1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Grenzenlose Freiheit auf den Punkt genau

Grenzenlose Freiheit auf den Punkt genau

Von unserem Redakteuer Hans-Erdmann Gringer 23.09.2007, 14:28

Merseburg/MZ. - Die Atmosphäre war fast familiär. Kein Wunder: waren auf dem Merseburger Flugplatz doch alles Gleichgesinnte. Nach der Premiere im Vorjahr durfte der Fallschirmsprungverein Merseburg e. V. mit seinen 30 Mitgliedern 2007 erneut Ausrichter der Landesmeisterschaften im Vierer-Formationsflug und Zielsprung sein, alles mehr ein Hobby denn knallharter Sport, wie man auf dem abgelegenen Areal im Norden schnell feststellen konnte. Lässig lag man auf Decken oder saß in Campingstühlen, genüsslich wurden Eintopf gelöffelt oder Gummibärchen genascht. Dann ab und ab ein Blick in den Himmel, wo sich ab und an auch etwas tat.

Ein leises Brummen kündigte die Anflüge von Maschinen an. Dann trudelten im Pulk gestreifte oder einfarbige Fallschirme herab, orange, gelb, grün und blau. Es folgte ein kurzes Zischen über den Köpfen und man sah wagemutigen Damen und Herren schon wenige Meter über der Erde schweben. Ein kurzes Plumpsen und sie kullerten sich kurz im Gras, wohlbehalten und quietschvergnügt. 25 Teilnehmer aus Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen nutzen das hervorragende Spätsommerwetter und den sparsamen Wind, um ihre Besten zu küren.

Nach dem dritten Platz im Vorjahr wollten die Merseburger natürlich diesmal mindestens genauso gut wenn nicht noch besser fliegen. Und sie legten sich ins Zeug, die anderen anderen aber auch. So galt es beim Formationsflug, beim Sprung aus 4000 Metern Höhe in der Luft in 35 Sekunden zuvor ausgeloste Figurenelemente zu zeigen. Ein Kameramann sprang mit und filmte dann von oben den Pflichtauftritt.

Parallel dazu versuchten wiederum andere, einen etwa eine Euro großen Punkt auf der Landewiese anzufliegen und zu treffen. Und das ganze sechs Mal. Hier wurde dann von unter gefilmt und gewertet. Elektronik zeigte bei der Landung den Abstand vom Mittelpunkt an, der meist nur ganz wenige Zentimeter betrug. Da hatte Schiedsrichter Dieter Dastig aus Dessau ein scharfes Auge drauf. Eine AN 28 Turbopromaschine und eine polnische Wilga waren die Transportmittel der Lüfte. Die Zuschauer, die hierher mit dem Fahrrad gekommen waren, freuten sich über die Abwechslung. So Volker Schulz, der eigentlich sonst um den Wallendorfer See radelt. Er würde sich das auch noch zutrauen, sagte der Senior, aber die Luft da oben sei wohl für sein Herz etwas zu dünn.

Keine Schwierigkeiten hatte damit offensichtlich der 72-jährige Siegbert Schmidt. Der frühere Bundeswehrsoldat, im wahrsten Wortsinn fit wie ein Turnschuh, kann vom "Gefühl der grenzenlosen Freiheit" da oben nicht lassen. wie er betont. Er ist gleich Mitglied in zwei Vereinen in Eilenburg und Bayern, springt sozusagen doppelt und war auch schon im Vorjahr in Merseburg dabei. Kaum gelandet musste Jörg Jatzkowski ein Dusche mit Rasierschaum, Sahne und Sauerkraut über sich ergehen lassen. Er hatte nämlich just den 1000. Sprung absolviert. Seine Kameradin Anja Strich bekam nur einen Händedruck, bei ihr war es "erst" der 200.

Am Ende hatte das Team aus magdeburg den Titel ganz, ganz knapp verteidigt, so Vorstandsmitglied Torsten Schultze. Dann kamen aber auch schon die Merseburger "Airspeed"-Recken auf den zweiten und die Merseburger "Mikados" auf den dritten Platz. Tusch und Glückwunsch für die Leistung.