Der Kampf seines Lebens Der Kampf seines Lebens: "Ich will 'Krebsi' einfach nur loswerden"

Rossbach/Halle - „Am Anfang dachte ich, ich hätte mich bei meinem Nebenjob nur verhoben oder falsch gedreht“, erinnert sich Christian Morlock an den September vergangenen Jahres. Schon bald werden die vermeintlich harmlosen Schmerzen, die im unteren Rücken losgingen, jedoch immer schlimmer. Bald schmerzt der gesamte Rücken, auch die Schultern, bis der Roßbacher, der aufgrund seines Studiums der Wirtschaftswissenschaften in Halle wohnt, gar nicht mehr aus dem Bett kommt. Was da noch niemand ahnt: Der 27-jährige Morlock ist an Knochenmarkkrebs erkrankt.
Diagnose Krebs: Tumorzellen im Knochenmark
„Es begann dann ein Ärzte-Marathon“, erzählt Morlock, der beim Gespräch mit der MZ gar nicht so krank aussieht, wie man vermuten würde. Vielleicht ist es ja genau das, was weder Hausarzt noch Spezialisten wie Orthopäde oder Rheumatologe stutzig werden ließ. „Erst Ende November wurde ich dann im Krankenhaus komplett durchgecheckt“, sagt Morlock. Was folgte, war die niederschmetternde Diagnose - für ihn und für seine Freundin Sophie. „Wir brauchten zwei, drei Tage, in denen wir uns komplett zurückgezogen haben, um das zu verdauen“, erzählt Morlocks Freundin.
Der Wahl-Hallenser leidet an einem multiplen Myelom. Die Erkrankung entsteht laut Krebsgesellschaft durch die Entartung einer einzigen Plasmazelle, deren Klone sich im Knochenmark ausbreiten. „Mein ganzer Körper hat gestrahlt“, kommentiert Morlock eine spezielle Computertomographie, bei der Tumorzellen im Knochenmark sichtbar gemacht werden können.
Neue Mutation von Krebs bei Christian?
Was erschwerend hinzu kommt: Bei einer weiteren Untersuchung nach einer leichten Chemo waren die Zellen fast komplett verschwunden. Bei den Ärzten kamen Zweifel auf, ob es tatsächlich die Krankheit ist. „Es gibt fünf Typen davon“, erzählt Morlock. „Offenbar hat sich bei mir eine sechste Variante entwickelt, die jetzt für Ärzte in ganz Deutschland interessant wird.“ Für Morlock geht es aber vor allem darum, zu überleben.
Und dafür ist es wichtig, genau zu wissen, welche Therapie er erhalten muss. „Nach dem ganzen Hin und Her war ich verzweifelt, ich meinte zu den Ärzten, dass ich jetzt einfach irgendeinen Krebs nehmen will, Hauptsache die zielgerichtete Therapie beginnt endlich.“ Trotz der vielen Unsicherheiten und der langen Zeit der Ungewissheit haben weder Morlock noch seine Freundin die Zuversicht verloren. „Ich gehe mit der Krankheit locker um, will ’Krebsi’ einfach nur loswerden“, sagt Morlock und lacht.
Hallescher FC unterstützt im Rahmen seiner Sommertour
„Ich glaube, seine positive Einstellung wird Christian helfen, den Krebs zu besiegen“, meint seine Freundin. Und die Unterstützung aus seinem Umfeld. Freunde, Bekannte und Familie waren bislang stets für ihn da. „Als ich damals im Krankenhaus lag, war ich praktisch nie alleine“, sagt er. Sogar seine Kumpels aus der Mannschaft, Morlock spielt beim VfL Roßbach Fußball, machten sich für ihn stark.
Am 21. Juni, 18.30 Uhr, wird Drittligist Hallescher FC im Rahmen seiner Sommertour bei dem kleinen Verein aus dem Geiseltal Station machen und ein Benefizspiel bestreiten. Die Einnahmen sollen unter anderem Christian Morlock zugute kommen, weshalb der VfL auf möglichst viele Zuschauer hofft.
Finanziell nicht abgesichert: Fall für das Sozialamt
Das Geld kann der 27-Jährige gut gebrauchen. Denn durch seine Erkrankung ist er in die Mühlen deutscher Bürokratie geraten. „Nach der Diagnose konnte ich die Abschlussprüfung nicht absolvieren, ich habe deshalb ein Urlaubssemester genommen“, erzählt Morlock. Damit konnte er sich beim Jobcenter melden, dass ihn aufgrund seines Gesundheitszustands jedoch an den Rententräger verwies. „Dem gegenüber kann ich als Student aber keine Ansprüche anmelden, weil ich keine fünf Jahre eingezahlt habe“, erklärt Morlock, der damit ein Fall für das Sozialamt ist.
„Das hilft mir aber erst, wenn die Ablehnung vom Rententräger vorliegt, auf die ich jetzt warte.“ Als hätte der Krebspatient gerade keine anderen Sorgen. An diesem Freitag ist es soweit: der 27-jährige Roßbacher muss ins Krankenhaus, wo eine aggressive Chemotherapie beginnt. „Ich werde meine Haare verlieren“, zeigt er sich im Gespräch mit der MZ das erste Mal richtig betroffen. „Ich glaube, ich werde sie vorher in Stufen abschneiden, um mich daran zu gewöhnen“, grübelt er weiter.
Das Benefizspiel des HFC in Roßbach kann er damit definitiv nicht bestreiten. Er kann sich aber einer Sache sicher sein: Nicht nur während des 90-minütigen Kicks werden sich die Gedanken aller Beteiligten allein um ihn und seine hoffentlich schnelle Genesung drehen. (mz)