Auch bei sanfter Fitness fließt der Schweiß
LEUNA/MZ. - Allerdings nicht ins Studio, sondern zur sanften Physio-Fitness. Dabei wechseln Übungen und Training an hydraulischen Geräten (ohne Gewichte) einander ab.
Obwohl etliche dabei ganz schön ins Schwitzen kommen, sind die Frauen und Männer durchweg begeistert. Nur eine einzige sei wieder abgesprungen, erzählt Beate Matz-Hanschke, Mitarbeiterin im Wohnheim. "Ich habe Physio-Fitness selbst ausprobiert und spüre, wie gut das tut. Da kam der Gedanke, dass dieser Kurs für unsere Bewohner eigentlich ideal ist", berichtet sie. Das Probetraining wurde ein voller Erfolg. Seither fahren die Männergruppe aller zwei Wochen und die Frauengruppe einmal im Monat nach Merseburg in die Physiotherapie in der König-Heinrich-Straße.
Sebastian Sydow, der die Gruppe leitet und von allen nur "Basti" genannt wird, achtet darauf, dass die Übungen korrekt absolviert werden. Doch vor allem die Männer sind ehrgeizig und versuchen öfter, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Da muss der 21-jährige Physiotherapeut manchmal sogar bremsen. "Das macht Spaß mit der Truppe", lacht der junge Mann. Für ihn sei es eine neue Erfahrung. Berührungsängste den Behinderten gegenüber hat er nie gehabt. "Sie sind mit soviel Eifer dabei", lobt er. Und man könne die Erfolge nach den drei Monaten schon sehen. Die Übungen verbessern Koordination, Gleichgewicht und kräftigen allgemein den Körper.
Die Leunaer Frauen und Männer vom Lebenshilfe-Wohnheim sind die erste Gruppe, die zu einem extra nur für sie vereinbartem Termin regelmäßig in der Praxis trainiert. Für die Chefin der Physiotherapie Kerstin Gilbrich eine Partnerschaft, die sie auch Reha-Gruppen und Vereinen anbieten möchte. "Physio-Fitness dient der Muskelkräftigung und -ausdauer, der Stärkung von Herz und Kreislauf und der Koordination", erklärt sie. Es werde in der Gruppe und grundsätzlich unter fachlicher Anleitung trainiert.
Dass in relativ kurzer Zeit sichtbare Erfolge erzielt werden, bestätigt Beate Matz-Hanschke. Das habe sie bereits im normalen Alltag bemerkt, gerade bei der Koordination von Armen und Beinen sowie Links-und-Rechts-Handhabungen. Dazu komme die Freude der Wohnheim-Bewohner an den Kursen.
Natürlich würden Bewegungsübungen, allerdings auf niedrigerem Level, auch im Haus am Hügel angeboten. "Wichtig ist aber, dass unsere Menschen auch rauskommen", unterstreicht sie. Für ein Jahr seien die Kosten für die Kurse gesichert. Vielleicht finde sich ja dann ein Sponsor. Die Sportgruppen wollen übrigens, wenn es jetzt wärmer wird, "ihre" Physiotherapeuten zum Grillen einladen und ihnen ihr Zuhause zeigen.