Asyl in Bad Dürrenberg Asyl in Bad Dürrenberg: Warten in der neuen Heimat

Bad Dürrenberg - In einer kalten Nacht vor etwas über acht Wochen ist Familie Shihab mit etwa 100 anderen Flüchtlingen in Merseburg angekommen. Aber auch das war nicht das Ende ihre Reise. Noch einmal stiegen sie um in einen Kleinbus und wurden nach Bad Dürrenberg gebracht. Die zwei Brüder sind mit ihren Frauen, der gemeinsamen Mutter und der vierjährigen Tochter aus Syrien geflohen. Sie waren müde und durchgefroren, aber froh endlich angekommen zu sein.
Etwa acht Wochen später haben sie sich etwas eingewöhnt in der spartanisch eingerichteten Wohnung. Sie haben den Gang zum Sozialamt, die Anmeldung und alle anderen Behördengänge hinter sich gebracht. Nun heißt es warten, warten darauf, dass sie als Flüchtlinge anerkannt werden. Der Asylantrag läuft.
Währenddessen haben sie sich in Bad Dürrenberg schon etwas eingelebt. Auf die Frage, wie es ihnen hier gefällt, antworten sie verhalten. Es ist eben nicht ihre Heimat, die, aus der sie fliehen mussten. „Aber es ist schön hier, und die Menschen sind sehr freundlich“, sagt Wajiha, die Mutter der beiden Männer. Dann hellt sich ihr Gesicht auf. Eine Stadtführung hätten sie vor Kurzem gemacht, das sei sehr interessant gewesen. Vor einigen Wochen hatte Bürgermeister Christoph Schulze (CDU) zu einem Stadtrundgang eingeladen. Rund 50 Flüchtlinge waren der Einladung gefolgt, auch Familie Shihab.
Krieg erlebt
Freunde haben sie vor allem unter anderen syrischen Familien gefunden, aber auch deutsche Bekanntschaften haben sie schon gemacht. „Zwei deutsche Frauen kommen manchmal zu Besuch und helfen mir, wenn ich etwas brauche“, sagt Wajiha. Kaum gesagt, klingelt es schon. Sabine Dommaschk steht vor der Tür. Sie sagt, sie wolle einkaufen gehen und fragt, ob sie noch etwas benötigen. Hin und wieder käme sie vorbei, auch im Nova Eventis waren sie schon gemeinsam. Oft holt sie die Frauen aber auch zum Internationalen Frauencafé in Bad Dürrenberg ab. „Ich möchte einfach etwas helfen. Ich habe selbst noch Krieg erlebt.“
Arbeiten darf die Familie nicht, da ihr Antrag noch läuft. Also beschäftigen sie sich viel in der Wohnung oder gehen spazieren. Nachdem die Vierjährige vor kurzem von einem Hund angefallen wurde, traut sich Wajiha aber kaum noch allein raus. „Ich habe ein bisschen Angst“, sagt sie und zeigt auf die noch sichtbaren Wunden im Gesicht des kleinen Mädchens. Sie musste im Krankenhaus behandelt werden, aber es verheile gut. Auch wenn sie ungern das Haus allein verlässt, die Deutschkurse lässt sich die Familie nicht entgehen.
„Ein bisschen Deutsch, ein bisschen Englisch“, sagt eine der jüngeren Frauen stolz. Das schwierigste sei vor allem die Aussprache, die Umlaute würden ihnen nicht liegen und sie seien im Arabischen auch nicht gebräuchlich. Aber sie würden sich bemühen und jeden Tag ein bisschen was dazu lernen. Die Übung ist wichtig.
Blick auf das neue Jahr
Während allerorts im Saalekreis und in Deutschland die Vorbereitungen für das Weihnachtsfest getroffen wurden, vermisste man die weihnachtliche Dekoration in der Wohnung der Familie. Sie sind Muslime, feiern kein Weihnachten. Bei einem ähnlichen Fest wird jedoch die Geburt des Propheten Mohammed gefeiert. „Da gibt es dann Süßes und wir kochen. Normalerweise kommt da die ganze Familie zusammen“, erklärt Wajiha.
Und mit Blick auf das neue Jahr, lassen sie ein aufregendes und gleichzeitig beängstigendes hinter sich. Die Wünsche für das neue Jahr sind aber ganz klar: Zuallererst wünscht sich die Familie Frieden für Syrien, Frieden für ihre Heimat. Dann aber hoffen sie auch auf ihre Aufenthaltsgenehmigung und: „Wir wünschen, dass wir die Sprache schnell besser beherrschen“, sagt Wajiha mit einem Lächeln. Vielleicht könnten sie sogar wieder arbeiten. Denn auch das fehle der Familie. Während die Männer einen kleinen Laden in Syrien besaßen, waren die zwei jungen Frauen als Sekretärin und Mathematiklehrerin tätig. (mz)