DDR-Filmstar in Merseburg DDR-Filmstar in Merseburg: Lebensberatung mit Herbert Köfer

Merseburg - Anne Gevatter wartet nervös im Café Ben zi bena. Die 18-jährige Obhausenerin ist der mit Abstand jüngste Gast an der Geburtstagstafel der Schauspiellegende Herbert Köfer. Der gebürtige Berliner nutzt die Zeit vor seinem Gastspiel am Abend im Schlossgartensalon, um mit seinen Fans seinen 96. Ehrentag zu feiern.
Zu denen zählt auch Gevatter, seit sie gemeinsam mit ihrem Vater vor einigen Jahren die 80er-Jahre-Serie „Geschichten übern Gartenzaun“ geschaut hat. „Ich finde seine Art zu schauspielern sehr schön“, lobt sie. Zwei Mal habe sie Köfer bereits live auf der Bühne gesehen.
Plätze bei MZ verlost
Für das Vis-à-vis lässt der Schauspieler Gevatter und die anderen fünf Gäste, die ihre Plätze bei einer MZ-Verlosung gewonnen haben, am Freitagnachmittag jedoch etwas warten. Die Einbahnstraßen in der Altstadt, entschuldigt er sich später. Seine Fans stört die Verspätung aber ohnehin nicht. Sie hängen sofort wie gebannt an seinen Lippen, als der Jubilar mit etwas rauer Stimme beginnt Anekdoten zu erzählen und Fragen zu beantworten. Gleich die erste ist die vielleicht naheliegendste: „Wie haben Sie es geschafft in so hohem Alter noch so vital zu sein?“, möchte die vergleichsweise junge, nur 78 Jahre alte Adelheid Bauer wissen. Köfer muss nicht überlegen: „Ich lebe nach dem Motto, wer rastet, der rostet.“ Das funktioniere für ihn gut. Auch die positiven Reaktionen des Publikums würden ihm helfen: „Und wenn man so viele Texte lernen muss, hilft es auch vom Kopf her klar zu bleiben.“
Gutes Gedächtnis
Ein gutes Gedächtnis beweist der 1921 in Berlin geborene Künstler denn auch, als er die Fragen der Gäste zu seiner nunmehr 77 Jahre andauernden Schauspielkarriere mit zahlreichen kleinen Geschichten beantwortet. Etwa der, wie er, damals als Fernsehmoderator der humoristischen Sendung „Da lacht der Bär“ bekannt, 1963 mit schweißnassen Händen in der Premiere des KZ-Dramas „Nackt unter Wölfen“ gesessen hat, in Sorge, ob ihm das Publikum denn die ernste Rolle eines SS-Hauptsturmführers abnehmen würde. „Aber das ist das Schicksal eines Schauspielers.“
Ohnehin sei der Beruf nicht immer eitel Sonnenschein, sei auch schon mal hart und erfordere eine gewisse Kraft.
Um die vor der späteren Vorstellung des Stücks „Ein gesegnetes Alter“ zu sammeln, hebt das Geburtstagskind nach einer Stunde die Tafel auf und hinterlässt eine zufriedene Gevatter: „Es hat etwas unwirklich gewirkt, direkt neben ihm zu sitzen. Aber es war schön.“ (mz)