Bahnverbindung nach Leipzig Bahnverbindung nach Leipzig: So will OB Bühligen für Merseburg die Kurve kriegen

Merseburg - Der Brief eines Bürgermeisters verschwinde leicht irgendwo in der Schublade, fürchtet Merseburgs Oberbürgermeister Jens Bühligen (CDU). Er will deshalb nun die Bevölkerung auf Trab bringen, um Druck für den Bau einer direkten Bahnverbindung von Merseburg nach Leipzig aufzubauen. Diese stand auf einer im Winter kursierenden Liste von möglichen Maßnahmen im Zuge der Strukturförderung zum Braunkohleausstieg. Damit sie auch Realität wird, hat Bühligen nun im jüngsten Stadtrat angekündigt, eine Initiative starten zu wollen.
Flyer und Plakate für Bahnverbindung zum Ausdrucken und Verschicken
„Bahn-Direkt - Die Kurve kriegen!“ lautet der Titel von Flyern und Plakaten, die sich Merseburger und Interessierte ab Oktober von der Website der Stadt herunterladen oder in der Verwaltung abholen können. Diese sollen die Bürger dann nach Vorstellungen von Bühligen sichtbar aufhängen oder aber an relevante Entscheider, wie die Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (Nasa), den MDV oder die Verkehrsministerien in beiden Bundesländern, schicken.
Eine Liste möglicher Adressaten möchte die Stadt gleich mitliefern. „Damit die mitbekommen, dass es nicht nur eine Idee des OB ist, sondern es viele Bürger in Leipzig und Merseburg gibt, die sie unterstützen.“
Lärmaktion als Vorbild für Forderung nach Bahnverbindung
Vorbild dieser Aktion ist die ebenfalls von der Stadt angeschobene Initiative gegen den Bahnlärm in Merseburg. Die verlief aus Sicht des OB erfolgreich. In der Tat signalisierte die Deutsche Bahn zuletzt Bereitschaft weitere Lärmschutzwände zu bauen. Mit einer Direktverbindung nach Leipzig würde das Zugaufkommen in der Domstadt wohl steigen. Bühligen hält den Bau dennoch für sinnvoll: Merseburg sei eine Mittelstadt in Schlagdistanz zu Leipzig.
„Es gibt zwischen beiden viele Verbindungen. Da wird auf der einen Seite gewohnt, auf der anderen gearbeitet und umgekehrt.“ Eine Direktverbindung zwischen Messe- und Domstadt gibt es derzeit, wenn auch mittlerweile halbstündlich, bisher nur per Bus – oder eben Auto. Per Zug ist ein Umstieg in Halle nötig. „Ermittlungen der Bahn haben aber ergeben, dass die Leute lieber Direktverbindungen wollen“, sagt Bühligen.
Ohne Moose nix Los: Bahnverbindung von Merseburg nach Leipzig braucht Kohlemilliarden
Der Slogan der städtischen Kampagne „Die Kurve kriegen“ kommt nicht von ungefähr. Denn, damit die Züge künftig von und nach Leipzig rollen können, bräuchte es eben jene kurze Kurve, um die Strecke Merseburg-Großkorbetha mit der Leipzig-Großkorbetha zu verknüpfen. Aufgrund der bestehenden Zwangspunkte käme dafür nur eine Lage unmittelbar nördlich des Bahnhofs Großkorbetha infrage, sagt Nasa-Geschäftsführer Peter Panitz.
Bei ihm müssen die Merseburger keine Überzeugungsarbeit mehr leisten. Im Gegenteil: Die Nasa habe den Vorschlag für die Direktverbindung gemacht und unterstütze das Projekt. Das Verkehrsaufkommen zwischen beiden Städten rechtfertige eine schnelle Schienenverbindung. Wann die kommen könnte und wie viele sie kosten würde, ist aber noch unklar. Erst einmal müsse das Strukturstärkungsgesetz verabschiedet werden, sagt Panitz.
Sprich die Kohlemilliarden freigegeben werden. Dann könnten die Planungen beginnen, in deren Zuge auch die Frage nach Ein- oder Zweigleisigkeit geklärt werden müsste. Wenn das Planfeststellungsverfahren absolviert sei, müssten noch genügend Sperrpausen für den Bau auf der stark befahrenen Strecken von Halle beziehungsweise Leipzig nach Naumburg gefunden werden, führt Panitz aus. (mz)