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Ehejubilare aus Merseburg  Ehejubilare aus Merseburg : "Eisernes" Hochzeitspaar bekommt keine Blumen von der Stadt

Von Katrin Löwe 02.06.2016, 12:26
Seit 65 Jahren verheiratet: Gerda und Waldemar Schmidt.
Seit 65 Jahren verheiratet: Gerda und Waldemar Schmidt. Peter Wölk

Merseburg - Wilfriede Stachel fand es deprimierend, dabei war der Anlass eigentlich ein feierlicher. 65 Jahre, „das ist ja schon eine stattliche Zahl“, sagt sie. 65 Jahre, so lange sind ihre Bekannten Gerda und Waldemar Schmidt inzwischen verheiratet. Gefeiert wurde das im Mai mit einem Umtrunk in einem Merseburger Café. Rund 20 Gäste, das Jubelpaar - nur die telefonisch informierte Stadtverwaltung kam nicht zur Gratulation. Stattdessen, erzählt Stachel, lag später sang- und klanglos ein Umschlag mit Urkunden im Briefkasten, der vom Oberbürgermeister, auch der vom Ministerpräsidenten.

Die Enttäuschung ist groß

„Dass die Stadt kein Geld hat, wissen wir, aber nicht einmal für eine einzelne Blüte für drei bis vier Euro? Traurig!“, sagt Stachel, als sie sich an die MZ wendet. Allein ist sie mit ihrem Gefühl nicht. „Und wenn es eine Rose mit ein bisschen Grün ist - man freut sich darüber“, sagt auch der Betroffene, Waldemar Schmidt. Bis zur Diamantenen Hochzeit war auch immer jemand persönlich da, erzählt der 90-jährige ehemalige Polizist, der seine Frau im Erzgebirge kennengelernt und im Mai 1951 in Geusa geheiratet hat. Wie es diesmal gelaufen ist, das finde er „unfein“.

Tatsächlich hat sich an der Praxis der Stadtverwaltung im Umgang mit Jubilaren etwas geändert - der Haushaltssituation geschuldet. 2015 erstmals ausgefallen ist laut Stadtsprecherin Elke Benne etwa eine seit 1993 traditionelle Veranstaltung mit allen Ehejubilaren im Ständehaus. Und: „Aufgrund des Liquiditätssicherungskonzeptes und des nicht vorliegenden Haushaltsplanes 2016 ist eine Ausreichung von Blumensträußen leider in diesem Jahr nicht möglich“, heißt es. „Das bedauern wir auch sehr“, so Stadtsprecherin Benne.

Ehepaar zu Hause verpasst

Grundsätzlich, so Benne, würden Glückwunschurkunden des Oberbürgermeisters zum 90., 95. und 100. Geburtstag und an Ehejubilare mit 60., 65. und 70. Hochzeitstag durch eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung persönlich überbracht - ohne Anmeldung. Das gelte auch für schriftliche Grüße des Landrates und der Landesregierung für bestimmte Jubiläen.

Im Fall des Ehepaars Schmidt sei die Stadt-Mitarbeiterin vor der angekündigten Feier bei dem Paar zu Hause gewesen, habe es aber nicht mehr angetroffen. Dass die Urkunden in den Briefkasten gelegt werden, sei eine Ausnahme. „In dem Fall war uns wichtig, dass das Ehepaar noch am selben Tag die Glückwunschurkunden erhält.“ In der Regel werde versucht, Jubilare bei einem zweiten Besuch anzutreffen. An privaten Feiern teilzunehmen sei im Übrigen zeitaufwändiger als die übliche Übergabe und aufgrund der Vielzahl nicht machbar - das sei auch künftig nicht geplant.

Tatsächlich gibt es in Merseburg jede Menge Jubiläen. Wie Benne auflistet, sind es insgesamt 179 Ehejubiläen in diesem Jahr, die fünfthöchste Zahl seit 1993. Ihren 50. Hochzeitstag feiern 111 Paare, 45 den 60., noch 21 den 65. und zwei den 70. Dazu kommen 366 Altersjubiläen. 97 Merseburger werden 90 Jahre alt, insgesamt 23 schon 95 und fünf über 100. (mz)