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Geklautes Auto in Äthopien gefunden Die Polizei zwitschert: Sebastian Schultzik kümmert sich um Twitter-Account der Direktion Süd

Von Dirk Skrzypczak 29.10.2018, 12:25
Sebastian Schultzik twittert seit 2016 für die Polizeidirektion. Eine fluffige Sprache gehört bei aller Ernsthaftigkeit dazu.
Sebastian Schultzik twittert seit 2016 für die Polizeidirektion. Eine fluffige Sprache gehört bei aller Ernsthaftigkeit dazu. Silvio Kison

Halle (Saale) - Am Mittwoch begleitet Oberkommissar Sebastian Schultzik eine Polizeikontrolle auf der A9 am Rasthof Osterfeld. Und auf dem Twitter-Account der Polizeidirektion (PD) Süd sind die Nutzer live dabei. „Es hat auch manchmal Vorteile, wenn man klein ist“, schreibt der 29-Jährige und meint den Spürhund, der durch das niedrige Gepäckabteil eines Reisebusses schnüffelt und nach Drogen sucht.

Die fluffige Sprache ist gewollt. „Die Netzgemeinde ist eine andere Umgangsform gewohnt. Wenn man wahrgenommen werden will, muss man die Nachrichten locker gestalten“, sagt Schultzik.

Polizeiarbeit auf Twitter: Kampf auch gegen Fake-News und Gerüchte

Spätestens seit US-Präsident Donald Trump ist der Kurznachrichtendienst in aller Munde. In der Kürze liegt die Würze: In maximal 280 Zeichen werden Botschaften verschickt, auch Videos sind möglich. Seit 2016 „zwitschert“ Schultzik für die Polizei, und die Zugriffszahlen steigen. Folgten im August dieses Jahres noch 3.280 Personen dem Polizei-Account aus Halle, sind es Ende Oktober schon 60 „Follower“ mehr gewesen.

Wie viele Tweets der Oberkommissar pro Tag absetzt, ist lageabhängig. „Die Vorteile liegen auf der Hand. Soziale Netzwerke sind schnell und haben eine große Reichweite. Vor allem bei Polizeieinsätzen sind die Kanäle von Vorteil, weil man die Leute in Echtzeit mit Informationen versorgen kann - das ist ganz wichtig auch in Zeiten, in denen Fake-News durch das Netz geistern“, sagt der Ordnungshüter mit dem Hang zu modernen Medien.

Da werden nach Einbrüchen auch Tipps gegeben, wo man sich beraten lassen kann - damit es Langfinger anderenorts schwerer haben, auf Beutezug zu gehen.

PD Süd ließ sich auch bei 5-Sterne-Bewertung für Fünf-Sterne-Knast nicht lumpen 

Abgesehen davon bietet der Polizei-Kanal auf Twitter auch einen nicht unerheblichen Unterhaltungswert. Als im März dieses Jahres ein Straftäter auf der Google-Plattform mit Galgenhumor dem Polizeiknast in Halle fünf Sterne für die „gute Betreuung“ verlieh, ließ sich die PD nicht lumpen. „Wir lagen hier vor Lachen unter dem Schreibtisch“, lautete die Reaktion der Ordnungshüter auf Twitter.

„Die Interaktion mit den Nutzern ist natürlich wichtig. Uns erreichen auch Fragen und Kritik, denen wir uns stellen. Wir klinken uns aber auch in Diskussionen ein, etwa wenn Radfahrer in Halle Probleme haben. Der große Vorteil ist dann unsere Reichweite, weil unsere Antworten viele lesen können.“

Twitter half der Polizei sogar schon, ein geklautes Auto in Äthiopien wieder zu finden

Dass soziale Medien auch helfen, Straftaten aufzuklären, zeigt ein Fall im Januar 2018. Damals hatte ein Tourist, der dem Twitter-Account der PD Süd folgt, in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba einen Geländewagen mit Kennzeichen aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld parkend am Straßenrand entdeckt.

Er schickte Fotos des Fahrzeugs über Twitter an die PD. „Tatsächlich stellte sich heraus, dass der Wagen gestohlen war und nach Afrika geschafft wurde“, erzählt Sebastian Schultzik. Die Polizisten gaben den Kollegen in „ABI“ einen Tipp. „Sie haben sich um die Angelegenheit gekümmert.“

Schultzik wird vom Team der Pressestelle unterstützt. „Schließlich darf der Tweet nicht abreißen, wenn ich einmal im Urlaub bin.“ Und er verhehlt nicht, dass man schon affin sein muss, um die sozialen Netze bespielen zu können. „Mir macht die Arbeit großen Spaß“, sagt der 29-Jährige, der auch sonst seine Talente für telegene Produktionen ausschöpfen kann. So dreht er etwa Schulungs- und Werbevideos für die Polizei. Auch diese Clips beeindrucken. (mz)