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Fahrgäste kehren zurück Fahrgäste kehren zurück: PNVG öffnet nach Corona-Bremse neues Aboservicecenter

Von Robert Briest 25.06.2020, 10:10
An ihrem neuen Arbeitsplatz im Merseburger Bahnhof soll sich die PNVG-Mitarbeiterin um die Fragen der Abokunden kümmern.
An ihrem neuen Arbeitsplatz im Merseburger Bahnhof soll sich die PNVG-Mitarbeiterin um die Fragen der Abokunden kümmern. Robert Briest

Merseburg - Der halbe Raum wird durch eine graue Eckcouch eingenommen. Die Kunden sollen es offenbar bequem haben, wenn sie sich ihre Fragen zu Nahverkehrsabos erläutern lassen. Seit Dienstag hat das neue Angebot des kommunalen Busunternehmens PNVG offiziell geöffnet. Bereits seit anderthalb Jahren betreibt die PNVG im Hauptbahnhof Merseburg ein Ticketcenter für den Nah- und seit Juni 2019 auch den Fernverkehr. Nun ist direkt nebenan das Aboservicecenter hinzugekommen.

Neues Aboservicecenter im Merseburger Bahnhof

Dafür hat die PNVG eine neue Mitarbeiterin eingestellt, die sich speziell um das Thema Abonnements kümmern soll. Es ist ein komplexes. Denn im Mitteldeutschen Verkehrsverbund (MDV) gibt es drei verschiedene Abomodelle, die sich dann auch noch für unterschiedliche Kombinationen von Tarifzonen buchen lassen. „Wir haben derzeit 500 Abokunden“, sagte PNVG-Prokurist Enrico Kretzschmar bei der Eröffnung des Abocenters, in das sein Unternehmen knapp 8.000 Euro investiert hat.

Das soll künftig auch Anlaufpunkt für die 4.500 Schüler mit Zeitkarten sein, die jetzt bei Fragen oder einem Verlust ihrer Karte nicht mehr zum PNVG-Hauptsitz in der Merseburger Abbe-Straße fahren müssen, sondern auch zum Hauptbahnhof gehen können. Der werde durch das neue PNVG-Angebot aufgewertet, befand Landrat Hartmut Handschak (parteilos). „Es war ein Wunsch des Kreistags, dass wir hier einen Anlaufpunkt für Kunden erhalten.“

Umsatzeinbussen durch Corona-Pandemie

Handschak hofft, dass das neue Angebot dem ÖPNV mehr Fahrgäste beschert, denn das sei das erklärte Ziel: Mehr Menschen vom Individualverkehr weg zu bekommen. Das Abocenter sollte eigentlich bereits im Frühjahr öffnen. Doch bedingt durch Corona brachte der April der PNVG statt einer Neueröffnung einen heftigen Umsatzeinbruch.

Die Einnahmen durch den Ticketverkauf in den Servicecentern und Bussen sei fast auf null gefallen, berichtete Geschäftsführer Lothar Riese. Allein die Einnahmen aus Abos und den Zeitkarten der Schüler sei weitergelaufen. „Bis zum 30. Juni haben wir einen Umsatzverlust von etwa 550.000 Euro.“

Weggefallen sind für das Busunternehmen auch Einnahmen aus dem „freien Schülerverkehr“

Hinzu kommt, dass der Reisebusverkehr, den die PNVG als zweites Standbein neben dem Linienverkehr betreibt, weggebrochen ist. Normalerweise seien Mai und Juni die umsatzstärksten Monate im Reiseverkehr, erklärte Riese. Jetzt würden statt zehn Bussen am Tag vielleicht zehn pro Woche unterwegs sein. Die Nachfrage kehre nur sehr langsam zurück: „Es ist ein ganz zartes Pflänzchen.“

Weggefallen sind für das Busunternehmen auch Einnahmen aus dem „freien Schülerverkehr“, also etwa Fahrten zum Schwimmunterricht. Laut Riese macht dies nochmals 30.000 Euro Umsatz je Monat aus. Natürlich, so räumt der Geschäftsführer ein, würde sein Unternehmen auch Geld sparen. Wenn etwa Reisebusse nicht fahren, bräuchte man dafür keinen Sprit. „Aber die Fixkosten bleiben.“ Busse müssen bezahlt werden – und natürlich auch das Personal.

PNVG fährt laut April wieder mit regulären Fahrplan

Das sei derzeit auf 20 Prozent Kurzarbeit, darauf habe man sich mit den Betriebsräten geeinigt. Die PNVG stockt dabei das Kurzarbeitergeld vom Staat auf 90 beziehungsweise 97 Prozent auf. Seit 15. April fahren laut Riese alle Linien wieder entsprechend des regulären Fahrplans. Mittlerweile kehren auch die Fahrgäste zurück. Die Ticketeinnahmen sind von null Prozent im April wieder auf 70 Prozent des Normalen gestiegen.

Der PNVG-Chef sieht dabei einen Zusammenhang mit dem gesteigerten Betrieb in Schulen. Denn wenn die Kinder wieder im Unterricht sitzen, können auch die Eltern zur Arbeit fahren. Er hofft deshalb: „Wenn wir nach den Sommerferien wieder normale Schulabläufe haben, pendelt sich das alles wieder ein.“

Umsatzausfälle durch Corona nicht existenzbedrohend für PNVG

Die horrenden Umsatzausfälle des Frühjahrs seien für sein Unternehmen zwar unangenehm, aber nicht existenzbedrohend. Auch weitere Zuschüsse brauche man nicht. Man habe einen guten Vorlauf und ausreichend Liquidität gehabt. Riese zieht deshalb ein positives Zwischenfazit: „Die Lage ist besser als der Schein. Wir sind stabil, aber eine zweite Welle können wir nicht gebrauchen.“

››Das Abocenter im Hauptbahnhof Merseburg hat dienstags bis freitags von 8 bis 12 Uhr, montags bis mittwochs von 13 bis 15.30 Uhr und donnerstags von 13 bis 18 Uhr geöffnet. (mz)