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Erfinder mit vielen Hobbys Erfinder mit vielen Hobbys: Was Merseburg mit Franziskus von Assisi zu tun hat

Von Undine Freyberg 10.02.2019, 14:00
Jürgen Koppe wurde mit einem Ehrenkolloquium an der Hochschule geehrt.
Jürgen Koppe wurde mit einem Ehrenkolloquium an der Hochschule geehrt. Peter Wölk

Merseburg - Dieser Mann hat viele Hobbys: Er malt - und das am liebsten in seinem Wochenendhaus in Finsterwalde, um - wie er sagt, die künstlerische Hälfte seines Gehirns zu bedienen. Aber Jürgen Koppe, seines Zeichens promovierter Chemiker, spielt auch Schach und ist da auch schon gegen Weltmeister Anatoli Karpow angetreten. Nur zwei von 20 Schachbegeisterte schafften es beim Simultanschach 2015 in Torgau gegen Karpow ein Remis zu erringen - Jürgen Koppe war einer davon.

Sein größtes Hobby ist allerdings sein Beruf und ganz nach dem Spruch „Wenn man ihm ein Rätsel schenkt, freut sich der Ingenieur und denkt“, liebt es der Mann, immer wieder knifflige Herausforderungen zu bewältigen. Obwohl Jürgen Koppe am 31. Januar 65 geworden ist und mit einem Ehrenkolloquium an der Hochschule Merseburg gefeiert wurde, denkt er nicht daran, sich aus seiner Firma zurückzuziehen, obwohl mit seinen Söhnen Jan (37) und Christoph (29) schon die nächste Generation in den Startlöchern steht. „Mein Mann macht weiter“, erzählte Koppes Ehefrau Sylvia lächelnd der MZ. „Sein Beruf ist nun mal sein Hobby.“

1995 hatte Koppe ein weltweit einzigartiges Verfahren zur Reinigung erfunden, das Biofilm entfernt

1995 hatte Koppe ein weltweit einzigartiges Verfahren zur Reinigung erfunden, das Biofilm entfernt. Seitdem sorgt die Mol Katalysatortechnik GmbH weltweit für sauberes Wasser und saubere technische Anlagen - zunächst mit dem Mol-Clean-Verfahren, das mit Wasserstoffperoxid und einem Halbleiter aus Drahtgeflecht als Katalysator arbeitete. Es kam überall dort zum Einsatz, wo Luft befeuchtet werden muss oder Wasser im Spiel ist - in Kunststofffabriken in Mexiko, in der Kunststoffherstellung in Schkopau und auch im Druckhaus der MZ.

Längst gibt es das Mol-Lik-Verfahren, das auch in der Merseburger Schwimmhalle angewendet wird. Statt Drahtgeflechten werden modifizierte Folien benutzt - dieses Verfahren haben Jan und Christoph Koppe entwickelt. Das Merseburger Verfahren wird laut Koppe senior sogar in der Grablegungskirche des Heiligen Franziskus von Assisi in Italien angewandt, denn dessen Gebeine werden in einem gläsernen Kasten aufbewahrt, und die Luft darin wird ständig befeuchtet.

2016 wurde Mol Katalysatortechnik Bundessieger der Initiative „Deutschland - Land der Ideen“

Ansonsten streckt die Firma ihre Fühler aktuell vor allem in Richtung Belgien und Niederlande aus, weil dort die größten Firmen, wie zum Beispiel Shell, ihren Sitz haben. Auch in die Haushalte hat das Verfahren Einzug gehalten - mit dem „Merseburger Zauberwürfel“, der Gerüche, Rostflecke und Kalk aus Geschirrspülern verbannt.

Für Ihre Entwicklungen wurde Mol bereits mit dem 1. Preis der Umweltallianz Sachsen-Anhalt geehrt. 2016 wurde die Firma Bundessieger der Initiative „Deutschland - Land der Ideen“. (mz)