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Bad Dürrenberg Bad Dürrenberg: Der Glanz des weißen Goldes

Von Uljana Wuttig-Vogler 13.09.2013, 18:04
Bad Dürrenberger Sole
Bad Dürrenberger Sole Vincent Grätsch Lizenz

Bad DürrEnberg/MZ - „Noch immer nichts? Wäre es denn möglich, dass ich mich diesmal täusche? Ich, wohl gar ein Scharlatan und Schaumschläger ...“ Voller Hartnäckigkeit, immer wieder geplagt von großen Zweifeln, ließ der Kursächsische Bergrat Johann Gottfried Borlach 19 Jahre lang am Ufer der Saale in Dürrenberg einen Schacht graben, bevor er und seine Bergleute am 15. September 1763 in 223 Metern Tiefe auf solehaltiges Wasser stießen. Es ist verbrieft, dass der Sole-Einbruch so heftig war, dass der Knappe Jakob Scheibe ein unfreiwilliges Bad nehmen musste, wofür er später ein Schmerzensgeld - einen Krug Bier und drei Taler - bekam. Nach zweieinhalb Stunden war der Schacht vollgelaufen, und die Sole steht bis zum heutigen Tag auf demselben Niveau.

Dresden empfing erstes Gold

Die Entdeckung der Sole jährt sich am Sonntag zum 250. Mal. Sie machte aus dem unbedeutenden Dürrenberg ein ertragreiches Fleckchen. Kurz nach dem Einbruch des salzhaltigen Wassers wurde mit dem Bau eines Schachtturmes - dem heutigen Borlach-Turm - und der Gradierwerke begonnen. Am 10. März 1765 war das erste Siedehaus fertig, so dass nur sechs Tage später die ersten 5 000 Kilogramm Siedesalz hergestellt werden konnten. Eine Probe des „weißen Goldes“ ging nach Dresden, wo August der Starke, Kurfürst von Sachsen und König von Polen, residierte, der die Bohrungen „auf dem dürren Berge“ in Auftrag gegeben hatte. 50 Zentner wurden an die Bevölkerung verschenkt.

Weltweit bekannt

Das Bad Dürrenberger Salz war sehr hochwertig: weiß, leicht löslich, ohne Fremdbeimengungen. Dank seiner besonderen Qualität wurde es weltweit bekannt. Bis nach Schweden, Dänemark, Island, Nigeria und Guinea wurde es verkauft. Um 1800 erkannte man dann die heilende Wirkung der Sole, in dessen Ergebnis 80 Jahre nach der Erschließung der Quelle diese für Heilzwecke der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde, und Dürrenberg entwickelte sich zum Kurort. Es entstand unter anderem der zehn Hektar große Kurpark. 1935 wurde Dürrenberg der Titel „Bad“ verliehen. 1963 dann das Ende. Genau 200 Jahre nach der Erschließung der Solequelle wurde die Salzproduktion aus Rentabilitätsgründen und wegen der Konkurrenz durch das billigere Steinsalz eingestellt. Ein Jahr später wurde der Kurbetrieb auf Eis gelegt, denn die Luftqualität hatte aufgrund der chemischen Industrie in der Nachbarschaft deutlich an Qualität verloren. War damit Bad Dürrenberg als Kurort in der Bedeutungslosigkeit versunken?

Davon will Arpad Nemes (CDU), Bürgermeister von Bad Dürrenberg, aber nichts hören. Seit der Wende bemüht sich die Stadt intensiv darum, den Glanz alter Tage zurückzuholen. So wurden nach der Zuordnung der Gradierwerke Ende 1990/Anfang 91 6,5 Millionen Euro in deren Sanierung gesteckt. „Anfangs gab es noch 90 Prozent an Fördermitteln. 2003 waren es nur noch 40 Prozent. Von Jahr zu Jahr mussten wir mehr Eigenmittel aufbringen, um das Gradierwerk zu sanieren“, sagt Nemes. Die Stadt ist seines Wissens nach die einzige in Deutschland, die Eigentümerin eines Gradierwerkes ist. Um dieses sowie den Kurpark zu erhalten, gibt Bad Dürrenberg zwischen 500 000 und 600 000 Euro pro Jahr aus. Doch der Finanzbedarf sei viel größer, sagt Amtsleiter Jörg Höhne.

Finanzielle Probleme

So müsste beispielsweise dringend das Querstück des noch 636 Meter umfassenden Gradierwerkes saniert werden. Aber wie das finanziell bewerkstelligt werden soll, weiß niemand. „Wir fühlen uns alleingelassen mit unserem Erbe“, erklärt der Bürgermeister, zumal sich die finanzielle Situation der Stadt seit 2006 wie bei vielen anderen Kommunen deutlich verschlechtert hat. Bad Dürrenberg bleibt deshalb nur der Weg der kleinen Schritte, auf die Gefahr hin, dass nicht alle Träume in Erfüllung gehen. Nachdem 2008 der Stadt das Prädikat „Staatlich anerkannter Erholungsort“ verliehen wurde, träumt man wieder vom Titel „Kurort“.

Doch dahin sei es schon ein sehr steiniger Weg, zeigt sich Nemes sehr zurückhaltend. Es reiche nicht, das staatlich anerkannte Heilwasser zu fördern. Es müsse auch genutzt werden. Dafür benötige man Sponsoren. Die Stadt will Sorge dafür tragen, dass Touristen nicht nur für ein Wochenende nach Bad Dürrenberg kommen. Mehrere Millionen Euro wurden dafür in den vergangenen Jahren investiert - in die Sanierung des historischen Borlachturms etwa. Und es geht weiter: 2015/16 soll der Witzlebenturm saniert werden, die Fördermittel dafür sind schon da. In der unteren Etage ist man schon dabei, gemeinsam mit dem Heimatbund ein Funktionsmodell der ersten sächsischen Dampfmaschine aufzubauen.

Amtsleiter Jörg Höhne nimmt im Borlachschacht eine Probe der Sole.
Amtsleiter Jörg Höhne nimmt im Borlachschacht eine Probe der Sole.
Vincent Grätsch Lizenz
Der Kurpark mit dem Gradierwerk ist ein Schmuckstück in Bad Dürrenberg.
Der Kurpark mit dem Gradierwerk ist ein Schmuckstück in Bad Dürrenberg.
Vincent Grätsch Lizenz