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Einmaliger Fund in Mitteldeutschland

Von Kornelia Privenau 30.08.2007, 16:48

Gimritz/MZ. - Der Anblick ist außergewöhnlich: Das Skelett eines fünf bis sieben Jahre alten Rindes wurde so platziert, dass in seinem Bauchraum millimetergenau eine Steinkiste eingepasst werden konnte. Sie misst 40 mal 70 Zentimeter und diente als Grab eines Kindes, dessen Skelett jedoch nicht mehr vorhanden ist. Welches Geheimnis mag wohl in diesem beeindruckenden prähistorischen Ensemble verborgen liegen?

Ausgräber der Kiste im Rind sind der Archäologe Helge Jarecki und sein neunköpfiges Team, das seit einigen Wochen auf dem etwa vier Hektar großen Areal zwischen Brachwitz und Gimritz arbeitet. "Luftbilder führten uns zu Rind und Steinkiste. Das Ensemble entstand als Teil eines Gräberfeldes der Jungsteinzeit zwischen 3000 und 2000 vor Christus. Die Grabbeigaben waren zahlreich. Sie können zur Kultur der Schnurkeramik gerechnet werden", sagt Jarecki. Die Gefäße sind formenreich und üppig verziert, so wie jene Schnurkeramiken, die im Jahr 2006 auch im Erdwerk Salzmünde gefunden wurden.

Kann es den Forschern gelingen, den Mythos Steinkisten-Grab im Rinder-Skelett zu entzaubern? So manche Variante wird vor Ort debattiert. Jarecki sieht vorerst zwei Möglichkeiten. Die Nähe der Steinkiste zu Gebärmutter und Euter des Rindes, so der Archäologe, könnte einen Wunsch ausdrücken.

Die Angehörigen des toten Kindes wollten - auf das es ihm im Jenseits an nichts fehle - Nahrung auf den Weg ins Totenreich mitgeben; die Milch. Vorstellbar wäre auch eine symbolische Bedeutung - der Kreislauf von Leben und Tod hat sich geschlossen. Eine Symbolik, die in verschiedenen Bestattungsriten der Stein- und Bronzezeit zum Ausdruck kommt.

Für den Archäozoologen Döhle hat noch etwas anderes Gewicht. Die Beschaffenheit des Rindes. "Das war ein Tier im besten Alter." Es muss die Sippe einige Überwindung gekostet haben, auf das wertvolle Fleisch zu verzichten, das Nahrung für mehrere Tage bedeutet hätte. Das Rind wurde vollständig bestattet.

Was dem Wissenschaftler fehle, seien vergleichbare Funde. Die gibt es nicht, was die Beantwortung der Fragen erschwere, aber auch sehr spannend gestalte. "Wir werden eine Radio-Karbonuntersuchung zur genaueren Altersbestimmung des Tieres vornehmen lassen. Dann wissen wir schon etwas mehr", meint Döhle.