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Bleiben in Merseburg die Kunden aus? Bleiben in Merseburg die Kunden aus?: Händler kritisieren Einschränkung des kostenlosen Parkens

Von Dirk Skrzypczak 13.10.2015, 18:17
Das kostenlose Parken für eine Stunde wie hier am Entenplan soll auch künftig möglich sein.
Das kostenlose Parken für eine Stunde wie hier am Entenplan soll auch künftig möglich sein. Peter Wölk Lizenz

Merseburg - Seit über sechs Jahren ist es ein Alleinstellungsmerkmal der Stadt Merseburg: das kostenlose Parken für zwei Stunden im Stadtzentrum auf den 14 bewirtschafteten kommunalen Parkflächen. Ab Januar 2016 soll die Vergünstigung für Kunden wegfallen. Es bleibt aber die sogenannte Brötchentaste übrig. 30 Minuten können die Merseburger und ihre Gäste ihre Autos abstellen, ohne zahlen zu müssen.

Bärbel Sölzer, Chefin eines Optikerfachgeschäfts am Entenplan, ist darüber nicht begeistert. „Ich finde die Pläne nicht gut. Dann fahren die Leute doch gleich auf die grüne Wiese. Die Innenstadt leidet doch heute schon unter einer zu geringen Kundenfrequenz“, sagt sie. Zum Bummeln würden nur wenige das Zentrum mit der Gotthardstraße und ihrem Umfeld aufsuchen. Hinzu kämen kompromisslose Mitarbeiter vom Ordnungsamt. „Wer seine Parkzeit nur um wenige Minuten überzieht, bekommt schon ein Knöllchen verpasst. Kundenfreundlich ist das nicht.“

70.000 Euro Einnahmen

Stefan Winter, der das Schuhhaus Schmidt in vierter Generation als Familienunternehmen führt, zeigt indes Verständnis für die Beweggründe der Stadt. „Natürlich ist es schade. Aber welche Stadt lässt die Leute heute schon kostenlos parken?“ Merseburg muss jedenfalls sparen und gleichzeitig mehr Geld einnehmen. 70.000 Euro sollen durch die höheren Parkeinnahmen pro Jahr eingenommen werden.

Dass die Innenstadthändler dadurch vor düsteren Zeiten stehen, glaubt Winter indes nicht. „Ich denke, dass unsere Kunden auch mal einen Euro zahlen, wenn sie direkt in der Innenstadt parken wollen.“ Schwieriger sei da schon die Zeit mit der veränderten Verkehrsführung gewesen, als am Alten Rathaus noch gebaut wurde. „Das haben wir gespürt. Wir hatten schmerzhafte Umsatzeinbußen. Es war ein echter Überlebenskampf.“

Wird Nova Eventis nun noch attraktiver?

Ob Kunden jetzt gleich ins Nova Eventis nach Günthersdorf fahren, wie es beispielsweise Bärbel Sölzer befürchtet, glaubt Winter nicht. „Mit dieser Konkurrenz leben wir doch seit 20 Jahren. Diese Argumente bringen nichts.“ Sybille Rühle, Center-Managerin im Nova Eventis, beobachtet natürlich genau, was im Umfeld so alles passiert. „Es ist aber keinesfalls unser Ziel, den Handel in Städten wie Merseburg kaputtzumachen. Wir sprechen mit unserem Erlebnisshopping eine breite Zielgruppe an, die zum Teil eineinhalb Stunden fährt, um zu uns zu kommen.“ Innenstädte hätten sehr wohl ihren Reiz. Das gelte auch für Merseburg durch die Verbindung mit der Geschichte und Denkmalen.

Stadtratsvorsitzender Hans-Hubert Werner (CDU) verweist darauf, dass rund um das städtische Zentrum genügend gebührenfreie Stellflächen erhalten bleiben. Tatsächlich sind nach Angaben der Stadt vom neuen Preismodell nur 648 der 1 794 Parkplätze betroffen. Noch etwas ist wichtig: Jene Parkzonen wie in der Burgstraße oder am Entenplan, die bereits mit Parkscheibe für eine Stunde kostenfrei genutzt werden können, sollen auch künftig bestehenbleiben. Sie dürften dann freilich deutlich umkämpfter sein. (mz)