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Alufolie Merseburg Alufolie Merseburg: Fast siebenmal um die Welt

Von Undine Freyberg 17.02.2016, 11:06
Die riesigen Walzmaschinen in der Alufolie Merseburg
Die riesigen Walzmaschinen in der Alufolie Merseburg Peter Wölk

Merseburg - Der Turm der Merseburger Fabrik, der beinahe einem Minarett gleicht, ist weithin zu sehen. In den Hallen darunter verbirgt sich ein Traditionsunternehmen.

„Bitte nichts anfassen, denn man sieht den Rollen nicht an, ob sie kalt oder heiß sind“, warnt Werkleiter und Prokurist Bernd Gebhardt beim Gang durch die Alufolie Merseburg. Die Rollen mit der wunderbar silbrig glänzenden Folie, die hier in den einzelnen Abteilungen darauf warten, gewalzt, erhitzt oder abgekühlt zu werden, sind riesig. Auf eine Rolle passen bis zu 60.000 laufende Meter. „Bei einer Jahresproduktion von rund 8.700 Tonnen sind wir bei rund 274.000 Kilometern. Wir schaffen es also 6,85 Mal um den Äquator“, erklärt Bernd Gebhardt nicht ohne Stolz.

Bereits seit den 1930er Jahren wurde in Merseburg Aluminium verarbeitet. Ab 1951 wurde mit der Herstellung und Veredelung von Aluminiumfolie begonnen. Das heißt, im Werk in der August-Bebel-Straße wird nun schon seit 65 Jahren gewalzt und veredelt was das Zeug hält. Dass man das den Werkhallen äußerlich auch ansieht, stört Bernd Gebhardt nicht. „Wichtig ist doch, was drin steckt und was am Ende rauskommt.“ Wollte man beispielsweise eine der riesigen Walzmaschinen ersetzen, die aus einer Folie von 0,6 Millimetern Dicke durch mehrmaliges Bearbeiten hauchdünne Folien von nur 0,006 Millimetern macht, müsste man schon eine sehr große Summe in die Hand nehmen.

Um die Maschinen maximal auszulasten, wird deshalb im Vier-Schicht-Betrieb gearbeitet. 29 Mitarbeiter sorgen direkt in der Produktion dafür, dass alles wie am Schnürchen läuft. 13 arbeiten in zwei Schichten in der Instandhaltung und Verpackung. Die übrigen der insgesamt 61 Mitarbeiter sind unter anderem im Labor und in der Verwaltung beschäftigt.

Bis zu 10.000 Kilogramm schwer

Die sogenannten Vorwalzrollen, die das Werk zum Beispiel aus Hamburg, Baden-Württemberg, NRW oder dem Elsass geliefert bekommt, sind jeweils bis zu 10.000 Kilogramm schwer. Nachdem die Folie fünf- bis sechsmal bis auf die gewünschte Dicke bzw. Dünne gewalzt wurde, kommen die Rollen zur Nachbehandlung in einen der acht riesigen Glühöfen, wo sie drei bis fünf Tage lang bei bis zu 300 Grad wärmebehandelt werden. Der Grund: Durch das Walzen wird die Folie eigentlich spröde.

Damit sie nicht bricht und formbar wird, muss sie erhitzt werden. Die durchs Walzen zerstörte Kristallstruktur des Metalls kann sich wieder ausrichten. Fast ebenso lange wie die Zeit im Ofen benötigt die Folie im Anschluss zum Auskühlen. Dabei wird die Qualität kontrolliert und es werden Proben fürs Labor genommen. Danach geht es für die Riesen-Rollen auf die Reise in andere deutsche Regionen und ins europäische Ausland.

Alufolie, wie wir sie für den Haushalt benutzen, wird in Merseburg allerdings nicht hergestellt. Die Merseburger Folie findet man in Produkten wie Dosen für Chips, Tablettenverpackungen, Kartonverpackungen für Flüssigkeiten wie Milch oder Saft oder auch Beutel für Lebensmittel jeder Art. Denn Alufolie ist mit seinen Barriereeigenschaften vor allem für die Verpackung sensibler Güter der Lebensmittelindustrie hervorragend geeignet. Die Alufolie Merseburg ist eins von 15 europäischen bzw. von vier deutschen Unternehmen, die im Bereich der Veredlung von Aluminiumfolie tätig sind. (mz)