Braunkohle-Abbau im Mitteldeutschland Braunkohle-Abbau im Mitteldeutschland: Auf den Spuren der Bergbau-Geschichte

Braunsbedra - Walter Christian Steinbach machte aus seiner Freude keinen Hehl. Warum auch, denn 10.000 Euro bekommt man nicht alle Tage. Diese Summe spendeten je zur Hälfte die Kulturstiftung Hohenmölsen und die Mitteldeutsche Braunkohlengesellschaft als Anschub für die Arbeit des vor wenigen Wochen gegründeten Fördervereins zum Aufbau des Dokumentationszentrums Industriekulturlandschaft Mitteldeutschland, kurz DokMitt. Steinbach ist der Vorsitzende des länderübergreifenden Gremiums. Er will mit seinen Vereinsmitgliedern endlich loslegen. „So schnell als möglich. Wir sind hochmotiviert“, meint der ehemalige Pfarrer von Rötha.
Wie das geschehen soll und was sich hinter dem DokMitt verbirgt, erklärte der 71-Jährige mit einem Blick in die Vergangenheit. „Ob Thüringen, Sachsen oder Sachsen-Anhalt - uns eint seit Jahrhunderten eine ähnliche Geschichte. Gesamt Mitteldeutschland war durch den Bergbau geprägt. Nach 1990 haben die Länder gerade durch tiefgreifende Veränderungen im Bergbau ein völlig neues Profil erhalten. Vieles gerät in den Hintergrund. Unser Verein will ein Dokumentationszentrum schaffen, in dem Geschichte und Wandel im mitteldeutschen Revier für die Nachwelt erhalten wird.“
Vom Bagger bis zum Gedenkstein: Als „Mitteldeutsche Straße der Braunkohle“ wird eine Route mit etwa 70 größeren und rund 200 kleineren Sachzeugen der Bergbaugeschichte rund um Halle und Leipzig bezeichnet. Der Dachverein mit Sitz in Leipzig trägt denselben Namen. 1996 wurde den Angaben zufolge das Konzept für die Themenroute erarbeitet und auch der Verein gegründet. Aktuell zählt er eigenen Angaben zufolge 43 Mitglieder.
Es gibt eine Haupt- und mehrere Regionalrouten sowie 15 ausgewiesene Höhepunkte. Dazu zählt auch das Museum Brikettfabrik Herrmannschacht Zeitz im Süden Sachsen-Anhalts. Die nach Museumsangaben älteste, mit Maschinen erhaltene Brikettfabrik der Welt war bis 1959 in Betrieb.
Auch aktive Bergbaustätten und durch den Bergbau entstandene Seen gehören zur Route. Die „Hauptstraße“ beginnt am Bergwitzsee bei Kemberg und endet in Halle.
Das untermauert auch Andy Haugk, Direktor der Kulturstiftung Hohenmölsen, die sich der Pflege des Heimatgedankens im Zeitz-Weißenfelser Braunkohlenrevier widmet: „Ohne den Abbau der Braunkohle wäre Hohenmölsen ein Dorf geblieben. Die Industrialisierung hat uns größer gemacht. Wir dürfen unsere Wurzeln nicht vergessen, sonst können wir keine Zukunft gestalten. Da fangen wir nicht bei Null an. Nun wird es jedoch Zeit, alle aufgearbeiteten Materialien zu bündeln.“ Das Geiseltal habe man ebenso im Blick wie die Mibrag im Burgenlandkreis, das Bitterfelder oder auch das Bornaer Revier.
„Wir unterstützen gern das DokMitt, haben wir doch selbst Mitteldeutschland im Unternehmensnamen“, betont der kaufmännische Geschäftsführer der Mibrag, Bernd-Uwe Haase. Es sei wichtig, Historie, Projekte und Aktionen zu vernetzen und für die Zukunft aufzuarbeiten. Dies geschehe zunächst in einer riesigen virtuellen Datenbank. Später sei auch an ein Haus der gemeinsamen Forschung gedacht. Wirtschaft, Wissenschaft und Vereine werden dafür an einem Strang ziehen.
Dass die Scheckübergabe für das DokMitt mit Sitz in Borna in der Zentralwerkstatt Pfännerhall in Braunsbedra stattfand, war ein wichtiger Schritt in die Zukunft. (mz)

