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ASB ASB: Vergebliches Warten auf den Fahrdienst

Von Elke Jäger 05.02.2002, 13:20

Merseburg/MZ. - Die geplante Kürzung der Pauschale für den Behindertentransport von 350 auf 150 Kilometer im Jahr beschäftigt vor allem die Rollstuhlfahrer im Landkreis (die MZ berichtete). Sie befürchten weitere Einschnitte in ihre Lebensqualität. Schließlich ist, wer sich nicht so frei bewegen kann, wie er eigentlich möchte, generell eingeschränkt. Durch diese aktuellen Sorgen ist ein anderes Problem, dass einige von ihnen schon länger bewegt, etwas in den Hintergrund getreten: Die Qualität und Zuverlässigkeit des Behindertentranportes, den hier in der Region der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) durchführt.

Im Behindertenkreis der Diakonie in Merseburg, den Barbara Striegel leitet, war das in den vergangenen Wochen häufiger Gesprächsstoff. Vor allem im Dezember kam es öfter zu Beschwerden. Familie Habicht zum Beispiel wartete vergeblich auf das Auto, dass sie zum Weihnachtskonzert in die Stadtkirche bringen sollte, Margot Bähr und Eva Sigulla - beide allein lebend - konnten nicht an der Weihnachtsfeier des Behindertenverbandes teilnehmen, weil sie nicht abgeholt wurden. Andere mussten längere Verspätungen hinnehmen. Was schon im Normalfall ärgerlich ist, trifft die Rollstuhlfahrer doppelt hart. Sie haben in der Regel keine andere Möglichkeit, an weiter entfernte Ziele zu gelangen als mit dem Fahrdienst. Und wenn man dann quasi ausgehbereit wartet und keiner kommt, wächst schon der Frust. Selbst wenn es sonst immer mit dem Abholen geklappt hat und alles zur Zufriedenheit verlief.

Eine Erfahrung, die auch Joachim Habicht sowie das Ehepaar Annette und Stephan Freigang machen mussten. Geärgert hat sie besonders, dass in diesen Fällen - es war Wochenende - niemand telefonisch erreichbar war beim ASB in Merseburg. "Es müsste doch möglich sein, jemanden zu erreichen, vielleicht durch Rufumleitung", glauben sie. Das Auto könne ja auch mal im Stau stecken oder eine Panne haben. Für solche Fälle erreichbar zu sein, halten sie für eine Frage der innerbetrieblichen Organisation. Das Thema sei schon mehrfach vom Verband beim ASB angesprochen wurden, jedoch bislang ohne Erfolg.

Die Chancen, dass sich das ändert, stehen nicht gut. "Ein telefonischer Bereitschaftsdienst am Wochenende wäre mit zusätzlichem Aufwand verbunden, den wir uns nicht leisten können", sagt Rolf Beyer, beim ASB in Merseburg verantwortlich für den Fahrdienst. Auch eine Rufumleitung wäre schwierig, dann müssten die Fahrzeuge mit einer Freisprechanlage ausgestattet werden - "und soviel Geld haben wir nicht", bedauert er. Der Behindertenfahrdienst bringe keine Gewinne ein, die Entgelte seien seit sieben Jahren gleich geblieben.

In dem Bereich werden neben den drei fest angestellten Mitarbeitern oftmals Zivis und über ABM Beschäftigte eingesetzt. So komme es zu häufigem Personalwechsel, und zuweilen auch zu Problemen. Es könne sich nicht jeder gleich gut in die Situation der Behinderten hineinversetzen. Für ganz wichtig hält Beyer aber, wenn etwas schief läuft, sofort darüber zu reden, nicht erst Zeit verstreichen zu lassen.

Speziell im Dezember, schaut der Fahrdienstchef zurück, sei das Auftragsbuch übervoll gewesen. Viele würden sich Kilometer für diesen Monat aufsparen. Da sei die Koordination schon schwierig, zumal keiner eine Absage erhalten solle. An vielen Tagen, lobt Beyer seine Mitarbeiter, seien sie von früh bis abends gefahren, ohne auf den Feierabend zu pochen. Aber Verspätungen seien da nicht auszuschließen.