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Alte Schriften lesen Alte Schriften lesen: Landesarchiv bietet Geschichtsstudenten Paläographiekurs an

Von Diana Dünschel 15.07.2020, 10:57
Björn Schmalz (links) vom Landesarchiv bringt Studenten das Lesen alter Schriften bei.
Björn Schmalz (links) vom Landesarchiv bringt Studenten das Lesen alter Schriften bei. Diana Dünschel

Merseburg - So viele junge Leute auf einmal wie diese Woche sieht Björn Schmalz vom Landesarchiv in Merseburg selten an seiner Arbeitsstätte. Zu Besuch kam eine Gruppe Geschichts-Studenten der Martin-Luther-Universität Halle. Sie lernten in diesem Semester von Björn Schmalz die Grundlagen der Paläographie, also das Lesen alter Schriften.

Universitätskurs zur Schulung im Umgang mit dem Landesarchiv Merseburg

„Ich wollte potenzielle Nutzer unseres Landesarchivs schulen“, erklärte er zu seinem Beweggrund. Deshalb laufe gerade ein für alle Interessenten offener Kreisvolkshochschul-Kurs, der wegen der Coronapandemie unterbrochen wurde und im Herbst weitergehen soll. Weil auch künftige Historiker regelmäßig mit Archiven und alten Akten zu tun haben, kam parallel dazu der Universitätskurs zustande.

Von den ein Dutzend Veranstaltungen für die Studenten mussten dann ebenfalls coronabedingt elf digital stattfinden. Björn Schmalz suchte Schriften aus dem 17. bis 20. Jahrhundert heraus und versuchte dabei eine möglichst breite Palette aus dem Archivbestand auszuwählen. Feldpostbriefe waren darunter, wie er berichtet, Kirchenbücher, Grundbuchauszüge und sogar ein Schriftstück von Goethe.

Die Abteilung Merseburg des Landesarchivs Sachsen-Anhalt ist nach den coronabedingten Einschränkungen wieder zu seinen regulären Öffnungszeiten zurückgekehrt. Interessierte Benutzer können das Landesarchiv wieder dienstags und mittwochs von 8 bis 16 Uhr und donnerstags von 8 bis 18 Uhr besuchen und Archivgut einsehen.

Bei der Benutzung ist jedoch einiges zu beachten: Eine Nutzung des Lesesaals ist nur nach bestätigter Anmeldung möglich. Damit im Lesesaal ein Zwei-Meter-Abstand eingehalten werden kann, stehen bis auf Weiteres nur vier Benutzerplätze zur Verfügung. Der Besuch des Lesesaals ist nur mit einer selbst mitgebrachten Mund-Nasen-Bedeckung und unter Einhaltung von geltenden Abstands- und Hygieneregeln möglich.

Seit kurzem darf Archivgut des Landesarchivs Sachsen-Anhalt im Lesesaal mit eigenen Geräten, insbesondere analoge und digitale Kameras, Smartphones oder Tablets, an zugewiesenen Plätzen sowie an den Mikrofilmlesegeräten selbstständig fotografiert werden. Dieses Angebot ist kostenlos. Genauere Angaben hierzu gibt es auf der Website des Landesarchivs unter: https://landesarchiv.sachsen-anhalt.de/benutzung/selbst-anfertigung-von-reproduktionen

Die für dieses Jahr vorgesehene Veranstaltungsreihe 1. Merseburger Geschichtskolloquium „Zuwanderung/Auswanderung – Flucht/Vertreibung. Migrationsbewegungen im südlichen Sachsen-Anhalt“ muss aufgrund der Coronapandemie ausfallen. Es ist jedoch eine Verlagerung der gesamten Veranstaltungsreihe in das kommende Jahr angedacht.

Wegen der Pandemie keine Führung durch das Landesarchiv

Dazu versendete der Archivar immer auch die Übersetzung, damit die jungen Leute ihre Arbeit gleich überprüfen konnten. „Zum Glück gab es die Powerpointpräsentationen bereits“, so der Dozent. Für ihn habe die Herausforderung darin bestanden, sie für das Video zu vertonen.

Zu diesem Kurs geplante Besuche in Archiven in Halle, Leipzig oder Dessau mussten freilich abgesagt werden. Auch jetzt beim Besuch in Merseburg gab es wegen der Auflagen keine Führung durch das Landesarchiv. Der Punkt „Einblicke in das Archiv als Forschungsstätte des Historikers“ war beschränkt auf den Blick auf einige Originaldokumente, die Björn Schmalz ausgelegt hatte. „Immerhin kann man einmal persönlich ins Gespräch kommen und noch offene Fragen klären“, fand er.

Kurs könnte Familiengenerationen zusammenbringen

Schreiben, so wie unsere Vorfahren, habe er bewusst nicht als Übung ins Programm aufgenommen. Das sehe er nicht als sinnvoll an. Vielmehr komme es gerade für Historiker auf das Lesen können an, wenn sie auf alte Quellen zurückgreifen müssten. Aus seiner Sicht ist eine Wiederholung dieses Kurses empfehlenswert. Was bei seinen Studenten besonders gut ankam?

„Die Beispiele aus der Region“, heißt es übereinstimmend. Wenn es in den Schriftbeispielen um Orte oder Personen ging, die bekannt waren, sei das Interesse gleich größer geworden. Dann konnte es auch passieren, dass Oma und Enkelin plötzlich die Köpfe zusammensteckten und dann das Poesiealbum der Oma zur spannenden Lektüre wurde. (mz)