Die Sammler Die Sammler: Wenn es bei Briefmarkenfreunden wie beim Eiskunstlaufen zugeht

Merseburg - Eigentlich brauche die Post heutzutage gar keine besonderen Briefmarken mehr. „Ich denke, das machen sie vor allem noch für die Sammler“, sagt Hans Schmidt, der kürzlich im Internet sogar gelesen hat, dass Island nun die Briefmarke ganz abschaffen will. Schmidt ist Vorsitzende des Merseburger Briefmarkenvereins 1898 und hat, wie die anderen Mitglieder, eine umfassende Briefmarkensammlung. Einst war der Verein mit 100 Mitglieder recht groß, jetzt hat er noch 25. Am vorletzten Samstag hatte der Verein zum Briefmarkentausch eingeladen.
Gekommen sind auch ein paar Händler, die Marken verkaufen wollen, andere Gäste wollen Sammlungen, die sie irgendwoher bekommen haben, schätzen lassen. Selten, so Schmidt, sind da aber Raritäten dabei. Sammlungen, die zumeist aus DDR-Zeiten stammten, gebe es viele und daher ist ihr Wert leider nicht ganz so groß. Das mindert aber nicht das Interesse der Vereinsmitglieder an ihrem Hobby.
Angefangen hat die Leidenschaft des Briefmarkensammelns in der Kindheit
Angefangen hat für viele im Verein die Leidenschaft des Briefmarkensammelns in der Kindheit. „Damals hat man eben mal hier und da eine Briefmarke aufgehoben und nach und nach entstanden Sammlungen“, so Schmidt. Später ruhte das Hobby dann bei vielen, bevor es im gesetzteren Alter wieder auflebte.
Der Merseburger Briefmarkenverein wurde am 1. September 1898 gegründet und schloss sich dann dem „Deuschen Philatelisten-Verband Gößnitz“ an. Der Verein konnte über die Kriegsjahre hinweg bestehen und wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als AG Philatelie Merseburg neugegründet. Nach der Wiedervereinigung wurde daraus dann der Merseburger Briefmarkenverein 1898, dessen Domizil bis heute das Mehrgenerationenhaus ist. Jeden zweiten und vierten Montag im Monat treffen sich die nunmehr 25 Mitglieder, die zumeist aus dem Raum Merseburg kommen, dort zu Vereinsabenden von 16 bis 17 Uhr.
Vereinsmitglieder ganz unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Sammlungen
Dabei haben sich die Vereinsmitglieder ganz unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Sammlungen gegeben. Einer habe Marken zum Thema Italien, ein anderer zu Schmetterlingen oder der Heiligen Elisabeth. Immer häufiger stehen die Themen im Vordergrund. Bei den Treffen des Vereins im Mehrgenerationenhaus bringen die Mitglieder daher häufig auch gar nicht ihre Sammlungen mit, sondern tauschen sich aus, hören Vorträge oder helfen Vereinsmitgliedern bei der Vorbereitung einer Ausstellung. Schmidt vergleicht letztere mit Eiskunstlaufen.
„Manchmal kann man die vergebenen Punkte nicht nachvollziehen, genau wie beim Eiskunstlaufen“
Bei einer Ausstellung sind die Teilnehmer aufgefordert, ein Thema bestmöglich mit ihrem Bestand dazustellen. Danach werden sie dann auch bewertet. „Manchmal kann man die vergebenen Punkte nicht nachvollziehen, genau wie beim Eiskunstlaufen“, sagt Schmidt mit einem Lächeln. Maximal können Teilnehmer so 100 Punkte erreichen, ab 80 Punkten bekommt man Gold.
Vier der Mitglieder beteiligen sich an diesen Ausstellungen. Darüber hinaus, so Schmidt, geht es vor allem um den Austausch untereinander. „Es gibt auch ganz viele Sammler, die das Hobby nur für sich betreiben, ohne im Verein organisiert zu sein“, sagt Schmidt. Wünschen würde er sich aber auch neue Mitglieder, die die Leidenschaft teilen und frischen Wind mitbringen. (mz)