Babyglück im Winterchaos Babyglück im Winterchaos: Schneesturm sorgt für unzählige Einsätze im Kreis

Saalekreis - Schnee, Schnee und noch mehr Schnee haben in den vergangenen Nächten dazu geführt, dass der Saalekreis unter ein dicken und kaum zu bewältigenden weißen Decke verschwunden ist, die sogar für Einsatzkräfte zur Hürde wurde. Als die Sanitäter selbst in Not waren, gab es nur noch eine Rettung: die Feuerwehr. Und es musste schnell gehen, denn bei Mandy Hoffmann aus Lodersleben kamen die Wehen alle vier Minuten.
Babyglück im Winterchaos - Rettungswagen steckte im Schnee fest
„Wir haben die Nachrichten verfolgt und natürlich gemerkt was draußen los war. Als es bei mir am Sonntag losging, hat mein Mann einen Krankenwagen gerufen“, erzählt die 37-Jährige. Was das Paar nicht wusste: Der Rettungswagen, der ihre Rettung sein sollte, steckte im Schnee fest. Ein Teil der Besatzung war zu Fuß zum Haus der Familie in der Siedlung Nord unterwegs. Um 22.40 Uhr wurde die Freiwillige Feuerwehr Lodersleben alarmiert, die den RTW aus seiner misslichen Lage befreien sollte.
„Das Ganze war nicht ohne, denn die Zeit drängte schließlich“, erzählte Ortswehrleiter Wolfgang Heinicke. Am Rettungswagen angekommen, teilten sich die Kameraden in zwei Gruppen - drei Mann fingen an, den RTW aus dem Schnee zu befreien. Die beiden übrigen fuhren zum Haus, wo sie auf die hochschwangere Mandy Hoffmann und ihren Mann sowie eine Rettungssanitäterin trafen. „Ich hatte zu dem Zeitpunkt schon ganz schön Angst, weil ich nicht wusste, ob das alles gut geht bei dem Wetter“, erinnert sich die frisch gebackene Mutter.
Großer Dank den Rettungskräften
„Wir haben Frau Hoffmann in unser Feuerwehrfahrzeug gebracht und sind mit ihr zum RTW gefahren, der inzwischen wieder fahrbereit war“, so Heinicke. Dann seien sie vorneweg gefahren, um den Weg für den Transport etwas freizumachen und haben den RTW bis zur A 38 begleitet. Von dort ging es dann nach Merseburg ins Carl-von-Basedow-Klinikum. „Ich weiß nur noch, dass wir anderthalb Stunden gebraucht haben. Es ging ja nicht schneller.“ Sie sei unglaublich froh gewesen, als sie endlich im Klinikum angekommen war.
Dann sei alles relativ schnell gegangen. Punkt 3 Uhr war Söhnchen Erik auf der Welt. „Mein allerherzlichster Dank gilt allen Rettungskräften, die uns in dieser Nacht unterstützt und für uns gekämpft haben“, sagt die Frau, die bereits eine 15-jährige Tochter hat. Ihr Mann habe den gemeinsamen Sohn noch nicht persönlich gesehen. „Er kam ja bisher nicht aus Lodersleben raus.“
Dächer drohen aufgrund der Schneemassen einzustürzen
Der Wintereinbruch hat dafür gesorgt, dass Leitstelle und Feuerwehrleute im Saalekreis alle Hände voll zu tun hatten. Zum Teil haben die Wehren in Städten wie Mücheln, Querfurt, Bad Lauchstädt und Merseburg eigene kleine Einsatzleitstellen gebildet, um direkt Einsätze abarbeiten zu können. Allein in Bad Lauchstädt waren es wohl um die 40.
Die Notrufe sind vielfältig: Es müssen Gehwege gesperrt werden, weil die Schneelawinen von den Dächern rutschen oder sich Eiszapfen lösen könnten. Am Nachmittag sorgten quer stehende Lkw für Einsätze in Merseburg und Querfurt. Aus dem Feuerwehrtechnischen Zentrum in Blösien rückten Mitarbeiter mit geländegängigen Feuerwehrfahrzeugen aus. „Die haben die nötige Kraft, um auch Lkw aus dem Schnee zu ziehen“, erklärt Kreisbrandmeister Michael Jahn.
