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Bad Lauchstädt Bad Lauchstädt: Besonderer Applaus für Barbara Genscher

Von Dirk Skrzypczak 16.09.2016, 21:28
Barbara Genscher (links), die Witwe des früheren Außenministers, kommt gern nach Bad Lauchstädt. Sie stellte sich wie alle anderen auch am Eingang an.
Barbara Genscher (links), die Witwe des früheren Außenministers, kommt gern nach Bad Lauchstädt. Sie stellte sich wie alle anderen auch am Eingang an. Peter Wölk

Bad Lauchstädt - Der erste große Applaus des Abends gehört Barbara Genscher auf der Empore. Die Witwe von Hans-Dietrich Genscher, dem Außenminister der Einheit, ist gern nach Bad Lauchstädt gekommen. „Mein Mann liebte dieses Theater“, sagt sie. Und so war es kein Wunder, dass der gebürtige Reideburger seiner guten Freundin Edda Moser vor zehn Jahren den Tipp gab, mit dem Festspiel der deutschen Sprache doch nach Bad Lauchstädt umzuziehen.

Verkauf der Tickets etwas zöglicher

„Für uns war diese Entscheidung ein Glücksfall“, sagt Bürgermeister Christian Runkel (CDU). Wo sonst in der Region würden an einem Abend so viele Persönlichkeiten über den roten Teppich flanieren? 99 Ehrengäste hat Theater-Geschäftsführer René Schmidt eingeladen. „Alle anderen Tickets waren frei verkäuflich. In diesem Jahr waren die Leute etwas zögerlicher, weil wir erst spät die Besetzung der Rollen bekanntgegeben hatten.“ Gelesen wird Schillers Drama „Maria Stuart“, die Hauptrollen der beiden Königinnen verkörpern Hanna Schygulla als Maria Stuart und Sibylle Canonica (Elisabeth von England). Zwei Politiker schwärmen von dem großen Meister. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) gehörte in seiner Schulzeit auf der EOS zur Schiller-Fraktion.

„Die Mädchen standen eher auf Goethe.“ Und Bildungsminister Marco Tullner (CDU) hat in seinem Arbeitszimmer eine gemalte Version von Schillers Gedicht „Die Ideale“ hängen. „Für mich ist dieser Abend ein Höhepunkt.“ Drinnen im mit 453 Plätzen - das Gestühl ist von 1802, was die fehlende Bequemlichkeit entschuldigt - voll besetzten Theater steht die Sommerhitze. „Wir müssen reden, ob hier eine Klimaanlage eingebaut werden kann. Mal sehen, was der Denkmalschutz sagt“, meint der Ministerpräsident. Funktioniert nicht, sagt Schmidt später der MZ. Man habe die Möglichkeiten untersucht. Es müssten Löcher in den Boden getrieben werden, die dann die einzigartige Akustik zerstören könnten. Also nix mit Klima. Goethe hatte schließlich auch geschwitzt.

Einen Wunsch kann der Theater-Chef aber erfüllen. Sibylle Canonica will am Sonnabend mit einem Moped die Gegend erkunden, am Sonntag wird noch einmal gelesen. In Merseburg hat Schmidt eine Vespa aufgetrieben. (mz)