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Bekannte Sexologin studiert in Merseburg Bekannte Sexologin studiert in Merseburg: Haben Ossis den besseren Sex?

Von Undine Freyberg 27.12.2017, 10:00
Baden am Müggelsee 1986: Die DDR-Freikörperkultur hat wohl dazu beigetragen, dass viele Ossis ein entspanntes Verhältnis zu ihrem Körper haben.
Baden am Müggelsee 1986: Die DDR-Freikörperkultur hat wohl dazu beigetragen, dass viele Ossis ein entspanntes Verhältnis zu ihrem Körper haben. dpa

Merseburg - Sie bringt ein Kribbeln auf jede Couch, zählt deshalb zu den beliebtesten Talkshow-Gästen im deutschen Fernsehen, schreibt Bücher über Sex, hat eine Therapie-Praxis in Hamburg und ihre eigene TV-Dokumentarreihe („Make Love“), für die sie 2017 sogar für den Deutschen Fernsehpreis nominiert war, mit jeder Menge nackter Tatsachen. Aber vor allem: Ann-Marlene Henning nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn andere nur verschämt nach unten schauen würden.

Was die wenigsten wissen: Die gebürtige Dänin (Jahrgang 1964) studiert in Merseburg - obwohl sie unter anderem bereits sieben Jahre Neuro-Psychologie an der Universität Hamburg studiert hat, eine dreijährige Ausbildung zur Sexologin in Kopenhagen und eine Ausbildung zur Paartherapeutin gemacht sowie ein Jahr als Psychologin im Rehabilitations-Zentrum für Hirngeschädigte „Vejle Fjord“ in Dänemark gearbeitet hat.

Berufsbegleitendes Masterstudium der Sexologie

Warum also Merseburg? „Weil meine dänischen Abschlüsse in Deutschland nicht anerkannt werden und ich mich hier zum Beispiel nicht Sexualtherapeutin, sondern nur Sexologin nennen darf“, erklärt sie. Und in Merseburg absolviere sie ein berufsbegleitendes Masterstudium der Sexologie, weil das nur in Merseburg angeboten werde. Interessant sei, dass sie in Merseburg gemeinsam mit Leuten studiere, die nur halb so alt seien wie sie selbst.

Gibt es eigentlich etwas, das sie nicht schon wusste, bevor sie in Merseburg angefangen hat zu studieren. „Oh ja, ich kann zwar alles sehr gut erklären, aber es ist gar nicht so schlecht, wenn man es auch theoretisch einordnen kann.“ Sie hätte jetzt zum Beispiel einen tieferen Einblick in die Entwicklung der Wunschkindpille zu DDR-Zeiten oder ins Thema sexuelle Gesundheit, was ein Grundrecht für jeden Menschen sei.

Ossis haben ein viel entspannteres Verhältnis zu ihrem Körper

Mittlerweile werde ihr auch die Sache mit den Ossis und den Wessis immer klarer. „Die Ossis haben ein viel entspannteres Verhältnis zu ihrem Körper und zur Sexualität als die Wessis. Da sind sie wie die Dänen.“ Vielleicht habe tatsächlich FKK, also die sogenannte Freikörperkultur zu Ostzeiten, dazu beigetragen. „Bei uns gab’s das auch, aber wir hatten keinen Namen dafür. Man war einfach nackt, wenn man wollte.“

Ann-Marlene Henning kam 1985 mit 21 Jahren nach Deutschland. Zuvor studierte sie Jura an der Universität in Århus. In Hamburg angekommen, arbeitete sie als Buchhalterin bei der dänischen Sydbank und lernte nebenbei Deutsch. Nach einem Jahr tauschte sie den Schreibtisch gegen den Schminkkoffer, wurde Model und begann vier Jahre später parallel ihr Psychologiestudium. Ihr erstes Buch „Make Love - Ein Aufklärungsbuch“ erschien 2012, 2014 dann „Make More Love“. Ihr aktuelles Buch heißt „Liebespraxis - eine Sexologin erzählt“. Im Augenblick arbeitet Ann-Marlene Henning an einem Aufklärungsbuch für Männer, das 2018 erscheint.

Sie erinnere sich zum Beispiel an die 80er. „Wenn man vom Baden zum Campingplatz-Kiosk nicht oben ohne gegangen ist, war man spießig.“ Heute entdecke man dagegen eine zunehmende Prüderie - gerade bei den jungen Leuten. „Die jungen Frauen und Männer vergleichen sich mit dem Optimum - mit dem dicken Penis aus irgendeinem Porno oder dem perfekten Körper aus den Medien.“

War sie schon mal mit einem Ossi im Bett?

Apropos Ossis - hat sie die Entspanntheit der Ostdeutschen schon mal am eigenen Leib erfahren, sprich: War sie schon mal mit einem Ossi im Bett? Ann-Marlene Henning lacht herzhaft und gesteht: „Das kann ich gar nicht so genau sagen - da muss ich erstmal nachdenken.“ Sie habe ein sehr wildes Leben in ihren Single-Zeiten gehabt, sagt sie. Kommt aber dann doch zu dem Schluss: „Ich war als Dänin kaum mit deutschen Männern zusammen.“

Lange Zeit, etwa 15 Jahre, habe sie mit einem weißen Südafrikaner zusammengelebt. Jetzt sei sie mit einem Südamerikaner zusammen, der in New York aufgewachsen ist und 17 Jahre in Dänemark gelebt hat. „Ich spreche demzufolge zu Hause also meist Englisch.“ Trennungen verliefen bei ihr immer sehr still. „Meistens hab’ ich mich getrennt, weil ich mich schon anderweitig verliebt hatte“, erzählt die Sexologin.

Ihr mittlerweile erwachsener Sohn hat sie nur einmal etwas über Frauen gefragt

Ihr mittlerweile erwachsener Sohn habe sie nur einmal etwas über Frauen gefragt. „Aber seine Freunde - die haben immer bei mir gesessen und haben mir Löcher in den Bauch gefragt.“

Um an den Weihnachtsfeiertagen Stress in Liebesdingen zu vermeiden, empfiehlt Ann-Marlene Henning, es ruhig angehen zu lassen. „Wir sind doch nur so gestresst, weil wir uns zu viel vornehmen und zu viele Termine machen. Fahren Sie einfach die Ansprüche runter.“ Aber wenn das nicht klappt und es wirklich kracht? Versöhnungssex? „Das ist gut. Wer die Chance dazu hat, sollte sie in jedem Fall nutzen“, schmunzelt die Dänin, deren aktuelles Buch „Liebespraxis - eine Sexologin erzählt“ sicher so einige Fragen beantwortet. (mz)