Das geheimnisvolle Dichter-Tagebuch
Leuna/Schmirma/MZ. - In seinem neuesten Büchlein "Jesus rot Himmel weit" beschäftigt sich der Leunaer Schriftsteller Jürgen Jankofsky mit den Bildern des Malers Karl Völker (1889-1962) in der Dorfkirche Schmirma. Der Hallenser, damals schon ein anerkannter Künstler, bekam 1921 vom Landesbaurat den Auftrag, die kleine Kirche neu auszumalen. Kein einfaches Unterfangen. Schließlich galt es die barocke Ausstattung und die vorhandenen Bilder rings um die Empore so einzubeziehen, dass sich ein harmonisches Ganzes ergab.
Völlig neu schuf Völker die Decke: Mit zehn Szenen aus dem Neuen Testament, die er im Atelier auf Leinwand malte und dann an der Kirchendecke anbrachte. Man verstummt erst einmal bei ihrem Anblick. Expressive Bilder in intensiv leuchtenden Farben und mit einer überwältigenden Ausdrucksstärke, die heute noch zu den "ungewöhnlichsten künstlerischen Interpretationen in sakralen Räumen"* zählen. Völker verstand sich, zumindest eine Zeit lang, als Kommunist, auch das hat die Darstellung beeinflusst.
Aus diesem Spannungsfeld schöpft Jankofsky die Idee für das Buch und entwickelt seine Geschichte. Verbindet Fiktives und Wahrhaftiges, Mögliches und Belegbares und schickt die Phantasie spazieren. Tatsache ist - das hat der Walter-Bauer-Preisträger herausgefunden - dass sich der Dichter Walter Bauer (1904-1976) und der Maler Karl Völker kannten. Es gibt Briefwechsel, es gibt Berichte anderer und es liegt der Nachruf vor, den Bauer nach des Malers Tod schrieb.
Weshalb sollten sie sich nicht schon 1921 getroffen habe während der Ausmalung der Kirche? Jankofsky lässt die Begegnung aus den Tagebuchnotizen eines Unbekannten (die nach seiner Lesart im Wohnhaus W.B.s gefunden wurden) erstehen. Schildert die Begegnungen, gibt auf unaufdringliche Art Erläuterungen zu den Bildern.
Die sind - übrigens in wunderbarer Qualität - dem Text beigefügt. Erschienen ist das drucktechnisch meisterlich gestaltete Buch (Querformat auf Kunstdruckpapier; 9,90 Euro) im dorise Verlag Burg und erlebt seine Premiere am Sonnabend zur Eröffnung der Karl-Völker-Ausstellung in der Moritzburg Halle. Am kommenden Sonnabend, dem 31. März 19 Uhr, ist Buchpremiere in Schmirma im "Rosenhof" unmittelbar neben der Kirche. Die steht ab 18 Uhr offen und ist zudem Korrespondenzort der halleschen Schau.
(*Aus dem Flyer zur Völker-Ausstellung)