Alles etwas anders Alles etwas anders in einer Krise: So feiern Braunsbedraer ihre Hochzeit während der Corona-Pandemie

Braunsbedra - Der Brautstrauß ist vom Supermarkt nebenan, weil die Floristin nicht mehr liefert. Um Frisur und Make-up muss sich die Braut selber kümmern. Zur Zeremonie im Standesamt sind nur die Eltern und der Trauzeuge zugelassen. Die geplante Feier mit der Familie fällt aus. Doch Hannah und Thomas Weber, die in Braunsbedra leben, kann Freitagvormittag nichts von ihrer Hochzeit abhalten. Auch nicht der Coronavirus und die wegen ihm geltenden umfassenden Einschränkungen.
Hochzeit während der Corona-Pandemie: „Wir haben alles um uns herum dabei vergessen“
Eine Absage sei nicht in Frage gekommen, sagt das Paar. Weil der Termin seit einem halben Jahr feststehe. Weil die 24-Jährige Anfang Mai ein Baby erwartet. Und weil eine zusätzliche kirchliche Trauung geplant ist, wahrscheinlich 2021. So feiere man jetzt zwar nur im kleinen Kreis mit einem Stück Kuchen. „Aber alles andere holen wir nach.“
Immerhin schwärmen Braut und Bräutigam vom Ablauf der Zeremonie, als sie aus dem Rathaus in Braunsbedra kommen. „Wir haben alles um uns herum dabei vergessen“, strahlt Hannah Weber. Ihr frisch gebackener Ehemann (29) hat sowieso nur Augen für seine Frau, das merkt man im Interview ganz deutlich. Für die Standesbeamtin Andrea Peter-Silie sind die Worte der Braut aber das schönste Kompliment, das sie an diesem Tag bekommen kann.
70 Trauungen seien 2020 in der Stadt bisher angemeldet
„Das ist für alle eine belastende Situation“, sagt sie zur Corona-Pandemie. „Deshalb war das heute keine Routine. Ich war aufgeregter und emotionaler als sonst. Das war auch für mich nicht einfach“, begründet sie auch aus Sicht einer Mama und Oma. Doch Hannah und Thomas Weber seien bislang keineswegs die einzigen, die trotz aller aktuellen Einschränkungen an ihrem Hochzeitstermin festhalten, weiß Andrea Peter-Silie.
70 Trauungen seien 2020 in der Stadt bisher angemeldet. Die Mehrzahl der Paare möchte dabei am Geiseltalsee buchstäblich „in den Hafen der Ehe schippern“. Die Möglichkeit, sich auf der dortigen Seebrücke oder in der Touristinformation auf dem Hafenplatz das Ja-Wort zu geben, werde nach wie vor sehr gut angenommen.
Hochzeit per Livestream im Internet
In ihrem Standesamt seien wegen Corona bisher lediglich zwei Absagen eingegangen, selbst als klar war, dass bei Seebrücken-Hochzeiten aktuell maximal zehn Personen dabei sein dürfen. Für die Gäste, die nun zu Hause bleiben müssen, hat die zuständige Hochzeitsplanerin Juliane Tillmann aus Weißenfels schon einen Plan B entwickelt.
Sie will diesen Höhepunkt per Livestream im Internet übertragen. „Mit einem Link und einem Passwort zum Schutz der sensiblen Daten“, sagt sie. Technisch bestehe kein Problem, davon habe sie sich selbst Freitagvormittag überzeugt. Mit zwei Handykameras und einem Mikro könne sich die Oma zu Hause so fühlen, als sitze sie unter den Hochzeitsgästen. „Und sie kann dem Paar auch gleich live gratulieren.“ (mz)