"Etwas nützliches tun" "Etwas nützliches tun": Geigentalent pflegt Pflanzen auf Merseburgs Friedhöfen

Merseburg - Hilde Jentsch darf im Augenblick nicht zur Schule gehen. Da geht es ihr wie vielen anderen 17-Jährigen auch. Allerdings ist sie nicht einmal im selben Land wie ihre Schule. Denn eigentlich besucht das Geigentalent die angesehene Londoner Purcell School für internationale Musiktalente. Seit Wochen ist Hilde allerdings zuhause im Saalekreis, hat Online-Unterricht mit ihren Geigen- und Klavierlehrern und erledigt Aufgaben für Fächer wie Musiktheorie und Komposition. „Doch immer nur zuhause zu sein, dass war mir zu langweilig. Ich wollte irgendetwas nützliches tun, und das am besten draußen in der Natur.“
Mini-Job auf dem Friedhof: „Gartenarbeit habe ich schon immer gerne gemacht“
Sie fragte im Büro des Oberbürgermeisters an und dort schien man tatsächlich gerade auf Leute wie Hilde gewartet zu haben. „Ich hatte mich gerade erst beworben, und schwuppdiwupp war ich hier“, lächelt die 17-Jährige. Hier - das sind übrigens die kommunalen Friedhöfe der Stadt, wo die Musikerin einen Mini-Job bekommen und schon Sträucher und Blumen gepflanzt hat.
„Gartenarbeit habe ich schon immer gerne gemacht“, sagt Hilde. „Ich bin hier also genau richtig.“ Nach dem ersten Arbeitstag hatte sie zwar ein bisschen Muskelkater. „Aber das war kein Problem. Das lag einfach daran, dass wir Bäume gepflanzt haben und das mache ich nun mal nicht alle Tage“, lächelt sie.
Mehr also nur Pflanzen pflegen
In dieser Woche ist Hilde übrigens mit dabei, wenn auf den Friedhöfen die Standfestigkeit der Grabsteine überprüft wird. „Das machen wir einmal im Jahr - immer nach der Frostperiode“, erklärt Verena Peschke, Mitarbeiterin des Zentralfriedhofes, die jeden stehenden Grabstein einer Druckprobe unterziehen muss.
Aktuell sind das 2.500 Steine auf dem Zentralfriedhof und den Friedhöfen in Kötzschen, Meuschau und Beuna. Belegte Grabstellen gebe es zwar aktuell 6.956. Aber es hätten ja nicht alle stehende Grabsteine. Die Prüfung jedes Steins wird übrigens dokumentiert - dafür ist Hilde zuständig. Bisher hat das Prüfteam 20 Grabsteine entdeckt, die nicht mehr ganz standfest sind und damit eine Gefahr darstellen
„Manche müssen wir sogar umlegen, da sie sonst eine Gefahr darstellen - zum Beispiel für Leute, die sich um die daneben befindlichen Gräber kümmern.“ Deshalb werde ein gut sichtbares Hinweisschild gesteckt. „Und die Angehörigen werden schriftlich informiert, damit sie wissen, dass sie den Stein wieder verkehrssicher aufstellen lassen müssen.“
OB sucht nach mehr Hilfskräften für Merseburger Friedhöfe
Normalerweise wurde das Grünflächenamt auf den Friedhöfen von vier Ein-Euro-Jobbern unterstützt. „Die waren immer eine große Hilfe“, sagt Peschke. Insgesamt waren 17 Ein-Euro-Jobber für die Stadt tätig. Die waren mit Beginn der Corona-Einschränkungen jedoch vom Jobcenter abgezogen worden.
„Deshalb würden wir uns sehr über zusätzliche Hilfskräfte freuen“, sagt Merseburgs OB Jens Bühligen (CDU). „Ich denke bei diesen kurzzeitigen Verdienstmöglichkeiten zum Beispiel an Studenten unserer Hochschule, denen die Nebenjobs weggebrochen sind. Die Helfer könnten bei der Grünpflege und in der Stadtreinigung eingesetzt werden.
››Interessenten können sich unter Tel. 03461/445 225 melden. (mz)
