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Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg Carl-von-Basedow-Klinikum in Merseburg: Neues Behandlungsprogramm für Operierte

Von Uljana Wuttig-Vogler 17.04.2015, 08:50
Gabriele Keller (Mi.) mit Chefarzt Göbel und Physiotherapeutin Sandra Streit.
Gabriele Keller (Mi.) mit Chefarzt Göbel und Physiotherapeutin Sandra Streit. Marco Junghans Lizenz

Merseburg - „Mir geht es super“, sagt Gabriele Keller, während sie mit Hilfe von Stützen vorsichtig mehrere Meter auf dem Klinikumsflur zurücklegt. Erst am Montag hat sie ein neues Kniegelenk bekommen. Auch Christa Stoye läuft schon einige Meter am Arm der Physiotherapeutin Sandra Streit. Der 79-Jährigen wurde am Montag ein neues Hüftgelenk eingesetzt.

In der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie des Merseburger Carl-von-Basedow-Klinikums werden schon seit vielen Jahren Endoprothesen implantiert. Jährlich werden zwischen 450 und 500 verschlissene oder verletzte Knie-, Hüft- und Schultergelenke durch künstliche ersetzt beziehungsweise ausgetauscht.

Vorreiterrolle mit neuem Programm

Um die klinischen Ergebnisse und die Patientenzufriedenheit diesbezüglich weiter zu verbessern sowie die Verweildauer der Patienten in der Klinik zu verkürzen, wird dabei das sogenannte Rapid-Recovery-Programm, was übersetzt „rasche Genesung“ heißt, angewendet.

Die Klinik unter der Leitung von Chefarzt Dr. Felix Göbel nimmt damit eine Vorreiterrolle ein. „Wir sind die erste Klinik in Mitteldeutschland, die das Programm anbietet“, sagt Lothar Peruth, Geschäftsführer des Klinikums, voller Stolz. Von Juni bis November 2014 wurden in der Startphase des Programms 48 Patienten behandelt. Weitere Ergebnisse stehen noch aus. Die erste Befragungen unter den Patienten ergaben eine Zufriedenheit von 99 Prozent.

Patienten nehmen an Patientenschule teil

Das Rapid-Recovery-Programm wurde vor 15 Jahren entwickelt und im Laufe der Zeit kontinuierlich optimiert. Mehr als 150 Kliniken in 16 europäischen Ländern arbeiten mittlerweile danach. Deutschland steht mit 20 Kliniken derzeit noch am Anfang. „Wichtiger Bestandteil des Konzeptes ist die noch aktivere Einbindung des Patienten in den Behandlungsprozess“, so Göbel.

Dieser beginnt üblicherweise mit der Einweisung ins Krankenhaus, wo der Patient gründlich untersucht wird. Im Fall einer OP nehmen die Patienten und auf Wunsch deren Angehörigen vor dem Eingriff an einer Patientenschule teil. Dort lernen sie das gesamte Team - Operateur, Narkosearzt, das Pflegepersonal, Physiotherapeuten und den Sozialdienst kennen und erfahren haargenau, was vor, während und nach der Operation auf sie zukommt. „Ein umfassend informierter Patient ist Voraussetzung für einen problemlosen Behandlungsablauf“, so der Chefarzt.

Nach zwei bis vier Stunden stehen Patienten wieder

Die Patienten werden meist erst am OP-Tag stationär aufgenommen. Alle Voruntersuchungen - dazu gehört in Merseburg auch der Test auf Krankenhauskeime, obwohl der nicht Pflicht ist - sind da erledigt beziehungsweise werden beendet. Die Schmerztherapie beginnt bereits vor der OP und wird unter dem Eingriff fortgesetzt. Bereits zwei bis vier Stunden nach dem Eingriff würden 80 Prozent der Patienten zum ersten Mal wieder stehen oder sogar gehen. Das wäre vor 20 Jahren noch unvorstellbar gewesen, so Göbel.

Für die rasche Genesung beginnen dann physiotherapeutische Übungen, die später auch in der Gruppe stattfinden. Bevor die Operierten nach Hause oder in die Reha-Klinik entlassen werden, müssen sie klar definierte Entlassungskriterien erfüllen. Die kennt jeder Patient, und sie werden gemeinsam mit dem Behandlungsteam überprüft. „Es wird keiner entlassen, bevor er nicht dazu bereit ist“, so Göbel. Die meisten Patienten seien nach einem Vierteljahr wieder arbeitsfähig. Und zufrieden. (mz)