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Fachkräfte Fachkräfte: Marokkaner absolviert Elektroniker-Ausbildung in Schkopau

Von Tilo KRippendorf 25.03.2014, 18:34
Tarik Chourak (links) und Patrick Effertz unterstützen sich gegenseitig bei der Ausbildung.
Tarik Chourak (links) und Patrick Effertz unterstützen sich gegenseitig bei der Ausbildung. Peter Wölk Lizenz

Schkopau/MZ - Tarik Chourak ist angekommen. Der junge Marokkaner macht derzeit in Schkopau eine Ausbildung zum Elektroniker für Betriebstechnik und fühlt sich pudelwohl. „Ich hatte immer Interesse an Elektronik, aber bisher keine Gelegenheit, beruflich etwas damit anzufangen“, erzählt der 27-Jährige in einer kurios klingenden Mischung aus Sächsisch und etwas gebrochenem Deutsch.

Viele verschiedene Jobs

Bei der Schkopauer Niederlassung des Unternehmens Actemium lernt Chourak nun alles über den Betrieb von elektrischen Anlagen. „Mein Schwiegervater arbeitet auch in der Firma, er hat mir zu einer Ausbildung bei Actemium geraten“, so der angehende Elektroniker. Chouraks Frau ist Deutsche, gemeinsam wohnen sie in einem Haus in Merseburg. Kennengelernt haben sich die beiden in Spanien.

Der Ausbildungsverbund Olefinpartner übernimmt für über 50 Partnerunternehmen der Region die berufliche Erstausbildung. Nach der Grundlagenbildung im Schkopauer Training Center werden die Azubis auch weiter durch den Avo begleitet. So finden Prüfungsvorbereitungen und fachliche Trainings in Schkopau statt. Es gibt vier industrielle Ausbildungsschwerpunkte. Weitere Informationen zum Verbund und Kontakte zu Ausbildungsfirmen unter: www.avoinfo.de (tik)

„Mein Vater hatte mich Ende 2007 von Marokko nach Spanien geschickt, damit ich dort auf meine Schwestern aufpasse“, erklärt der junge Mann lächelnd. Als die schließlich „unter der Haube“ waren, konnte er frei entscheiden. Wie schon in Marokko machte er in Spanien alle möglichen Arbeiten. „Ich habe Autos repariert und lackiert, habe auf dem Bau und als Gärtner gearbeitet“, sagt Chourak.

2012 kam er schließlich nach Merseburg. Seit dem Sommer des vergangenen Jahres ist der 27-Jährige nun Azubi. Vorher war er schon als Praktikant drei Monate bei Actemium - und konnte überzeugen. Beim Ausbildungsverbund Olefinpartner (Avo) war nach einem kurzen Test klar: Der Marokkaner bringt alle Voraussetzungen für eine Ausbildung in Deutschland mit. „Es ist toll, wie gut sich Tarik in unserem Team eingelebt hat“, meint Andrei Kretschmer, Leiter für externe Organisation beim Avo. In der Praxis sei Chourak kaum zu schlagen.

Das kann auch Patrick Effertz bestätigen. Der 22-jährige Azubi von Südzucker aus Zeitz hat sich in den vergangenen Monaten mit Tarik angefreundet. „Er kann mir oft praktisch helfen, ich erkläre ihm dafür manchmal die Theorie in den Büchern“, sagt Effertz. Hier zeigt sich auch direkt der Vorteil des Ausbildungsverbundes. „Es kommen Lehrlinge aus verschiedenen Firmen einer Branche zusammen, so entsteht auch ein Austausch von Ideen“, sagt Kretschmer.

Chance für Unternehmen

Seiner Meinung nach könnten angesichts des Fachkräftemangels viel mehr Unternehmen auf ältere und gegebenenfalls auch ausländische Bewerber zurückgreifen. „In Südeuropa gibt es jede Menge junge Leute, die darauf brennen, eine gute Ausbildung zu bekommen, für unseren Standort kann das ein Vorteil sein“, sagt der Avo-Leiter.

Im ersten Ausbildungsjahr lernt Charouk die Grundlagen des Elektroniker-Berufes beim Avo am Rande des Value-Parks kennen, im zweiten Lehrjahr geht es dann in die Praxis bei Actemium.

Die Firma gehört zu Europas größtem Baukonzern Vinci aus Frankreich. „Ich spreche englisch, arabisch, spanisch und jetzt deutsch“, sagt Charouk. Wenn der 27-Jährige die Ausbildung beendet, hat er gute Aussichten, in der Welt herumzukommen. „Ich fühle mich in Merseburg sehr wohl und auch integriert“, meint Charouk. Die afrikanische Heimat vergisst der junge Mann aber nicht. Zum Tag der offenen Tür des Avo hat ihn seine Mutter in Schkopau besucht.