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"1000 Jahre Kaiserdom Merseburg" "1000 Jahre Kaiserdom Merseburg": Grundsteine für das göttliche Gehäuse

Von kai agthe 13.05.2015, 17:57
Domdechant Curt Becker (li.) und Ausstellungsgestalter Jürg Steiner präsentieren den virtuellen Lettner, der Teil der Ausstellung sein wird.
Domdechant Curt Becker (li.) und Ausstellungsgestalter Jürg Steiner präsentieren den virtuellen Lettner, der Teil der Ausstellung sein wird. peter wölk Lizenz

Merseburg - Am 18. Mai vor 1.000 Jahren herrschte Feststimmung an jenem Ort, auf dem sich heute der Merseburger Dom erhebt: Vor genau einem Jahrtausend wurde der Grundstein, das heißt: die Grundsteine für die Kathedrale gelegt. Die Nachwelt ist über dieses Datum so genau informiert, weil Bischof Thietmar von Merseburg nicht nur unmittelbar beteiligt war, sondern in seiner Chronik von diesem Ereignis berichtet hat: „Inzwischen wurde in Gegenwart des Magdeburger Erzbischofs Gero mit dem Bau unserer Kirche begonnen. Ich selbst legte am 18. Mai in Form des heiligen Kreuzes die Grundsteine.“

Auftraggeber für den Bau war Kaiser Heinrich II., dessen Lieblingspfalz Merseburg war.

Die 1.000. Wiederkehr der Grundsteinlegung nehmen die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz zum Anlass für eine große Ausstellung, die vom 10. August bis zum 9. November im Museum im Schloss und im Dom zu sehen sein wird. Anlässlich des 1 000-Jahr-Jubiläums gab man gestern einen kleinen Einblick in die großangelegte Schau, deren Anspruch es sei, „die Besucher anschaulich in die Zeit vor 1.000 Jahren zurückzuversetzen“, wie Curt Becker, der Dechant der Vereinigten Domstifter, sagte.

Eingebettet werden soll die Baugeschichte des göttlichen Gehäuses in die mitteldeutsche Herrschaftsgeschichte. Die wird sich vom 11. bis zum 16. Jahrhundert spannen: Von Thietmar, der die Stadt für eine Gründung von Julius Caesar hielt, bis hin zur Reformation, mit der die Verehrung Heinrich II., die in Merseburg ihr Zentrum hatte, ein jähes Ende fand.

130 Exponate

Veranschaulicht werden soll das anhand von 130 Exponaten, die Museen aus ganz Europa zur Verfügung stellen, wie Holger Kunde, der Direktor der Vereinigten Domstifter, sagte. Auch die Baugeschichte soll sinnlich erfahrbar gemacht werden.

So können sich die Besucher nicht nur auf ein Modell des Domes freuen, das ihn zur Hälfte in seiner romanischen und zur anderen in seiner gotischen Gestalt zeigt, sondern auch über Illusionspanoramen, die der Ausstellungsgestalter Jürg Steiner vorstellte. So soll etwa der 1588 herausgerissene Lettner für die Dauer der Schau wieder auferstehen. Die bauliche Trennung zwischen Vierung und Langhaus wird als Theaterprospekt eingefügt werden.

Die Frage, warum Thietmar nicht nur einen Grundstein, sondern gleich deren zwölf legte, konnte Markus Cottin - der zusammen mit Holger Kunde die Ausstellung kuratiert - erklären: Diese zwölf Steine wurden an die zwölf Eckpunkte des Grundrisses gelegt, der auch beim Merseburger Dom eine Kreuzesform bildet. In die Steine wurden die Namen der zwölf Apostel aus dem Neuen und der ihr zugeordneten Propheten des Alten Testaments gemeißelt. Ein symbolischer Akt, der davon zeugen sollte, dass die Lehren der neuen und alten Verkünder des Wortes Gottes das Fundament der Kirche bilden. (mz)

Informationen zum Dom-Jubiläum: www.merseburg2015.de