Autofahren mit Handzettel
Merseburg/MZ. - Günther De Veer wohnt in der Apothekerstraße in Merseburg und das ist für ihn seit Mittwoch ein Problem: Durch die neue Verkehrsführung vor seinem Haus muss der Autofahrer nun nach eigenen Angaben einen 2,5 Kilometer langen Umweg in Kauf nehmen, um zu seinem Anwohner-Parkplatz zu gelangen. "Jedenfalls wenn ich aus Richtung Neumarkt komme", räumt De Veer ein. An der Kreuzung Burgstraße / Apothekerstraße würden Autofahrer und Stellplatz gerade noch fünf Meter trennen - doch das neue Konzept kennt kein Erbarmen.
Gerd Heimbach, Leiter des städtische Bau- und Grünflächenamtes spricht nach dem ersten Tag von einem "vernünftigen Start" für das neue Verkehrskonzept. Dies soll den Innenstadtbereich unterhalb des Merseburger Schlosses in Zukunft stärker vor Durchgangsverkehr schützen.
"Die Beschilderung ist korrekt", sagte er am Mittwoch nach der Abnahme durch die Verkehrsbehörde. "Wir stehen in engem Kontakt mit der Polizei und der Verkehrsbehörde und werden uns in den nächsten Tagen auch weiter auf kurzen Wegen abstimmen", ergänzte Heimbach mit Blick auf eventuell notwendige Korrekturen. "Am Entenplan haben wir heute zum Beispiel noch zusätzlich ein Sackgasse-Schild aufgestellt."
Über die Neu-Regelungen in der Stadt informierten am Mittwoch zeitweise bis zu fünf Polizeibeamte. "Die Kollegen haben Handzettel verteilt und Autofahrern Tipps gegeben", sagte der Leiter des Revierverkehrsdienstes Merseburg, Rainer Ludwig. "Die meisten Autofahrer waren sehr aufmerksam." Unfälle aufgrund der Umstellung seien nicht registriert worden, so Ludwig weiter. "Ich gehe davon aus, dass sich die Leute bis zum Wochenende an die neue Situation gewöhnt haben."
Daran glaubt auch Klaus Hoffmann aus Merseburg: "Auch wenn der erste Tag chaotisch war, die Unsicherheit wird sich mit der Zeit sicher legen", ist er überzeugt. Dennoch: "Wenn ich jetzt zu meiner Bank in der Großen Ritterstraße möchte, muss ich mit der Kirche ums Dorf fahren", sagt Hoffmann verärgert.
Sauer ist auch Mathias König aus Wallendorf: "Ich komme von Wallendorf und muss regelmäßig zum Arzt in der König-Heinrich-Straße, bisher bin ich über Neumarkt und Bahnhofstraße gefahren", erzählt er. Da dies nun nicht mehr möglich ist, muss er durch den Kreisverkehr: "Und dort staute sich gestern alles", sagte König und ergänzte: "Da muss sich keiner wundern, wenn niemand mehr in die Stadt zum Einkaufen kommt."
Wenn er auf dem Weg zu Kaufland nicht über den Kreisverkehr fahren möchte, müsse er die Bundesstraßen nutzen und damit mehr als 14 Ampeln passieren. "Da fahre ich doch lieber nach Günthersdorf zum Einkaufen, und da kann ich mir auch gleich einen neuen Arzt suchen."
Autofahrern, die in Richtung Querfurt, Halle oder der Einkaufszentren im Norden Merseburgs unterwegs sind, empfiehlt Revierverkehrsdienst-Leiter Ludwig dennoch die Bundesstraßen. Die Ampelregelung entlang der B 91 und B 181 sei neu koordiniert worden. "Damit ist der Verkehr dort jetzt wesentlich flüssiger."
Die neue Verkehrsführung in Merseburg mit Übersicht und Hintergründen findet sich auch im Internet unter: