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Fußballer schlägt Unparteiischen bewusstlos Fußballer schlägt Unparteiischen bewusstlos: Schiedsrichter Spriewald nach Fausthieb in Klinik

Von Michael Bertram 08.12.2013, 19:32
Schiedsrichter Falk Spriewald wurde bei einem Kreisliga-Spiel am Wochenende erst beschimpft und dann niedergeschlagen.
Schiedsrichter Falk Spriewald wurde bei einem Kreisliga-Spiel am Wochenende erst beschimpft und dann niedergeschlagen. Peter Wölk Lizenz

Wallendorf/MZ - 2:1 oder 3:0 - das sind gewöhnliche Resultate im Fußball. Dass eine Partie jedoch mit strafrechtlichen Ermittlungen der Polizei endet, hat Seltenheitswert. In Wallendorf nahm ein Kreisliga-Spiel vom Wochenende jedoch genau diesen Verlauf.

Es ist die 65. Minute in der Partie SV Wallendorf gegen die Gäste aus Großgräfendorf. „Bis dahin verlief alles ruhig“, erinnert sich der Schiedsrichter Falk Spriewald. Beim Stande von 2:1 kommt es dann zu einem Duell im Strafraum der Gäste. Ein Wallendorfer grätscht zum Ball und befördert das Leder ins Tor. Der Großgräfendorfer Torhüter Sven S. reklamiert ein gestrecktes Bein, was im Fußball verboten ist. Schiedsrichter Spriewald entscheidet dennoch auf Tor. Es bildet sich ein Rudel, Hektik kommt auf. Die Beteiligten liefern sich ein Wortgefecht, bei dem der 25 Jahre alte Torhüter den Schiri als „Affen“ beschimpft.

Zufällig anwesende Krankenschwester der Gästefans eilte zur Hilfe

Der Unparteiische zögert nicht lange und stellt den Großgräfendorfer wegen der Beleidigung mit Rot vom Platz. „Er ging an mir vorbei, und ich spürte einen Schlag an der Schläfe“, sagt Spriewald. Dann erinnert er sich an nichts mehr. Der Schiedsrichter sackt bewusstlos zusammen - nachdem ihn der aufgebrachte S. laut Polizei mit einem Faustschlag niedergestreckt haben soll. Das Spiel wird abgebrochen.

Zufällig ist unter den Gästefans eine ausgebildete Krankenschwester, die auf den Platz eilt und sich um den benommenen Spriewald kümmert, bis ein Krankenwagen eintrifft. Der bringt den 43-Jährigen ins Merseburger Klinikum.

Torhüter entschuldigte sich am Krankenbett

Er pfeife seit 17 Jahren Spiele, aber so etwas habe er noch nie erlebt, schildert Spriewald, den am Sonntag noch starke Kopfschmerzen plagten. Ob er nach diesem Erlebnis jemals wieder ein Spiel leiten möchte, müsse er noch überlegen. „Die vom Verband haben mich das auch gefragt und mir die Zeit zum Überlegen eingeräumt“, sagt er. Sonntagnachmittag erhielt das Opfer zudem unerwarteten Besuch. Der gegnerische Torhüter schaute am Krankenbett vorbei, um sich für die Tat zu entschuldigen. Private Probleme und die rote Karte hätten zum Ausraster geführt. „Aber das ist keine Entschuldigung“, sagte S., dem das Opfer verziehen hat.

Sein Verein wird das womöglich nicht so einfach tun. Wie die Verantwortlichen des SV Wallendorf zeigte sich am Sonntag auch der Vorsitzende des SV Großgräfendorf, Maik Heinel, fassungslos. „Ich bin stinksauer, wir haben ein echtes Problem“, sagte Heinel, der beim Kreissportbund obendrein das Anti-Gewalt-Projekt „Menschlichkeit und Toleranz im Fußball“ betreut. „Eigentlich müsste ich ihn jetzt rausschmeißen“, sagte er. In dieser Woche will der Verein über Konsequenzen beraten. Und die Polizei ermittelt - wegen gefährlicher Körperverletzung. In den nächsten Tagen sollen Zeugen vernommen werden.