Einsatz war schwierig
Der kam am Nachmittag von einem Einsatz zurück, der Wehren aus Beuna, Geusa, Merseburg und Bad Dürrenberg sowie das THW bis zum Einbruch der Dunkelheit beschäftigt hatte. An der Biogasanlage in Beuna drohte das Dach an zwei Gärresteanlagen einzustürzen. Die Plane drohte unter den Massen nachzugeben.
Der Einsatz war schwierig: Nur zwei Feuerwehrleute können zeitgleich auf der Kuppel mit Schiebern die bis zu 80 Zentimeter hohen Schneedecke räumen. Sie müssen über die Drehleitern und weitere Kameraden gesichert werden. „Das ist anstrengend, die Seile müssen immer gespannt sein und die Kameraden sehr aufmerksam“, so Jahn.
THW leistete Hilfe bei der Dachsicherung
Gegen 5.30 Uhr am Montagmorgen wurden auch die Wehren aus Gatterstädt und Querfurt zu einem Industrieunternehmen in Gatterstädt gerufen, weil dort ein Dach unter der Schneelast einzustürzen drohte. „Es war schon sehr durchgebogen“, erzählte Ortswehrleiter Uwe Mähne. Etwa zwei Meter hoch habe sich Schnee darauf getürmt.
„Betreten konnten wir das Dach nicht“, erklärt er. Immer zwei Kameraden haben daher vom Korb der Drehleiter aus geschippt. „Ich bin froh, dass viele Einsatzkräfte da waren und auch das THW zur Hilfe gekommen ist.“ Nach dem Beräumen wurde das Dach des Bürogebäudes provisorisch versteift.
Pflegedienst kommt zu Fuß
„Der Pflegedienst ist das größte Problem“, sagte Dirk Jürgens, Geschäftsführer der Volkssolidarität Saale-Kyffhäuser. Seit Sonntag habe man dort auf Notbetrieb umgestellt. Die Mitarbeiterinnen hätten, wo möglich, die Dienstfahrzeuge mit nach Hause nehmen können. „Die Kollegen fahren nicht die normalen Touren, sondern versorgen zu Fuß in ihrem Wohnumfeld.“
Die Priorität liege auf der medizinisch dringlichen Versorgung, wie Jürgens betonte: „Die Medikamentengabe ist zeitabhängig.“ Diese könne man noch gewährleisten. Eingestellt hat die Volkssolidarität dagegen ihr Angebot für Essen auf Rädern. Für die Fahrzeuge sei am Montag kein Durchkommen.
Feuerwehr Querfurt hielt für das Festecken im Schnee extra ein Fahrzeug und zwei Maschinisten vor
Auch Thomas Schöneburg, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Merseburg-Querfurt, erklärte: „Das Problem ist, dass die Straßen in einem so katastrophalen Zustand sind.“ Seine Pflegedienstmitarbeiter seien noch mit Autos unterwegs. Gerade bei Patienten im ländlichen Raum sei es jedoch beschwerlich. Deshalb muss der Pflegedienst auf das medizinisch Notwendige priorisieren.
Das DRK ist im Bereich Querfurt auch für den Rettungsdienst zuständig. Für die Wagen sei der Zustand genauso problematisch wie für Autos, so Schöneburg. „Aber allen, denen geholfen werden musste, konnten wir helfen. Es geht aber alles etwas langsamer.“ In einigen Orten im Saalekreis brauchten, wie im Fall in Lodersleben, die Besatzungen der Rettungswagen Hilfe, wenn sie feststeckten. Die Feuerwehr Querfurt hielt dafür extra ein Fahrzeug und zwei Maschinisten vor, berichtete Stadtwehrleiter Enrico Zeugner. (mz)
