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Gradierwerk Bad Dürrenberg Gradierwerk Bad Dürrenberg: Denkmal in großer Gefahr?

Von Uljana Wuttig-Vogler 03.08.2014, 20:32
Das Gradierwerk ist das Wahrzeichen von Bad Dürrenberg.
Das Gradierwerk ist das Wahrzeichen von Bad Dürrenberg. Peter wölk Lizenz

Bad DürrEnberg/MZ - Mit seinen 636 Metern ist das Bad Dürrenberger Gradierwerk das längste zusammenhängende Gradierwerk in Deutschland. Es ist das Wahrzeichen der Stadt, das von der langen Salzgeschichte des Ortes kündet. „Es ist so einmalig, dass es in die Europäische Route der Industriekultur aufgenommen und als Denkmal des Landes Sachsen-Anhalt eingestuft wurde“, erzählt Jörg Höhne, Amtsleiter Stadt, Tourismus und Kultur in der Bad Dürrenberger Stadtverwaltung. Doch die Tage des berühmten Bauwerks in seiner Länge könnten gezählt sein, denn dem 100 Meter langen und aus 23 Bundfeldern bestehenden Querstück hat der Zahn der Zeit heftig zugesetzt, wie die morschen Balken und das leicht fasrige Holz belegen. Zwar seien in den Jahren 1994 und 2000 einige Hölzer und Schwarzdorn erneuert worden, aber an der Grundkonstruktion konnte nichts gemacht werden - weil der Stadt das Geld fehlt.

Regelmäßige Erneuerung notwendig

Über den Daumen gepeilt müsste mindestens eine Million Euro investiert werden. Doch diese Summe hält Höhne momentan für reine Spekulation. „Wir brauchen belastbare Zahlen.“ Deshalb soll noch in diesem Jahr ein Gutachten in Auftrag gegeben werden. „Daraus können wir dann ableiten, welche Sanierungsmaßnahmen notwendig sind und was sie im einzelnen kosten“, unterstreicht Höhne. Parallel dazu müssen detaillierte Kostenermittlungen durchgeführt werden, um schwarz auf weiß zu haben, was der Stadt das Gradierwerk jährlich kosten würde, wenn es in seiner vollen Länge erhalten bleiben soll.

Jedes Jahr, so weiß Höhne aus Erfahrung, müssen abschnittsweise Laufstege, Balken, Windsteifen erneuert werden. Mittlerweile habe man von Douglasienholz auf Lärchenholz umgestellt, weil das haltbarer sei und sich damit die Intervalle für Reparaturen verlängern, aber die ständige Erneuerung sei damit dennoch nicht aufzuhalten. Auch das Reisig müsse aller 15 bis 20 Jahre erneuert werden.

Dass es dieses wichtige Gutachten und die Untersuchung zu den ständigen Kosten bislang noch nicht gibt, liegt alleinig daran, dass die Stadt kein Geld dafür hat. Zwar war im vergangenen Jahr eine Spendenaktion zugunsten des Gradierwerks ins Leben gerufen worden (die MZ berichtete), doch bislang sind nur etwa 3 000 Euro zusammenkommen - das ist lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein.

Auf Seite 2 lesen Sie mehr über die Bedeutung des Gradierwerks.

Salz hat enorme Bedeutung

Dass das Querstück vielleicht abgerissen werden muss und eventuell nicht wieder aufgebaut werden kann, vermag sich Höhne gar nicht vorzustellen. Bad Dürrenberg würde sein Alleinstellungsmerkmal verlieren, was für das Tourismuskonzept der Stadt von zentraler Bedeutung ist. Dieses setzt auf das Thema Salz und soll ganz oben angebunden werden.

Gerade haben die Salzwirkerbrüderschaft (Halloren), das Halloren- und Salinemuseum Halle und Bad Dürrenberg eine engere Zusammenarbeit miteinander vereinbart. Beide Standorte sind über den Saale-Radwanderweg und die Straßenbahnlinie 5 sehr gut miteinander verbunden. „Da bietet es sich an, dass Halle seinen Touristen auch Bad Dürrenberg empfiehlt und umgekehrt“, sagt Höhne.

Auch im Touristischen Regionalverband Saale-Unstrut-Tourismus, der sich nach 15 Jahren thematisch und organisatorisch neu orientiert, will Höhne das Thema Salz als zentrales Thema etablieren. Hierfür ist es positiv, dass Bad Dürrenberg einen Sitz im Marketingausschuss inne hat.

Und nicht zuletzt müsse man Wege finden, im Verbund mit anderen Salzstandorten wie Halle, Staßfurt, Bernburg und Zielitz auf der Landesebene und darüber hinaus auf die Salz-Geschichte aufmerksam zu machen. „In Sachsen-Anhalt sind alle Facetten der Salzgeschichte erlebbar und das ist ein Pfund, mit dem wir - auch landesweit - wuchern sollten“, so Höhne. Dem förderlich wären die bereits ausgebauten Radwanderwege entlang der Elbe und der Saale mit ihrer touristischen Infrastruktur.

Hilft eine Stiftung?

Würde das Querstück endgültig abgerissen, würde der Kurpark seinen Charakter verlieren, sagt Bad Dürrenbergs Bürgermeister Arpad Nemes (CDU). Ja, er befürchtet sogar negative Auswirkungen auf das Mikroklima des Parks. Deshalb müsse ein langfristiger Plan her, wie das gesamte Gradierwerk zu erhalten ist. Um entsprechende Ideen zu entwickeln, wurde eine Arbeitsgruppe gegründet, die allerdings noch in den Kinderschuhen steckt. Bei allen Ideen, so Nemes, dürfe man nicht vergessen, dass es sich beim Gradierwerk um einen Bergbaubetrieb handelt, der nach dem Bundesberggesetz betrieben werden muss. Die Rettung für das Gradierwerk könnte laut Bürgermeister eine Art Stiftung sein, wobei sich dafür natürlich Geldgeber finden müssen, die in die Stiftung einzahlen wollen. „Dafür brauchen wir die Hilfe des Landrates und der Landespolitiker“, unterstreicht Nemes.

Landrat Frank Bannert (CDU) hat für Ende September ein Gespräch mit Vertretern der Stadt, Firmen und Vereinen geplant, um Möglichkeiten der Unterstützung zu finden, hieß es dazu aus der Kreisverwaltung.

Das Holz des Querstücks ist schon fasrig.
Das Holz des Querstücks ist schon fasrig.
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