"Der schwarze Nazi" "Der schwarze Nazi": Der deutscheste Deutsche

Merseburg - „Vor einigen Jahren haben wir einen Freund aus Zaire gefragt, ob er nicht Lust hätte, mal bei uns eine Hauptrolle zu spielen“, erinnert sich Tilman König. „Seine Antwort damals: ’Ich spiele nur Martin Luther oder Adolf Hitler. ’ Und da hatte ich die Idee.“ Die Idee für den schwarzen Nazi, den Deutschesten aller Deutschen, der den Rechten mal so richtig zeigt, wie das mit dem Rechtssein funktioniert.
2006 brachten die Brüder Tilman und Karl-Friedrich König den ersten Film „Der schwarze Nazi“ raus. „Aber der war von der Qualität her einfach nicht so gut“, meint Tilman König im MZ-Gespräch. Da das Thema allerdings nach wie vor brandaktuell ist, haben die beiden Brüder einen neuen Anlauf unternommen - mit besserer Technik und mit Aloysius Itoka in der Hauptrolle, den man schon aus „Tatort“ oder anderen Serien kennt. Und jetzt wird der Film auch von größeren Kinos in ganz Deutschland wahrgenommen.
Eine überspitzte Groteske
Nach dem Auftakt in Leipzig und einer vielbeachteten Premiere im Berliner „Babylon“ wird die überspitzte Groteske zurzeit auch im Merseburger Domstadtkino gezeigt. Und das ist für Tilman König wie nach Hause kommen. „Unsere Familie hat lange hier gelebt. Ich habe viele Erinnerungen an die Stadt, gerade an die Wendezeit“, erzählt der 36-Jährige. Denn er und sein Bruder sind die Söhne von Lothar König (62), dem bekannten „Anti-Nazi-Pfarrer“ aus Jena, der von 1986 bis 1991 Pfarrer in Merseburg war.
König engagierte sich mit seiner Jungen Gemeinde gegen die Staatsmacht und organisierte damals die ersten Montagsdemos. „Das war eine ziemlich aufregende Zeit“ , erinnert sich Tilman König. Die Familie habe damals in der Unteraltenburg 14 gewohnt. Das sei ein sehr offenes Haus gewesen, immer seien Gäste dagewesen - auch Musiker und Theaterleute. Auf dem Dachboden seien zu Wendezeiten Flugblätter vervielfältigt worden. „Und da wir zu Hause keinen Fernseher hatten, sind wir natürlich unheimlich oft hier ins Kino gegangen, bis wir 1991 weggezogen sind.“
Budget von nur 70.000 Euro
Die Liebe zum Kino und zum Film ist geblieben. Tilman König studierte Japanologie, und während eines Auslandsjahres in Japan studierte er auch Dramaturgie. Bruder Karl-Friedrich (33) studierte Hispanistik und Ethnologie. Gemeinsam gründeten sie ihre Filmfirma „2Könige“.
Der Independent-Film „Der schwarze Nazi“ entstand innerhalb von 24 Tagen und mit einem Budget von nur 70.000 Euro. Ein Drittel davon haben die „2Könige“ über Crowdfunding - eine Spendensammlung im Internet - zusammenbekommen. „Dann hat ein Produzent aus Leipzig unseren Trailer gesehen und sich entschlossen, uns zu unterstützen“, erzählt König. Unterstützung gab es auch von „Dschungelkönigin“ Melanie Müller, die einen Gastauftritt hinlegte, ohne dafür Gage zu nehmen. Ebenfalls im Film zu sehen, ist - als rechter Wutbürger - Michael Specht, den man aus dem Dresden-Tatort kennt, und der Merseburger Klaus Jünke, der den Prüfer beim Integrationskurs spielt.
„Es gibt bereits viele positive Reaktionen auf den Film - auch von Lehrern und von einer Uni“, erzählt Tilman König. „Wir überlegen deshalb bereits, uns zum Beispiel an den Schulkinowochen zu beteiligen und Workshops anzubieten.“ Er und sein Bruder würden den Film auch für Aufführungen bei Vereinen oder in Schulen zur Verfügung stellen.
Der Film „Der schwarze Nazi“ von „2Könige“wird noch bis Mittwoch täglich um 18.30 Uhr im Merseburger Domstadtkino gezeigt. (mz)