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DRK-Projekt Digitale Cafés als Internethelfer für Senioren

Im Rahmen eines DRK-Projekts wollen junge Freiwillige ältere Menschen mit digitalen Medien vertraut machen.

Von Jakob Milzner 12.07.2021, 15:03
Henning Keizers aus Halle und Noelle Müller aus Merseburg führen ältere Menschen an digitale Medien heran.
Henning Keizers aus Halle und Noelle Müller aus Merseburg führen ältere Menschen an digitale Medien heran. (Foto: Jakob Milzner)

Halle (Saale)/Merseburg/MZ - Ein Leben ohne Smartphone, Computer und Tablet ist für viele Leute heute kaum noch denkbar. Einkaufen, Reisen, Navigieren oder Überweisungen tätigen: Das alles ist schon seit vielen Jahren online möglich. Nun hat die Bedeutung solcher Internetservices aufgrund der Corona-bedingten Einschränkungen des öffentlichen Lebens noch einmal deutlich zugenommen.

Doch älteren Menschen fällt der Umgang mit den digitalen Alleskönnern oft schwer. Sie sind weder mit den neuen Technologien aufgewachsen, noch haben sie diese als Teil ihrer Arbeit oder sonstiger Tätigkeiten kennengelernt. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) hat daher ein Projekt ins Leben gerufen, das älteren Menschen digitale Medien näherbringen und gleichzeitig den Kontakt zwischen den Generationen fördern soll. „Digitale Cafés“: Unter diesem Titel sollten junge Freiwillige ihre betagteren Mitbürger an den Umgang mit moderner Kommunikationstechnik heranführen - Kaffee, Kuchen und persönlicher Austausch inklusive.

„In Eigenregie, mit Schnitt und allem drum und dran“

Aber dann kam alles anders. Denn pünktlich zum Projektbeginn begann sich die zweite Welle der Covid-19-Pandemie zu erheben - und bald konnte von Gruppenveranstaltungen keine Rede mehr sein. Also mussten sich die insgesamt 17 Freiwilligen im Projekt etwas einfallen lassen. Auch Noelle Müller, die ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in Merseburg absolviert, machte sich Gedanken, wie man trotz steigender Infektionszahlen den Kontakt aufrechthalten konnte.

„Die Digital-Cafés sollten als Gruppenseminare eigentlich in gemütlicher Atmosphäre stattfinden“, sagt die 19-Jährige. Als sie nach einer Alternative gesucht habe, sei ihr die Idee gekommen, einen Youtube-Kanal mit Videoanleitungen zu machen - „in Eigenregie, mit Schnitt und allem drum und dran“, erzählt die junge Freiwillige. Gesagt, getan: Mittlerweile sind auf dem Kanal sechs Videos zu finden, in denen die FSJlerin unter anderem über die Nutzung von Suchmaschinen, Messenger-Diensten und Shopping-Plattformen aufklärt. „Ich habe versucht, das wirklich sehr klein zu halten, weil die Videos ja übersichtlich und kurz bleiben sollen“, sagt Müller. Womit jedoch die Frage noch nicht beantwortet war, wie die Senioren den Weg zu den Videos finden sollten.

„Mittlerweile skypt sie fast jeden Tag“

Sie habe sich schließlich entschlossen, den Weg über die Jüngeren zu gehen, damit diese ihre Familienangehörigen über ihre Videos informierten, berichtet die junge Frau. Außerdem habe sie eine detaillierte Anleitung entworfen, wie man den Kanal finden und nutzen könne. An den Aufrufen bemerke sie mittlerweile, „dass eine gewisse Steigerung da ist.“ Und auch ihre Fähigkeiten im Bereich der Videoproduktion verbesserten sich: „Die Qualität der Videos steigt, weil ich mich viel damit auseinandersetze, wie schneide ich das, wie mache ich den Ton, wo kann ich noch etwas besser machen?“

Einen anderen Weg wählte der 19-jährige Henning Keizers, der sein FSJ beim Ambulanten Sozialen Dienst in Halle absolviert, einem Heim für betreutes Wohnen im Alter. Die Vorteile digitaler Medien, gerade für die ältere Generation, liegen für ihn klar auf der Hand: „Man kann sich mit Freunden und Verwandten austauschen, auch ohne direkten Kontakt zu haben, neue Kontakte knüpfen und den Alltag ein Stück weit erleichtern“, sagt der Freiwillige, der ebenfalls „Digitale Cafés“ organisieren sollte. Ein erstes fand auch tatsächlich noch statt - mit überwältigender Resonanz, erzählt Keizers. Danach verlegte er sich auf den Einzelunterricht. Eine Frau Mitte 90 habe ihn besonders beeindruckt: „Mittlerweile skypt sie fast jeden Tag mit Verwandten und Freunden aus ganz Deutschland - das ist wirklich ein voller Erfolg gewesen“, sagt Keizers.

Während Müller und Keizers nun kurz vor dem Ende ihres FSJ stehen, befindet sich die nächste Runde des Projekts bereits in den Startlöchern. Junge Menschen, die sich dafür interessieren, können sich auf der Website des DRK (drk-freiwilligendienste-st.de) informieren und bewerben.