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Fasching in Barnstädt Fasching in Barnstädt: Träumen vom "Zoch in Kölle"

Von Susann Salzmann 26.02.2014, 20:41
Die großen Funken wussten ebenfalls zu überzeugen mit ihrem Tanz.
Die großen Funken wussten ebenfalls zu überzeugen mit ihrem Tanz. Susann Salzmann Lizenz

Barnstädt/MZ - Freie Stühle? Fehlanzeige. Auf den 384 Plätzen in der ehemaligen M1-Halle haben Tollitäten und das jecke Volk Platz genommen, für die der Barnstädter Faschingsclub (BFC) zwar keinen roten, jedoch einen blauen Teppich ausgelegt hat, um die Gästeschar zum 35. Jubiläum würdig zu begrüßen.

Vorstandsvorsitzender Uli Schmidt ist hochzufrieden – nicht nur über die Gäste, sondern auch über die zahlreichen Gratulanten. Die Grüße und Wünsche sind Herzenswünsche, denn der BFC belebe das kulturelle Leben des Ortes ungemein und trage maßgeblich dazu bei, es aufrechtzuerhalten, sagt Bürgermeister Otto Weber (parteilos) anerkennend – im Gepäck hat der im übrigen ein finanzielles Faschingsbonbon in Höhe von 1 500 Euro.

Das Geld kann der Verein gebrauchen, schließlich schlummert in den rund 100 Mitgliedern noch ein ganz großer Traum: Sich einmal mit einem großen, prachtvollen Festwagen beim Kölner Rosenmontagszug zu präsentieren. „Damit wir denen zeigen können, dass wir ebenso feiern können wie die Rheinländer“, begründet Gardetänzerin Jessica Frank, die dem Verein seit elf Jahren die Treue hält. „Lange, laut und lustig“, so lautet die Feiermaxime der Jecken.

Ein einfaches Unterfangen wird die Teilnahme trotzdem nicht, denn die Startgebühr liege bei mehreren 1 000 Euro. Darüber hinaus prüfe ein Festkomitee, ob die zu präsentierenden Themenwagen überhaupt ins Konzept passen – da machen sich die Barnstädter noch das geringste Kopfzerbrechen. An Kreativität habe es den Jecken immerhin noch nie gemangelt.

Das bekräftigen die etwa 90 Mitwirkenden beim ausgeklügelten Programm, auf dessen anspruchsvolles Niveau sich die beiden Karnevalsfreunde Gerd und Susi Gonschorek freuen. Sie haben einen Sitzplatz in der ersten Reihe ergattert und halten einen Auftritt der Barnstädter beim Kölner Rosenmontagszug für geradezu notwendig. „Dazu haben sie auf jeden Fall das Zeug“, meint Susi und richtet ihren Blick auf Gert Schmidt, Ehrenpräsident, Urgestein und Büttenredner; bekannt dafür, kein Blatt vor den Mund zu nehmen.

Diesem Anspruch wird der bei der Festsitzung mit Blick auf die laut johlenden Zuhörer zu 100 Prozent gerecht. Seit 35 Jahren spricht er zur Karnevalszeit in Reimen – jede Zeile selbst erdacht – ein Ausnahmetalent, das vom Landeskarnevalsverband mit einem Ehrenorden wertgeschätzt wird.

Der Barnstädter Verein – ein Club mit Sogwirkung, dem es ganz mühelos gelingt, die Stimmung aller Besucher bereits mit dem Tanz der Prinzengarde auf den Siedepunkt zu bringen. Und die tanzen für ihr glamouröses Prinzenpaar, seine Tollität Andreas Bohndorf (27) mit seiner Lieblichkeit Karolin Köster (23). Ein Zepter zum Regieren braucht das junge Paar nicht; sie reißen das Publikum mit ihrem frohsinnigen Charme mit – und mit ihren majestätischen Gewändern.

Den Wunsch nach mehr Veranstaltungen pro Session kann aber wohl auch das Prinzenpaar nicht erfüllen. „Die Besucher müssen ja dann auch immer da sein“, begründet Mitgestalterin Karen Gensow. Selbst in der Garde als Funke begonnen, gehört sie nun zu den singenden Akteuren. „Früher sind wir auch noch in zwei, drei Orten auswärts aufgetreten. Das war eng, aber immer lustig, aber rein finanziell ist das heute nicht mehr umsetzbar“, erinnert sie sich mit einem kleinen bisschen Wehmut.