Filme über die Region Filme über die Region: Der Chronist des Geiseltals

Mücheln - Er versteht sich als Chronist der Zeit. Und er ist heimatverbunden. Deshalb begegnet man Holger Schmidt mit seiner Kamera regelmäßig im Geiseltal.
Der 58-jährige gebürtige Stöbnitzer ist studierter Diplom-Kameramann. 1995 gründete der Müchelner seine Ein-Mann-Firma Omega Video- und Filmproduktion. Seitdem stammen etwa 1.500 Beiträge und mehr als 20 jeweils halbstündige Sendungen von ihm. Neben Werbung für hauptsächlich einheimische Firmen zum Beispiel für die Internet-Präsentation arbeitet Holger Schmidt von Anfang an mit dem MDR zusammen.
Filmemacher aus Mücheln: Das ist unsere Geschichte
Gemeinsam verwirklichten sie ganz aktuell eine fünfteilige Serie über die Industriegeschichte des Geiseltals, die die MZ jeweils mit Artikeln begleitete. „Anlass für diese Serie war, dass 1993, also vor 25 Jahren, der letzte Kohlezug aus dem Geiseltal gefahren ist und die Kohleproduktion damit endete. Das ist unsere Geschichte. Und man muss doch wissen, wo man herkommt. Sonst wären wir austauschbar. Außerdem wollte ich mit dem Thema gern Generationen verbinden und Zeitzeugen befragen, solange es sie noch gibt“, so der Müchelner.
Am Anfang stünden immer seine Ideen. Die biete er dem Sender an. Komme ein Vertrag zustande, stelle er sich ein Team zusammen. Der Dreh könne beginnen, erklärt der Chef seinen Arbeitsalltag. Im Fall der Industriegeschichts-Serie habe er mit dem freien MDR-Mitarbeiter Sven Stephan als Redakteur zusammengearbeitet, den er bei vergangenen Drehs als ebenfalls sehr geschichtsinteressiert kennengelernt habe.
Ein ganzer Drehtag für einen Drei-Minuten-Beitrag
„Außerdem kommt er aus dem Mansfeldischen mit der dortigen Bergbautradition, kann sich also in unsere Vergangenheit gut hineinversetzen.“ Die Ton- und Kameraassistenz wiederum übernahmen abwechselnd seine beiden Söhne Martin und Robert Schmidt.
Bis sie gemeinsam genügend Aufnahmen für einen der jeweils dreiminütigen Beiträge zusammen hatten, verging oft ein ganzer Drehtag. Die Endfertigung am Schnittplatz sei aber viel langwieriger, ist weiter zu erfahren. Eine Stunde Arbeit für eine Minute Film müsse man rechnen. Am Ende werde vom Drehmaterial nur zwischen zehn und 20 Prozent verwendet. Hinzu kommen noch die passende Musik, Geräusche und natürlich der Text. Aber als Sprecher betätige er sich nicht.
Gesprächspartner finden, Telefonate führen, mögliche Drehorte aussuchen
„Schuster, bleib bei deinem Leisten“, sagt Holger Schmidt dazu. Was man im Film natürlich auch nicht sehe, sei die Arbeit, die er im Vorfeld erledigte: Gesprächspartner finden, Telefonate führen, mögliche Drehorte aussuchen. Vieles wäre seiner Überzeugung nach nicht möglich, wenn er nicht aus Mücheln käme, wenn er nicht über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Job verfügen würde und sich in dieser Zeit nicht ein Netzwerk von Ansprechpartnern aufgebaut hätte. „Und es wäre nicht möglich ohne meinen Schatz“, spricht der 58-Jährige sein privates Filmarchiv an. Denn er hat von jedem seiner Drehs die Bänder aufgehoben und profitiert nun davon.
Aufgrund des Erfolgs der Industriegeschichts-Serie werden in absehbarer Zeit weitere Beiträge aus dem Geiseltal folgen, kündigt Holger Schmidt an. Denn auch zu den Themen Landwirtschaft, Kunst, Kultur und Wissenschaft gebe es eine Menge zu erzählen. Er denke da nur an Stichworte wie Zuckerfabriken, Pferdezucht oder Fossilienfunde.
Und dann ist da ja noch sein großer bisher unerfüllter Traum. Der Müchelner möchte mit seiner Kamera gern einmal in den Geiseltalsee abtauchen. (mz)