1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Erschließung von Wohnraum : Erschließung von Wohnraum : Es herrscht Bauboom in Merseburg

Erschließung von Wohnraum  Erschließung von Wohnraum : Es herrscht Bauboom in Merseburg

Von Dirk Skrzypczak 01.07.2016, 04:00
Auf dem alten Betriebsgelände des Abwasserzweckverbandes Merseburg läuft der Abriss der alten Gebäude. Die Industriebrache soll für exklusiven Wohnraum weichen. Das Interesse des Klientels ist da.
Auf dem alten Betriebsgelände des Abwasserzweckverbandes Merseburg läuft der Abriss der alten Gebäude. Die Industriebrache soll für exklusiven Wohnraum weichen. Das Interesse des Klientels ist da. Peter Wölk

Merseburg - Das große Grundstück schräg hinter dem Finanzamt in Merseburg ist von Außen kaum einzusehen. Dass sich hier eine Industriebrache befindet, haben selbst eingefleischte Merseburger verdrängt. Hier hatte der Abwasserzweckverband seinen Sitz. Geblieben sind Ruinen und alte Gebäude, die jetzt verschwinden. Die Klia Wohnpark GmbH will auf der immerhin 3.600 Quadratmeter großen Fläche zunächst zwei Häuser mit insgesamt 15 Eigentumswohnungen errichten. Als Klientel haben die Investoren gut betuchte Einwohner im Auge.

„Wir orientieren uns am Bedarf für exklusiven Wohnraum, der auch in Merseburg vorhanden ist. Und bevor diese Leute der Stadt den Rücken kehren, wollen wir sie halten. Damit wird auch die Innenstadt ein Stück weit attraktiver“, sagt Stadtrat und Unternehmer Bernd Seifert, der zu der vierköpfigen Investorengruppe (alle stammen aus Merseburg) gehört, die insgesamt 4,5 Millionen Euro in das Projekt stecken will.

Exklusiver Wohnraum

Doch zunächst bestimmen Abrissarbeiten das Bild, frisst sich die Baggerschaufel in die alten Gemäuer. Sechs Wochen sind für die Beräumung des Grundstücks vorgesehen, das im Norden an der Klia beginnt und bis zur Großen Ritterstraße reicht. Auch das ehemalige Pumpenhaus aus den 1950er Jahren wird weichen. In dem Objekt reichen Schächte bis in eine Tiefe von zwölf Metern. „Wir werden die Gruben zum Teil verfüllen, aber auch als Tiefgarage für das erste Wohngebäude nutzen“, erklärt Seifert. Vier Stockwerke plus Dachgeschoss werden die neuen Häuser groß - die Wohnungen in gehobener Ausstattung haben unterschiedliche Zuschnitte und sind auch über einen Fahrstuhl zu erreichen. Mittelfristig soll auf dem Grundstück noch ein dritter Bau hochgezogen werden, ein Geschäfts- und Wohnhaus.

Leerstandquote gesunken

Die Merseburger Innenstadt liegt im Trend - bei Investoren wie Wohnungssuchenden. Betrug der Leerstand im Jahr 2001 noch 22 Prozent, ist er auf neun gesunken. „Die Innenstadt zieht. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Neubau oder die Sanierung von Gebäuden handelt“, sagt Kerstin Marschal, Amtsleiterin für Stadtentwicklung in Merseburg. Unter anderem würden sich ältere Leute passende Wohnungen in der Innenstadt suchen. „Sie wollen die Vorzüge genießen, die Einkaufsmöglichkeiten und auch Ärzte gleich vor der Tür zu haben.“ Merseburg habe seine Flaute am Wohnungsmarkt offenbar überwunden, erklärt auch Annette Krüger, Sachgebietsleiterin Stadtplanung im Rathaus.

Bislang 26 Bauanträge

Vor vier bis fünf Jahren hätten private wie geschäftliche Investoren nur wenige Bauanträge für neue Häuser gestellt. „Mittlerweile haben wir gut zu tun.“ Vermutlich wollten viele Häuslebauer die Vorteile durch die niedrigen Zinsen ausnutzen. Und das wirkt sich positiv auf alle ausgewiesenen Wohnbaugebiete in der Stadt und den Ortsteilen aus. 2015 wurden ihren Worten zufolge 47 Anträge für Neubauvorhaben gestellt, in diesem Jahr sind es bislang 26. Begehrt seien die Grundstücke im Wohngebiet Knapendorfer Weg in Geusa ebenso wie in der Markwardstraße. Und in Meuschau steht ein Investor Gewehr bei Fuß, um am Fürstendamm ein neues Wohngebiet zu erschließen. „Er hat über zehn Interessenten, die auch nur nach Meuschau wollen und jetzt darauf warten, dass es endlich losgeht“, berichtet Annette Krüger. Ob gebaut werden darf, entscheidet der Stadtrat. Den entsprechenden Bebauungsplan will die Verwaltung den Ratsmitgliedern noch in diesem Jahr vorlegen.

Da ist die Investorengruppe um Bernd Seifert schon das entscheidende Stück weiter. Um die Brache hatte die Gesellschaft lange gekämpft. Nun wird nicht getrödelt, sondern gleich gehandelt. „Wir wollen selbst etwas bewegen und nicht auf andere warten“, meint Seifert. Und er schließt nicht aus, dass noch weitere Projekte folgen: „Ideen haben wir genug.“ (mz)

Bernd Seifert ist Mitglied der vierköpfigen Investorengruppe, die bis 2018 rund 4,5 Millionen Euro in das Projekt stecken will.
Bernd Seifert ist Mitglied der vierköpfigen Investorengruppe, die bis 2018 rund 4,5 Millionen Euro in das Projekt stecken will.
Peter Wölk