Für Schilfboot-Expedition "Abora IV" Für Schilfboot-Expedition "Abora IV": Botschafter ist auf Geiseltalsee mit an Bord

Braunsbedra - Der bolivianische Botschafter Gustavo Ramiro Espinoza Trujillo wurde Montag auf dem Geiseltalsee auf seine Seetüchtigkeit getestet. Bei zwar strahlendem Sonnenschein, aber Windstärke fünf und einem Meter hohen Wellen wagte er ab dem Hafen Braunsbedra eine stürmische Kutterfahrt.
Ziel des Törns war es, dass der Botschafter und zahlreiche andere Gäste von Bord aus die Miniatur-Nachbildung des Segel-Schilfboots „Abora IV“ von Experimentalarchäologe Dominique Görlitz bei voller Fahrt hautnah erleben können.
Das sollte den Botschafter für die geplante Expedition „Abora IV“ begeistern. Sie soll 2019 vom russischen Sotschi über das Schwarze Meer bis zum griechischen Kreta und schließlich nach Alexandria in Ägypten führen und die Theorie des Wissenschaftlers von uralten Handelsrouten zwischen beiden Kulturen bestätigen. Sie hat es seiner Meinung nach seit 6.000 vor Christus gegeben. Und Bolivien mit seinem Titicacasee spielt für diese Expedition eine entscheidende Rolle.
„Dort gibt es die besten Schilfbootbauer und das beste Schilf. Die Männer können 40 Schilfsorten unterscheiden. Die Abora IV soll ab Sommer dort gebaut werden“, schwärmte Dominique Görlitz Montag bei einem Pressetermin in der Touristinformation am Braunsbedraer Hafen.
Denn um sein neues Projekt zu realisieren, braucht er zwei Dinge: Sponsoren und gute Kontakte. Für letzteres soll nun der bolivianische Botschafter ebenso sorgen wie der zweite Hauptgast des Tages: Sergey M. Nikitin, der Leiter der Repräsentanz der Handels- und Industriekammer der Russischen Föderation in Deutschland.
Ägyptens Pyramiden seien mit Eisenwerkzeugen gebaut worden, erklärte Dominique Görlitz weiter. Er habe das nachgewiesen. Das Eisen sei seiner Meinung nach von der Küste des Kaukasus nach Ägypten transportiert worden. Auch das werde er den skeptischen Kollegen noch beweisen. „Denn wir leiden nicht unter Fantasie-Archäologie.“ Thor Heyerdahl - der norwegische Forschungsreisende wurde 1947 durch die spektakuläre Expedition mit dem Floß „Kon-Tiki“ von Peru nach Polynesien weltberühmt - sei zwar sein Lehrmeister.
Aber Thor Heyerdahl sei nur mit dem Wind gesegelt. Erst er habe auf ägyptischen Felsenzeichnungen die Seitenschwert-Technik wiederentdeckt, mit der man auch quer zum und gegen den Wind fahren kann. Sie machte, so Dominique Görlitz, die Fahrten von der Kaukasus-Küste nach Ägypten möglich, so wie er es mit der „Abora IV“ auf den Spuren der Steinzeitsegler tun werde. Er bringe Segeln mit Wissenschaft, Forschung, Wirtschaft und Kultur zusammen. Und das mit einer internationalen Besatzung der „Abora IV“, die schon bei Trainingsfahrten auf dem Geiseltalsee aus einem Team aus Deutschland, den Niederlanden, Bulgarien und den USA bestehe.
Apropos. Der Görlitzer geriet bei dieser Gelegenheit richtig ins Schwärmen über den Geiseltalsee. Er biete mit viel Wind und schnellen, hohen, kurzen Wellen Bedingungen wie auf dem Meer. Deshalb habe er sich in diesen Ort verliebt. Braunsbedras Bürgermeister Steffen Schmitz (CDU) wird das gern gehört haben. Dass solch ein ambitioniertes Projekt hier sein Trainingsdomizil habe, sei eine Auszeichnung für die Marina, sagte er. (mz)
