Sitz für den Verein zu haben. Und daran, wie sich der Verein entwickelte, wie zuerst die Querfurter Kitas in freie Trägerschaft übernommen wurden, wie die Großküche dazu kam und die Wäscherei. Man hat die VS von Merseburg übernommen, weil die unterzugehen schien. Eine Sozialstation kam dazu, die ambulante Pflege, die sozialpädagogische Familienhilfe.
„Heute betreuen wir 1 800 Kinder in Kitas und Horten in Merseburg, Querfurt, Halle, Eisleben, Artern“, hakt Dirk Jürgens ein, der 2009 als neuer Geschäftsführer die VS Querfurt-Merseburg übernahm und damit die Verantwortung auch für 200 Mitarbeiter. Heute sei man ein allumfänglich sozialer Dienstleister. Von der Kinderbetreuung bis zum ambulanten Palliativdienst reicht die Angebotspalette.
„Im nächsten Jahr werden wir in Merseburg neben dem schon existierenden ambulanten Pflegedienst und dem Sozialen Wohnen in der Straße des Friedens auch eine Tagespflegestation anbieten“, so der Geschäftsführer. So hat sich die Volkssolidarität in 70 Jahren viele Standbeine geschaffen und jetzt 500 Frauen und Männern einen Arbeitsplatz gegeben. (mz)