Kinderbetreuung im Saalekreis Goethestadt Bad Lauchstädt will die Beiträge für Kitas und Horte deutlich erhöhen
Die Goethestadt will die Eltern künftig stärker an den Kosten für Kita und Horte beteiligen. Nun stellt sie erstmals konkrete Zahlen für die neuen Beiträge vor.

Bad Lauchstädt/MZ - Dass Eltern für Plätze in Kitas und Horten der Goethestadt mehr zahlen sollen, ist eine Forderung, die vor allem vom Finanzausschuss seit Jahren kontinuierlich erhoben wird. Nun wird es konkret. Hauptamtsleiter Marco Grellert stellte im jüngsten Sozialausschuss die Zahlen vor, wie sich die Verwaltung eine, aus ihrer Sicht moderate, Erhöhung vorstellen könnte. Viele Eltern würden sie deutlich im Portemonnaie spüren, denn der Vorschlag sieht Preissteigerungen um teils ein Viertel vor. Der Krippenplatz für acht Stunden würde demnach 205 statt bisher 165 Euro pro Monat kosten, der achtstündige Kindergartenplatz 180 statt 145 Euro.
Zur Begründung hatte Grellert Zahlenkolonnen mitgebracht. Dabei ging es vor allem um die Entwicklung der Kosten und der Kostenanteile, die es seit der letzten Beitragserhöhung Anfang 2016 gegeben hatte. Damals hatte die Goethestadt für ihre kommunalen Kitas und Horte – lediglich die Kita in Delitz ist privat – Gesamtausgaben von 3,2 Millionen Euro. 2022 waren es 4,79 Millionen Euro. Den Anstieg begründete Grellert zum einen mit der Teuerung, etwa gestiegenen Tariflöhnen für die Mitarbeiter, aber auch Qualität und Größe der Einrichtungen hätten sich verbessert.
Mehr Kinder, mehr Personal
Die Goethestadt erlebt seit Jahren Zuzug – gerade von Familien. Die Kita „Dino“ in Milzau erweiterte sie deshalb von 96 auf 125 Plätze, auch im „Sonnenblick“ und in der Kita „Am Kurpark“ in Bad Lauchstädt wuchsen die Kapazitäten. Dennoch sind die Einrichtungen fast alle voll, auch die Horte. Je mehr Kinder betreut würden, desto mehr Personal brauche man, zumal seit 2018 ein besserer Betreuungsschlüssel gelte, begründete der Hauptamtsleiter den Anstieg der Gesamtkosten. Doch auch je Platz haben sich die Ausgaben erhöht. Kostete der Krippenplatz die Stadt 2016 noch 926 Euro im Monat, sind es nun 1.218.
Von den Gesamtkosten trägt das Land knapp 37 Prozent durch Pauschalen, aber auch die Übernahme der Elternbeiträge für Zweit- und Drittkinder. Rund 18 Prozent steuert der Kreis bei. Der Anteil der Elternbeiträge ist von knapp unter 14 auf knapp über zwölf Prozent gesunken. Dafür muss die Stadt selbst heute deutlich mehr zuschießen, 1,4 Millionen statt 900.000 Euro.
Kindergeld als Orientierung
Die angedachte Erhöhung würde nur einen Teil der Lücke schließen. Es bliebe ein Defizit von 1,2 Millionen Euro bei der Stadt. Wie Grellert den Räten erklärte, habe man sich bei der Höhe der vorgeschlagenen Beiträge, wie 2016, am Höchstsatz des Kindergeldes für das erste Kind orientiert. Das sind aktuell 250 Euro. So viel soll nun der höchste Beitrag für einen elfstündigen Krippenplatz kosten.
Sollte der Stadtrat dem Verwaltungsvorschlag zustimmen, hätte die Goethestadt zumindest für die zehnstündige Betreuung von Kindergartenkindern die mit Abstand höchsten Preise im südlichen Saalekreis. Der Hauptamtsleiter betonte allerdings, dass solche Vergleiche schwierig seien, weil auch viele andere Kommunen in diesem Jahr noch erhöhen wollen und Tarife andernorts anders gestaffelt seien. In der Goethestadt sinken sie mit jeder Betreuungsstunde weniger um 15 Euro.
Erhöhung wohl erst 2024
Im Sozialausschuss gab es keine Kritik am Verwaltungsvorschlag. Der Vorsitzende Morten Gehlhar erklärte: „Ich kann, wenn auch mit weinendem Auge, mit dem Vorschlag mitgehen.“ Man dürfe auch nicht die qualitativen Verbesserungen vergessen, die es seit 2016 in den Einrichtungen gegeben habe, verwies er etwa auf den Neubau der Kita „Wolkenschäfchen“ in Schafstädt, der im Sommer in Betrieb geht.
Die neuen Beiträge werden dann wohl noch nicht gelten. Die Goethestadt muss für alle ihre Einrichtungen noch Leistungs-, Entgelt- und Qualitätsentwicklungsvereinbarungen (LEQ) mit dem Kreis schließen, sonst darf sie die Beiträge nicht erhöhen. Noch liegen die LEQ nicht vor. Erst dann will die Verwaltung mit einer Vorlage in den Rat gehen. Grellert rechnet daher erst mit einer Erhöhung Anfang 2024.