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Behörden-Ärger in Nemsdorf-Göhrendorf Behörden-Ärger in Nemsdorf-Göhrendorf: Eigenheim ohne Besitzer

Von Michael Bertram 05.02.2016, 09:10
Corinna Reichmann und ihre Familie haben ein Haus in Nemsdorf-Göhrendorf gekauft. Seit 2014 warten sie aber auf die Eintragung ins Grundbuch.
Corinna Reichmann und ihre Familie haben ein Haus in Nemsdorf-Göhrendorf gekauft. Seit 2014 warten sie aber auf die Eintragung ins Grundbuch. wölk Lizenz

Nemsdorf-Göhrendorf - Stolz läuft Corinna Reichmann durch ihr Haus, zeigt die Vielzahl an Räumen, den kleinen Hof und die Nebengelasse, die den Vorbesitzern einst als kleine Tierställe dienten. „Hier kann man richtig was draus machen“, sagt sie. Das hatten sie und ihre Familie bereits vor zwei Jahren gedacht und das Haus gekauft. „Ich war schwer krank und dachte, dass ich mich hier auf dem Land besser erholen kann“, erzählt Reichmann. Im Netz entdeckte die Familie, die zuvor in einer beengten Neubauwohnung in Querfurt lebte, das Haus und kaufte es zu einem Schnäppchenpreis.

Der Haken daran: Aufgrund eines Formfehlers und eines wahren Behördenmarathons hat es Reichmann auch heute noch nicht geschafft, sich ins Grundbuch eintragen zu lassen. Und so lange das nicht passiert ist, gilt sie auch nicht als wahre Eigentümerin. „Es tut sich einfach nichts“, klagt die gebürtige Barnstädterin, mit deren Fall sich inzwischen schon der dritte Notar beschäftigt. „Jedem musste ich meine Geschichte von vorn erzählen, und doch hat sich nie etwas bewegt.“

Rechtlich zwei eigenständige Gebäude

Der Grund für die scheinbar unüberwindbare Hürde ist ein Anbau. „Das eigentliche Wohnhaus wurde schon immer als solches von den Vorbesitzern genutzt, dann kam aber ein Anbau hinzu, der früher als Werkstatt diente“, erzählt Corinna Reichmann. Heute bietet diese dank eines Durchbruchs in der Wand ein weiteres Zimmer. Rechtlich werden beide Teile jedoch als zwei eigenständige Gebäude betrachtet, jedes steht für sich in einem anderen Grundbuch. „Das zu regeln, schafft offensichtlich niemand“, meint Reichmann.

Seit 2014 hat die Familie schon viel Geld und Kraft in den Umbau des Hauses investiert. „Hier war alles total vermüllt, wir haben den ganzen Unrat beräumt und Reparaturen und Instandhaltungen durchführen lassen“, sagt sie. Mehrere Zehntausend Euro hat die Familie schon in die Arbeiten gesteckt. „Ich fühle mich rechtlich ja auch auf der sicheren Seite“, sagt Reichmann. Die endgültige Gewissheit fehlt aber dennoch: „Das macht einem manchmal auch ein richtig schlechtes Gewissen“, räumt sie ein. „Man investiert so viel, weiß aber rein theoretisch nicht, ob man bleiben kann.“

Reichmann zeigt den Schriftverkehr mit Anwälten und Notaren. Immer wieder tauchen in den E-Mails Fristen auf, die längst verstrichen sind. „Ich habe das Gefühl, dass ich nur hingehalten werde.“

Inzwischen überlegt die Familie sogar, ob sie nicht in ein anderes Haus ziehen soll, um einen Haken an die Probleme machen zu können. Sie hat schon ein Gebäude ins Auge gefasst, auch Interessenten für das jetzige Haus hatten sich bei der Familie gemeldet. Verkaufen, das ist allerdings nichts ganz so einfach. Denn da wären sie wieder, die leidigen Probleme mit dem Grundbuch. (mz)