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„Man kann relativ schnell etwas bewirken“ Eimer und Flaschen: Klimaschützer sammeln in Merseburg Müll aus der Natur

Fridays-for-Future-Bewegung hat seit Kurzem auch einen Ableger in Merseburg. Die Studenten sehen großen Handlungsbedarf.

Von Robert Briest 11.05.2021, 16:15
Die erste Rolle Müllsäcke reichte bei der Sammelaktion von Fridays for Future zwischen Hochschule und Südpark nur kurze Zeit.
Die erste Rolle Müllsäcke reichte bei der Sammelaktion von Fridays for Future zwischen Hochschule und Südpark nur kurze Zeit. Foto: Robert Briest

Merseburg - Es war im August 2018, als sich die junge Schwedin Greta Thunberg entschied, statt zur Schule lieber zum Parlament nach Stockholm zu gehen. Aus ihrem dortigen Streik für mehr Klimaschutz erwuchs schnell eine vor allem von Schülern getragene globale Protestbewegung, die an Merseburg jedoch weitestgehend vorbei ging. Bis jetzt.

Aktivismus: Studentin startet Ableger von Friday-for-Future in Merseburg

Denn nun, fast drei Jahre später, stehen Helene und Helena in einem Gebüsch zwischen Hochschule und Südpark mitten im Müll. Alte Schlafsäcke und Plastetüten, Eimer und Gegenstände, deren Zerfallsgrad eine genaue Identifizierung nicht mehr zulässt, sammeln sie mit einem Greifer in schwarze Müllsäcke. Die sind schnell voll, die erste Rolle bald aufgebraucht.

Die beiden Studentinnen gehören der frisch gegründeten Merseburger Ortsgruppe von Fridays for Future an. Angestoßen wurde auch diese von einer jungen Frau. „Ich dachte, es wäre cool, so etwas in Merseburg zu haben. Hier gab es noch keine Klimaaktionsgruppe. Ich hatte Lust, da etwas zu starten“, berichtet Astrid Ribbeck. Die Studentin der Sozialen Arbeit schrieb im Januar eine Rundmail an alle Studenten der Hochschule. Und erhielt einige positive Rückmeldungen.

„Man kann vor Ort relativ schnell etwas bewirken und wenn man nur den Müll wegräumt.“

Monate später sind nun knapp 15 Mitglieder in der lokalen Telegram-Gruppe, an dem wöchentlichen Onlineplena nehmen fünf bis sechs von ihnen teil, berichtet Helene und begründet ihr eigenes Engagement: „Umwelt war schon immer ein Thema, das mich interessiert hat. Ich studiere Green Engineering, da liegt das nahe.“ Schon in ihrer Heimatstadt Stendal habe sie die Aktivitäten der dortigen FFF-Ortsgruppe verfolgt und sich geärgert, dass es hier keine gibt: „Man kann vor Ort relativ schnell etwas bewirken und wenn man nur den Müll wegräumt.“

Die Sammlung am Südpark, bei der sich schnell der vom Umweltamt des Kreises gestellte Baucontainer füllt, ist die zweite Aktion der jungen Ortsgruppe. Zuvor hatten die Aktivisten schon eine Kreidemenschenkette auf der Kliaplatte organisiert. Es habe zwar auch einige skeptische Blicke gegeben, aber insgesamt seien die Reaktionen doch positiv gewesen, berichtet Helena: „Manche haben auch etwas dazu gemalt.“

Klimaschützer wollen Schüler und ihre Eltern in die Ortgruppe aufnehmen

Größere Protestaktionen konnten die jungen Klimaschützer in Merseburg bisher auch wegen Corona nicht auf die Beine stellen. Das sei aber auf jeden Fall geplant, betont Astrid Ribbeck. „Solche Massenaktionen sind wichtig.“ Ihre Gruppe wolle auch zur Landtagswahl aktiv werden und weitere Müllsammelaktionen organisieren. Die Initiatorin lobt auch die Unterstützung, die sie aus dem FFF-Netzwerk erhalten hätten. „Auf meine Mail haben sich einige gemeldet, die schon anderswo aktiv sind. Dadurch sind die Fridays-for-Future-Leute auf uns zugekommen. Auf deren Website steht auch, was man für eine neue Gruppe braucht.“

Aktive Mitglieder sind natürlich ein essentieller Bestandteil. Bisher speist sich der hiesige Ableger mit einer Ausnahme nur aus Studenten. Perspektivisch wolle man auch versuchen, Merseburger Schüler zu gewinnen, sagt Astrid. Zurück zu den Wurzeln also. Wobei die Gründerin der Merseburger Gruppe anmerkt, dass FFF längst eine breite Bewegung geworden sei. Es gebe ja auch Parents- und Scientist for Future, also Gruppen von Eltern, Wissenschaftler, die sich engagierten.

Aus Sicht von Helene hat dies zu mehr Problembewusstsein in der Bevölkerung geführt. Jedoch bleibe gefühlt weiter alles bei den jungen Leuten hängen. Die Alten würden oft auf die Wirtschaft verweisen: „Das Grundproblem wird verstanden, aber der Aktionismus fehlt, weil dafür das eigene Verhalten geändert werden müsste.“ Die Gruppe ist erreichbar per Mail an: [email protected]. (mz)