Carl-von-Basedow-Klinikum Carl-von-Basedow-Klinikum: Haustarif für Krankenhaus?

Merseburg - Das Carl-von-Basedow-Klinikum ist aus dem Kommunalen Arbeitgeberverband ausgetreten. Die Entscheidung hatte der Aufsichtsrat des kreiseigenen Konzerns bereits am 12. Oktober vergangenen Jahres getroffen. Dumpinglöhne müssen die 1.310 Mitarbeiter im personell größten Unternehmen des Saalekreises aber nicht fürchten, erklärte Geschäftsführer Lothar Peruth.
„Wir streben einen Haustarifvertrag an, der keine Abstriche an den monatlichen Entgelten macht“, sagte er der MZ. Es gehe vielmehr um die Jahressonderzahlungen. Sie sollen sich am Betriebsergebnis orientieren. Im Herbst 2015 hatte das Klinikum für das Wirtschaftsjahr 2014 Einmalzahlungen von 1,7 Millionen Euro an seine Mitarbeiter geleistet.
Klinikum als kommunales Unternehmen erhalten
Die Jahresleistung - manche nennen sie Weihnachtsgeld - an die Entwicklung der Krankenhaus-Gesellschaft zu koppeln, ist keine neue Erfindung. Von 2012 bis 2014 war diese Regelung der zentrale Bestandteil eines mit der Gewerkschaft Verdi vereinbarten Tarifvertrags zur Zukunftssicherung. Die Geschäftsleitung des Klinikums wollte diesen Tarif verlängern, doch Verdi spielt nicht mit. Offenbar gibt es unterschiedliche Auslegungen, wie denn die wirtschaftliche Situation zu betrachten ist. Geschäftsführer Peruth sieht das Haus in einer vergleichbaren Lage wie etwa 2012. Gesetzliche Rahmenbedingungen, die sich veränderten, seien in ihren Folgen eben nicht kalkulierbar. „Wir können uns die Welt schönreden, aber die Realitäten sehen anders aus. Wir müssen etwas tun“, sagte er. Oberstes Ziel bleibe es, das Klinikum als kommunales Unternehmen zu erhalten und mit ihm auch die Arbeitsplätze. Das habe man intern auch immer offen mit den Mitarbeitern besprochen.
17 Kliniken, fünf Funktionsabteilungen, ein Bildungszentrum und zwei Tochtergesellschaften: Das Carl-von-Basedow-Klinikum ist breiter aufgestellt denn je. Im Vergleich zu 1996 konnte die Zahl der Beschäftigten im kommunalen Konzern von 933 auf 1 310 Angestellte gesteigert werden. Davon arbeiten 1 055 Mitarbeiter im Klinikum, 213 in der Servicegesellschaft sowie 42 im Medizinischen Versorgungszentrum.
Im vergangenen Jahr wurden im Klinikum mit seinen Standorten in Merseburg und Querfurt 64 549 Fälle behandelt, davon 23 614 im stationären Bereich. Vor 20 Jahren gab es stationär noch 20 745 Behandlungen. Mit einem Anteil von 46 Prozent werden die meisten Patienten von den niedergelassenen Ärzten in der Region in das Klinikum eingewiesen. Sie liegen damit noch vor Notarzteinsätzen (36 Prozent).
Das Klinikum hat in den vergangenen zwei Jahrzehnten - 1996 waren die beiden Krankenhäuser in Merseburg und Querfurt fusioniert - eine positive Entwicklung genommen. Wesentlich dafür verantwortlich waren Großinvestitionen. Insgesamt sind bis 2015 140,4 Millionen Euro in Modernisierungen oder Neubauten geflossen. 92 Millionen Euro waren es in Merseburg, 48,4 Millionen Euro am Standort Querfurt.
Verdi signalisiert Verhandlungsbereitschaft - so es denn die Gewerkschaftsmitglieder im Klinikum wollen. „Wir haben noch keinen Auftrag der Belegschaft bekommen, Gespräche zur neuen Situation mit der Geschäftsführung einzuleiten“, sagte Gewerkschaftssekretärin Petra Schmidt. Bislang seien 90 Prozent der organisierten Mitarbeiter noch zögerlich. „Es ist aber Bewegung in die Angelegenheit gekommen.“ Verdi macht auch deutlich, worauf man pochen würde: auf eine Tarifbindung an den öffentlichen Dienst. „Im April werden wir sehen, ob wir stark genug sind, eine Tarifkommission zu bilden“, so Schmidt.
Insgesamt 17 Kliniken
Die Geschäftsleitung werde sich einem konstruktiven Dialog nicht verschließen, kündigt Peruth an. „Wir sind eines der wenigen Krankenhäuser in Sachsen-Anhalt, das seine Mitarbeiter tariftreu bezahlt.“ Das gelte auch für die 162 Ärzte, die nicht von Verdi, sondern vom Marburger Bund vertreten werden. In den vergangenen Jahren sei es gelungen, durch eine Leistungserweiterung mehr Patienten versorgen und somit den Umsatz verbessern zu können. Nur so sei man in der Lage gewesen, etwa Tarifsteigerungen bei den Löhnen aufzufangen. „Mittlerweile haben wir 17 Kliniken. Mehr geht nicht. Wir brauchen Augenmaß, um wirtschaftlich stabil zu bleiben“, sagt Peruth. Das Klinikum setze auf motivierte Mitarbeiter. Nur so könne man eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung sichern. (mz)