1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Bad Lauchstädt: Bad Lauchstädt: Die Rebellion der Bürger

Bad Lauchstädt Bad Lauchstädt: Die Rebellion der Bürger

Von Michael Bertram 20.03.2013, 18:30
Nicht nur der Marktumbau sorgt bei den Bürgern Bad Lauchstädts für Unmut.
Nicht nur der Marktumbau sorgt bei den Bürgern Bad Lauchstädts für Unmut. Peter Wölk Lizenz

Bad lauchstädt/MZ - Die Idylle in der Goethestadt ist vorbei. Grund ist die wachsende Unzufriedenheit immer mehr Einwohner mit der Stadtverwaltung. Die Bürger fühlen sich bei Baumaßnahmen vor der eigenen Haustür nicht ausreichend informiert und übergangen. „Das geht nur mit den Leuten und nicht gegen sie“, poltert etwa Almut Schmidt aus Schafstädt.

Zusammen mit elf weiteren Anwohnern des Südwegs in dem Lauchstädter Ortsteil ist sie Mitglied einer Bürgerinitiative, die gegen den überdimensionierten Ausbau der Straße protestiert. Angesichts möglicher Kosten von zehntausend Euro pro Anlieger machte sich die Initiative jüngst bei einer Stadtratssitzung Luft. Der Konflikt ist kein Einzelfall. Denn bereits seit vergangenem Jahr rebellieren Anlieger auch gegen die Pläne zum Marktumbau in Bad Lauchstädt. „Die Bürger zweifeln, ob einige der gewählten Volksvertreter wirklich das Wohl der Bürger im Sinn haben“, erklärt Elke Schulz von der Bürgerinitiative Marktumbau.

Diese argumentiert, dass der 1,6 Millionen Euro teure Umbau des zentralen Platzes ein Luxusprojekt sei, für das die Stadt den Bürgern tief in die Taschen greife. „Obwohl dort seit Herbst gebaut wird, hat man uns noch nicht gesagt, welche Kosten auf uns zukommen“, erklärt Schulz. Schon bei anderen Bauprojekten hatte es sich die Stadt mit ihren Bürgern verscherzt, etwa bei den Erschließungsbeiträgen für den Strohhof, wegen der mehrere Anlieger sogar vor Gericht zogen. „Die Stadt schafft seit Jahren Einzelschauplätze, wir verstehen uns als Initiative der gesamten Maßnahmen in Lauchstädt“, sagt Schulz. „Wir hätten uns gewünscht, dass man auf uns zukommt“, beklagt Almut Schmidt. „Aber am Ende werden wohl wir auf die Stadt zugehen müssen.“ Sie ärgere vor allem, dass die Stadt erst kurzfristig über das informierte, was auf die Bürger zukommt.

„Das kann ich so nicht stehenlassen“, wehrt sich die Bürgermeisterin, Ilse Niewiadoma (FDP). Im Fall Schafstädt waren die Bürger informiert, das Thema bereits am 15. Januar im Ortschaftsrat auf der Tagesordnung. „Wenn wir die Leute zu der Anhörung nicht eingeladen hätten, wäre überhaupt niemand gekommen“, sagt Niewiadoma und spricht ein Thema an, dass viele Mitglieder in den Gremien ärgert: das fehlende Bürgerinteresse. „Ich bin schon in vielen Sitzungen gewesen“, kontert wiederum Schulz, die dort ein feindliches Klima gegenüber den Bürgern ausgemacht haben will.

Auf jeden Fall ist das Verhältnis seit Jahren deutlich unterkühlt. Ob ein runder Tisch zur Aussprache helfen würde? Während Schmidt demgegenüber aufgeschlossen ist, verweist die Bürgermeisterin auf den „heißen Draht“, den die Freien Wähler Wilfried Tupy und Silke Ackermann zu den Bürgern pflegen. „Die Stadt sitzt das aus“, glaubt hingegen Elke Schulz. Doch nicht nur die Bürger, auch die Räte sind mit der Arbeit der Verwaltung zunehmend unzufrieden. Als vor über einem Jahr die Umbaupläne für den Marktplatz im Gemeinderat vorgestellt wurden, kritisierte der Vorsitzende Tupy, dass die Bürger nicht ausreichend informiert worden seien und auch dem Rat selbst Infos fehlten. Bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderates platzte dann Karin Gerste (SPD) der Kragen, weil Beschlussvorlagen nicht im Ausschuss behandelt worden waren. „Ich mache das nicht mehr lange mit“, sagte sie. „Wir werden von der Verwaltung für dumm verkauft.“ Ein Gefühl, dass viele Einwohner offensichtlich teilen.