Graben 8 in Querfurt Graben 8 in Querfurt: Haus wird aufwändig saniert
Halle/MZ. - Mühelos kann Michael Oehler mit seinem Taschenmesser in die kleine Säule stechen. "Sehen Sie, das zerfällt alles", sagt der Querfurter Malermeister. Sein Betrieb saniert zurzeit die Fassade des Wohn- und Geschäftshauses Graben 8 am Querfurter Dreieck -
ein nicht alltäglicher Auftrag, der einige Handwerkskunst erfordert.
Ein Großteil der Gips-Verzierungen - Rosetten, Kapitelle (Aufsätze) und Baluster (die kleinen Säulen) - ist so marode, dass sich eine Sanierung nicht lohnen würde. "Wir arbeiten diese Teile in der Werkstatt nach", sagt Oehler. Dazu wird ein Abdruck des Originals genommen und eine Kautschuk-Form hergestellt. Die neuen Teile werden aus einem speziellen Kalk-Zement-Material gegossen, das besonders witterungsbeständig ist. Auch Fassaden-Profile müssen nachgearbeitet werden. "Das ist echtes Handwerk, so was macht Spaß. Viele beherrschen diese Technik allerdings nicht", so der Malermeister, dessen Betrieb sich auf Putz- und Stuck-Sanierung spezialisiert hat.
Zunächst wurde die Fassade schonend sandgestrahlt und anschließend die großen Flächen verputzt. "Das Problem ist, dass das Abbinden des Kalkmörtels einen Tag pro Millimeter Schichtdicke dauert. Bei durchschnittlich 50 Millimetern sind das eben 50 Tage", erläutert Oehler. Farblich wird das Haus in einem hellen Grauton gestaltet; ein Restaurator hatte dazu vorher Untersuchungen durchgeführt.
Der Malermeister hebt besonders das Engagement der Wohnungsgesellschaft und der Stadt für die aufwändige Sanierung hervor. "Das ist ein Glücksfall." Georg Meukow, Sachbearbeiter für Sanierung in der Stadtverwaltung, sagt, dass es sich beim Graben 8 um eines der wenigen gründerzeitlichen Gebäude in Querfurt handele. Das sehr repräsentative Haus habe ein Ziegelei- und Kalkwerksbesitzer Ende des 19. Jahrhunderts bauen lassen.
Die Sanierung wird mit Städtebau-Mitteln gefördert. Auftragnehmer sind vor allem Querfurter Betriebe, darunter die Bauhütte, H+F, Tischlerei Ulrich Schäfer, Zimmerei Steffen Sickert, Albrecht Elektrik, Schumanns Raumausstatter, Sanitär / Heizung Stein sowie als Planer die Büros Schreiber & Dettler und Nenast. Nach Auskunft der Wohnungsgesellschaft Querfurt sind alle vier Wohnungen bereits vermietet. Im Erdgeschoss befindet sich ein Fernsehgeschäft.