Einzelhandel in Merseburg Einzelhandel in Merseburg: Einsamer Brühl

Merseburg - Am Montag scheint die Sonne in den Innenhof des Brühls. Nimmt man auf einer der leeren Bänke Platz, schaut man auf verwaiste Schaufenster. Es ist ruhig im Brühl-Center in Merseburg. Vereinzelt laufen Passanten durch den Innenhof. Er ist eine Abkürzung zu den Wohnblöcken dahinter und der belebten Gotthardstraße - mehr aber auch nicht.
Kaum einer bleibt an den wenigen Geschäften stehen und schaut in die Auslagen. Geblieben sind eine Apotheke, ein Juwelier- und Uhrmacher, der Discounter Kik, ein Partyservice und ein Geschenkartikelladen. In einem der oberen Geschosse ist noch ein Bildungsträger und ein Arzt eingemietet. Am meisten Bewegung scheint noch bei Kik zu sein. Die Apotheke und der Uhrenladen sind auf Stammkundschaft angewiesen.
Investor ist abgesprungen
Was aus dem Einkaufscenter werden soll, ist wieder einmal offen. Gerade erst ist ein Investor abgesprungen. Doch schon soll es einen neuen Interessenten geben. Viel mehr ist nicht bekannt. Doch Apothekerin Ariane Jäschke nimmt es gelassen: „Ich bin immer noch optimistisch, dass sich hier jemand findet“, sagt sie. Seit Beginn ist Jäschke schon mit ihrer Apotheke am Brühl und eigentlich auch zufrieden. Die Räume seien toll. Und habe sie ein Problem, könne sie sich an den Hausmeister wenden. Insgesamt sieht der Innenhof sehr gepflegt aus. „Der Hausmeister kümmert sich wirklich toll“, fügt Jäschke hinzu.
Doch das reicht nicht, um neue Mieter in die Immobilie zu locken. Und genau daran ist auch der potenzielle Investor gescheitert. „Es braucht einen Ankermieter, einen Lebensmittelanbieter, um andere Händler wieder in den Brühl zu ziehen“, sagt Ingo Rieck, Geschäftsführer von der Immobilienverwaltung Centim, die das Objekt betreut.
Viel Konkurrent, niedrige Kaufkraft
Einen solchen Ankermieter zu gewinnen sei schwer, nicht zuletzt, weil viel Konkurrenz in der Nähe herrscht und auch die Kaufkraft in Merseburg nicht so hoch ist. „Ein wesentlicher Punkt ist aber auch die Größe der Einheiten“, so Rieck. Normalerweise würden Lebensmittelketten Flächen von 1 300 Quadratmetern suchen, früher sei es deutlich weniger gewesen. Aber so viel Fläche könne das Objekt nicht bieten. Die Läden sind zu groß für inhabergeführte Geschäfte, zu klein für Ankermieter.
Noch dazu werde es immer schwieriger für kleine Händler, zu überleben, vor allem neben einem großen Lebensmittelgeschäft. „Die haben heute fast alles, was man braucht“, so Rieck. Das fängt bei Schnittblumen an und geht bis zu frischem Brot.
Als Chefin der Apotheke setzt Ariane Jäschke derweil auf die Werbeoffensive. An jeder Seite des Brühl-Centers hängt ein Apotheken-Zeichen. „Die Leute sollen wissen, dass es uns noch gibt“, sagt mit einem Lächeln. (mz)