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Für mehr Miteinander Für mehr Miteinander: Ärztefamilie nutzt Urlaub, um behinderten Menschen zu helfen

Von Undine Freyberg 29.05.2018, 11:20
Familienurlaub mal ganz anders: Henriette, Marion und Frank Giesecke (v. l.) waren bei den Special Olympics in Kiel dabei.
Familienurlaub mal ganz anders: Henriette, Marion und Frank Giesecke (v. l.) waren bei den Special Olympics in Kiel dabei. Essilor/Special Olympics

Merseburg - Marion Giesecke erinnert sich noch gut daran, wie alles anfing. „Im Ärzteblatt stand 2016 ein kleiner Artikel, dass für die Special Olympics noch Helfer für das Gesundheitsprogramm gesucht werden“, erzählt die Orthopädin. Als sie anrief, um sich zu informieren, wurde ihr gesagt, dass sie doch einfach zur Veranstaltung nach Hannover kommen und sich alles anschauen sollte.

„Das habe ich auch gemacht. Aber wie das so ist - plötzlich fehlte jemand und ich bin eingesprungen. Plötzlich war ich mittendrin“, lächelt die Orthopädin. „Und in diesem Jahr sind dann auch mein Mann Frank und unsere 14-jährige Tochter Henriette zu den Special Olympics nach Kiel mitgekommen.“

Urlaub hätten die beiden Mediziner, die in Merseburg praktizieren, sowieso gemacht. „Denn es waren ja Pfingstferien.“ Doch diese Art Urlaub sei etwas ganz besonderes gewesen.

Gesundheitsangebote für Behinderte

Die Special Olympics sind die Deutschen Meisterschaften für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung, bei denen teilweise auch Nichtbehinderte mitmachen. Parallel zu den sportlichen Wettkämpfen gibt es immer auch Gesundheitsangebote für Behinderte unter dem Titel „Healthy Athlets - Gesunde Athleten“. Diese gehen allerdings weit über bloße Information hinaus.

„Behinderte sind leider häufig unterversorgt, und oft wird gar nicht bemerkt, dass sie schlecht hören oder sehen können, oder oft zu kleine Schuhe tragen.“ Es heiße häufig: Na, die sind eben behindert. Deshalb gebe es bei den Special Olympics Mediziner und Fachleute, die sich um verschiedene Belange kümmerten.

Podologen, Zahnärzte, Augenärzte, Orthopäden und Ohrenärzte seien jeweils vor Ort und untersuchten die Sportler. „Sie behandeln sie allerdings nicht, sondern geben Hinweise, was nicht in Ordnung ist und dass sie demnächst ihren Arzt aufsuchen sollten. Dazu erhalten die Athleten einen Gesundheitspass in A4-Größe und in leichter Sprache.“

Frank Giesecke macht Sehtest mit Behinderten

Etwas Besonderes gab es allerdings beim Programm „Besser sehen“. Ihr Mann Frank Giesecke, der Augenarzt ist, hätte bei vielen Behinderten durch einen Sehtest festgestellt, dass sie eine Brille bräuchten. „Und da es zwei große Sponsoren aus diesem Bereich gab, hatten die Leute am nächsten Tag tatsächlich eine Brille.“ Marion Giesecke nickt mit dem Kopf und staunt immer noch darüber, was möglich ist.

Die Orthopädin selbst hat die Station „Gesunde Lebensweise“ betreut. Ein aus ihrer Sicht immens wichtiges Thema - auch für Behinderte. Denn rund 40.000 Untersuchungen seit 2008 hätten ergeben, dass 28 Prozent der Untersuchten übergewichtig und weitere 28 Prozent adipös sind.

„Deshalb zeigen wir ihnen zum Beispiel, wieviel Zucker in Limonaden stecken kann und mit Lebensmitteln aus Plastik gehen wir das Thema Fettmacher und Fitmacher ganz anschaulich an.“ Tochter Henriette sei als Helferin dabei gewesen.

Ziel: gemeinsame Trainieren von behinderten mit nichtbehinderten Sportlern

Erst seit 2013 gibt es die Organisation Special Olympics auch in Sachsen-Anhalt. Marion (55) und Frank Giesecke (54) sind mittlerweile im Vorstand und Regionalkoordinatoren in ihren Fachbereichen. „Obwohl es weltweit 2,5 Millionen Athleten gibt, mangelt es zum Beispiel im Saalekreis noch an den richtigen Projekten.“

Denn Ziel der Special-Olympics-Bewegung sei vor allem das gemeinsame Trainieren von behinderten mit nichtbehinderten Sportlern. „Und da weiß ich noch nicht , wie wir das befördern können.“ Sie habe jetzt zwar schon mal in Einrichtungen, die sich um Behinderte kümmern, rumgefragt, wer Interesse hätte, Sport zu treiben.

„Und ich habe auch Menschen gefunden, die zum Beispiel schwimmen oder kegeln würden, aber wie kriege ich die jetzt in die Vereine?“ Marion Giesecke ist im Augenblick noch etwas ratlos, sucht nach Ansprechpartnern, Leuten, denen das Thema ebenso am Herzen liegt wie ihr.

2017 gab es kleine Special Olympics für Sachsen-Anhalt in Osterburg. „Und im Juni sind wir bei den Neinstedter Anstalten zu Gast.“ Schön wäre es aus Sicht von Marion Giesecke allerdings, wenn es auch in der hiesigen Region solche Wettkämpfe geben würde. „Aber vielleicht wird das ja noch. Wir fangen ja erst an.“

Kontakt zu Marion Giesecke ist per E-Mail möglich unter [email protected] (mz)